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    Meine Frau, unsere Kinder und ich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Meine Frau, unsere Kinder und ich
    Von Daniel Jacobs

    Mit „Mein Frau, unsere Kinder und ich" geht eine der beliebtesten Comedy-Reihen Hollywoods in die dritte Runde. Im Mittelpunkt steht weiterhin Gaylord Fockers verzweifeltes Ringen um Akzeptanz und Anerkennung durch seinen unglaublich misstrauischen Schwiegervater. Das Festhalten an dieser auf die Stars Ben Stillerund Robert De Niro zugeschnittenen Erfolgsformel ist wenig verwunderlich, schließlich ließen die beiden Vorgänger mit genau dieser Prämisse weltweit die Kinokassen klingeln. Doch im Vorfeld wurde die Vorfreude der Fans getrübt: Der Regisseur der ersten beiden Filme, Jay Roach, wollte nur noch als Produzent agieren und Altstar Dustin Hoffman, der im zweiten Teil „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" grandios Gaylords Vater Bernie verkörperte, entschied sich gar zunächst ganz gegen ein erneutes Engagement. Dann folgten auch noch Berichte über mäßige Zuschauerreaktionen bei Testvorführungen, es wurde nachgedreht und umgeschnitten. Aber es kann Entwarnung gegeben werden. Dem fertigen Produkt ist die holprige Entstehung kaum anzumerken: Der neue Regisseur Paul Weitz („American Pie", „About a Boy") trifft den Ton der Vorgänger, die liebgewonnenen Charaktere kehren allesamt zurück und servieren uns pünktlich zu Weihnachten eine weitere vergnügliche Komödie.

    Seit mittlerweile einem Jahrzehnt ist Gaylord Focker (Ben Stiller) Teil der Familie Byrnes. Der Ehe mit Pam (Teri Polo) sind die beiden Zwillinge Henry und Samantha entsprungen. Greg, wie man ihn besser nennen sollte, ist nicht mehr nur eine männliche Krankenschwester, sondern inzwischen in einer führenden Position beschäftigt. Selbst das spannungsreiche Verhältnis zu seinem Schwiegervater Jack (Robert De Niro) scheint sich etwas gebessert zu haben, eine Aufnahme in den „Kreis des Vertrauens" des Ex-CIA-Agenten steht in Aussicht. Nach einer Herzattacke (der gute Jack defibrilliert sich in Do-it-yourself-Manier) fasst der Familien-Patriarch einen schweren Entschluss: Im Falle seines baldigen Ablebens will er die Führung des Byrnes-Bundes an Greg abgeben! Doch als Pams ehemaliger Liebhaber Kevin (Owen Wilson) das familiäre Zusammenleben durcheinander bringt und Jack auch noch argwöhnt, dass Greg mit seiner umwerfenden Geschäftspartnerin Andi Garcia (Jessica Alba) anbandelt, werden die Zukunftspläne schnell wieder über Bord geworfen. Doch Greg ist über die Jahre schlagfertiger und selbstbewusster geworden. Hat er das Zeug dazu, seinen Mann zu stehen oder schafft es der alte Jack endgültig, ihn aus seiner Ehe zu ekeln?

    In den ersten Minuten von „Meine Frau, unsere Kinder und ich" scheinen sich alle Zweifel, die dem Sequel entgegengebracht werden, zu bestätigen: Der Humor driftet noch weiter in den Klamauk ab, richtige Lacher sind Fehlanzeige. Die ersten Auftritte von Owen Wilson („Starsky und Hutch", „Woher weißt du, dass es Liebe ist") und Dustin Hoffman („Die Reifeprüfung", „Rain Man"), der für den Nachdreh doch noch zur Mitwirkung überredet werden konnte, wirken lieblos eingestreut. Es ist deutlich zu merken, dass Hoffmans Flamenco-Tanz-Szene in Sevilla ursprünglich nicht eingeplant war. Paul Weitz' erkennbare Absicht, allen Co-Stars einen besonders lustigen ersten Auftritt zu bescheren, wirkt allzu bemüht und so droht „Little Fockers" (so der Originaltitel) anfangs das trostlose Schicksal vieler lieblos zusammengestückelter Sequels.

