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    Wie Verletzungen, Operationen und eine Laminektomie Brendan Frasers Karriere fast ruinierten - in "The Whale" feiert er sein Mega-Comeback
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Als wir bei den Filmfestspielen in Venedig weilten, begegneten wir einem Schauspieler, dem man einfach nur ansah, wie unglaublich glücklich er ist, hier zu sein: Brendan Fraser. Doch was war mit dem „Die Mumie“-Star die vergangenen Jahre?

    A24

    Auf dem Weg zur Pressekonferenz zum Film „The Whale“ in Venedig hatten die Stars eigentlich keine Zeit, schließlich sollte es in wenigen Minuten losgehen. Regisseur Darren Aronofsky winkte so nur aus der Ferne kurz einer in der Nähe des Eingangs wartenden Menschengruppe, und „Stranger Things“-Star Sadie Sink schrieb zwar ein paar Autogramme, aber eilte dann schnell weiter. Doch einer fiel aus der Reihe: Brendan Fraser.

    Der Hauptdarsteller des Dramas um einem 270 Kilogramm schweren und an seine Wohnung gefesselten Mann schritt die komplette Menschenreihe ab, um die Anwesenden abzuklatschen. Dann erfüllte er einen Autogramm- und Selfie-Wunsch nach dem anderen… bis ihm sein immer nervöser werdendes Team zu verstehen gab, dass er nun wirklich aufhören müsse, weil die Pressekonferenz losgehe. Brendan Fraser genoss das Bad in der Menge, strahlte über beide Ohren und machte einfach nur deutlich, wie schön es sei, zurück zu sein. Doch wo war Brendan Fraser in letzter Zeit eigentlich?

    Vornweg müssen wir natürlich sagen, dass Fraser nie ganz weg war. In den vergangenen Jahren war er in der Serie „Doom Patrol“ zu sehen, hatte diverse Gastrollen in weiteren TV-Serien und zuletzt auch eine kleine Nebenrolle in Steven Soderberghs „No Sudden Move“. Doch es waren eben fast nur Mini-Parts – selbst in „Doom Patrol“. Da ist seine Figur zwar sehr präsent, steckt aber unter einer Maske und wurde die meiste Zeit von einem anderen Schauspieler verkörpert. Fraser kam vor allem als Sprecher sowie in Rückblenden zum Einsatz.

    Daher kann man „The Whale“ schon als Comeback bezeichnen, schließlich sehen wir ihn hier zum ersten Mal wieder in einer Hauptrolle, als Star, welcher den Film tragen muss – und das rund zwei Jahrzehnte nachdem Fraser mit „George – Der aus dem Dschungel kam“ und „Die Mumie“ zu den größten Kinostars überhaupt gehörte. Kein Wunder, dass auch Darren Aronofsky nun davon sprach, mit seinem Film den Schauspieler wieder einem Publikum „vorstellen“ zu wollen.

    Brendan Fraser: Auch seine größten Hits haben seine Karriere ruiniert

    Hits wie „Die Mumie“ sind dabei aber mit dafür verantwortlich, dass Brendan Fraser in den letzten Jahren so wenig gedreht hat. Denn der Schauspieler war dafür bekannt, so viele Stunts wie möglich ohne Double zu machen. Doch gerade dieser aufreibende Dreh von Actionszenen forderte seinen Tribut.

    In einem Zeitraum von sieben Jahren musste sich Fraser schließlich sieben Mal operieren lassen. Es sei in dieser Zeit immer wieder rein und raus aus Krankenhäusern für ihn gegangen. Teil der Operationen war sogar eine Laminektomie, eine Operation der Wirbelsäule, die man eigentlich zu vermeiden versucht. Dabei wird ein Teil eines oder mehrerer Wirbel entfernt. Auch am Knie sowie am Stimmband wurde der Schauspieler operiert.

    Brendan Fraser: "Ich wurde sexuell belästigt"

    Auch andere Faktoren setzten dem „Die Mumie“-Star zu. 2018 machte Fraser öffentlich, dass er 2003 von Philip Berk, damals Präsident der mächtigen Journalistenorganisation Hollywood Foreign Press Association, die auch die Golden Globes verleiht, sexuell belästigt wurde. Berk habe ihn unter anderem unsittlich am Po berührt. Fraser gab an, dass ihm der Vorfall über Jahre zugesetzt habe, weil er sich wehrlos und „wie ein kleines Kind“ gefühlt habe.

    Da sich niemand mit dem einflussreichen Journalisten anlegten wollte, sei Fraser von den Hollywood-Studios zudem geblacklistet worden. Berk, der die Vorwürfe bis heute bestreitet, blieb bis 2021 Präsident der HFPA, musste dann nach einem Rassismus-Eklat aber gehen.

    Zudem litt Fraser unter der Scheidung von seiner Frau, die auch eine öffentliche Schlammschlacht nach sich zog, als der Schauspieler nach einigen Jahren vor Gericht eine Änderung der Trennungsvereinbarung beantragte, weil er die ihm auferlegten Zahlungen nicht mehr leisten könne. Auch der Tod seiner Mutter habe ihm sehr zugesetzt.

    All diese Dinge hätten dazu beigetragen, dass er kaum mehr Rollen spielen konnte und auch keine weiteren angeboten bekam.

    "The Whale": Mündet das Comeback in einem Oscar?

    Nun ist er mit „The Whale“ zurück. Trotz der Erfahrungen der Vergangenheit wirft er sich hier auch noch mal körperlich voll rein. Jeden Tag verbrachte er angeblich sechs Stunden in der Maske, um einen Prothesenanzug anzulegen, der ihn glaubhaft einen 270-Kilo-Mann (siehe auch unser Artikelbild) spielen lässt. Am Set habe er sich wie seine Figur kaum bewegen können, brauchte daher immer Hilfe, um aufzustehen, sich wieder hinzusetzen oder irgendwohin zu gehen.

    Es sei vielleicht das letzte Mal, dass er so eine körperlich anstrengende Rolle übernommen habe, verriet er am Rande der Weltpremiere in Venedig. Belohnt werden könnte seine Mühe mit einem Oscar. Hollywood liebt schließlich solche Comeback-Stories, und schon jetzt gehört Fraser deswegen zu den Top-Favoriten in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ - auch wenn er in Venedig den Schauspielpreis seinem Kollegen Colin Farrell für „The Banshees Of Inisherin“ überlassen musste. Auch in der FILMSTARTS-Kritik zeigen wir uns von dem Hauptdarsteller begeistert. „The Whale“ soll dann 2023 in die deutschen Kinos kommen, hat aber noch keinen konkreten Termin.

    Auf jeden Fall ist Fraser in Hollywood bereits wieder angesagt. Seine Rolle als Bösewicht im DC-Projekt „Batgirl“ werden wir zwar wohl nie sehen, weil der Film bekanntlich nie veröffentlicht werden soll, aber Fraser hat sich bereits zahlreiche andere Jobs geschnappt: Abgedreht hat er so unter anderem schon die an „Twins“ erinnernde Komödie „Brothers“ mit Peter Dinklage und Josh Brolin als ungleiche Brüder, sowie Martin Scorseses neuen Thriller „Killers of the Flower Moon“ mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro.

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