    Doch mit dem Truthahn kommt die Wende und es gelingt den Filmemachern, das Ruder herumzureißen: Gregs Versuch, als Familienboss aufzutreten und den Festtagsbraten gebührend aufzuschneiden, endet im Chaos - monströse Blutfontäne inklusive. Mit dieser irrwitzigen Szene kommt der Film richtig in Fahrt, solche urkomisch-unwahrscheinlichen Situationen sind seit dem unvergesslichen Urnen-Missgeschick aus „Meine Braut, ihr Vater und ich" ein Markenzeichen der Reihe und auch Teil 3 kann noch die eine oder andere weitere Perle aufweisen. Ein Highlight stellt dabei ein Faustkampf zwischen „Raging Bull" De Niro und Stiller dar, bei dem in einem Bällchenpool für Kinder „Der weiße Hai" zitiert wird.

    Die bekannten und beliebten Charaktere sind der große Trumpf des Films. Vom schrulligen Familien-Oberhaupt und ehemaligen Agenten Jack bis zum Krankenpfleger namens Gaylord: Paul Weitz weiß genau um das komische Potential der ihm vorgegebenen Figuren, er verlässt sich auf ihre bewährten Qualitäten und wagt keine großen Experimente. Die Handlung ist genrebedingt vorhersehbar und überraschungsarm, wodurch die charismatischen Stars noch stärker in den Vordergrund treten, aber nach den erwähnten Startschwierigkeiten entsteht eine vergnügliche Mischung aus fröhlichem Klamauk, Dialogwitz und Charakter-Komik. Das Timing von Regisseur Paul Weitz ist dabei nicht so punktgenau wie das seines Vorgängers Jay Roach, die Übergänge sind nicht immer ganz flüssig, aber das schwierige Verhältnis zwischen Greg und Jack sorgt noch immer für Heiterkeit, das Zusammenspiel der beiden Stars gelingt einmal mehr vorzüglich.

    Neben den beiden Protagonisten Stiller und De Niro, die erneut die Dynamik des Films bestimmen, sorgen auch die Nebendarsteller für einige Akzente. Als brillante Idee darf dabei die Ausweitung der Rolle von Owen Wilson gelten, der mit seinem verschrobenen Charme einige Glanzpunkte setzt. Auch die Nachdrehs mit Dustin Hoffman erweisen sich trotz der holprigen Einführung insgesamt als richtige Entscheidung. Mit seinem Gespür für Komik sorgt der Routinier für Belebung, während seine Filmgattin Barbra Streisand („Is´ was, Doc", „Yentl") leider unterbeschäftigt ist. Die Diva kommt ebensowenig zur Entfaltung wie Harvey Keitel („Pulp Fiction", „Thelma & Louise"). Sein Talent wird mit seiner weder lustigen noch interessanten neuen Figur verschwendet. Eine willkommene Bereicherung ist dagegen Jessica Alba („Dark Angel", „Sin City") als überschwängliche Traumfrau. Die Einführung der Kinder wiederum ist zwar eine sinnvolle Erweiterung des Focker-Universums, eine tragende Rolle, wie es der Titel erwarten lässt, spielen die Sprösslinge allerdings nicht.

    Fazit: Fans der beiden ersten Megaerfolge um Gaylord Focker und Familie dürfen nicht unzufrieden sein, denn „Meine Frau, unsere Kinder und ich" bietet einmal mehr die bewährten Zutaten: sympathische Charaktere, spielfreudige Stars und einige urkomische Momente. Nach einem schwachen Anfang steigert sich das Niveau, erreicht aber nicht die Qualität der Vorgänger.

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