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    Otto's Eleven
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Otto's Eleven
    Von Annemarie Havran

    Otto Waalkes ist Geschmackssache. Das war schon immer so. Ob man über „Susi Sorglos‘ Fön" oder „English For Runaways" lachen konnte oder Otto für den beklopptesten Pseudo-Komiker Deutschlands hält: So ziemlich jeder hat eine Meinung zu ihm. Und irgendwie strömt das deutsche Kinopublikum dann doch immer wieder in jedes neue Otto-Leinwandspektakel, zuletzt 3,6 Millionen in „7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug". Trotzdem scheint Otto seinen künstlerischen Zenit überschritten zu haben und liefert seit nunmehr 30 Jahren die immerwährend gleichen Gags ab. Da weiß das Publikum wenigstens, was es erwartet. Mit seinem neuen Werk „Otto's Eleven" begibt sich der Ostfriese nun auf einen ähnlichen Parodie-Kurs wie Michael "Bully" Herbig mit „Der Schuh des Manitu" oder „TRaumschiff Surprise - Periode 1" und nimmt den Gentlemen-Gangster-Erfolg „Ocean´s Eleven" mit George Clooney gehörig auf die Schippe. Regie führt wie bei den „7 Zwerge"-Filmen erneut Sven Unterwaldt, der auch hier nicht auf sein altbewährtes Erfolgsrezept verzichtet und den Film als Familienkomödie mit deutschem Comedian-Staraufgebot inszeniert.

    Otto (Otto Waalkes) lebt mit seinen Freunden Mike (Mirco Nontschew), Oskar (Max Giermann), Pit (Rick Kavanian) und Artur (Arnd Schimkat) auf der Insel Spiegeleiland und betätigt sich als Watt-Maler. Mit diesem Gewerbe hofft er, zahlungskräftige Touristen anzulocken. Als weder Ottos Zeichenkünste noch die Kabeljau-Delikatessen von Pit oder das Fitness-Programm des Leggins-tragenden Mike die benötigten Heerscharen von Kundschaft anlocken, beschließen die Inselbewohner, einen Werbefilm fürs Internet zu drehen. Dieser lockt Casino-Besitzer Jean Du Merzac (Sky Du Mont) auf das Eiland, der im Hintergrund des Videos ein wertvolles Gemälde erspäht hat, das er sich nun mit Hilfe seiner Sicherheits-Chefin Rossdal (Stephanie Berger) unter den Nagel reißt. Um Ottos geliebtes Erbstück zurückzuholen, verlassen die fünf Freunde ihre Insel und schmieden den Plan, in Du Merzacs Casino einzubrechen und das Gemälde einfach wieder zurückzustehlen...

    Die Geschichte orientiert sich grob an der Handlung von Steven Soderberghs Gauner-Komödie „Ocean's Eleven", auch wenn außer dem Titel die einzige weitere konkrete Gemeinsamkeit darin besteht, dass der Ort des Einbruchs ein Casino ist. Von Anfang an konzentriert sich Regisseur Sven Unterwaldt darauf, die Stärken von Ottos Co-Stars herauszuarbeiten. Rick Kavanian darf in gewohnter „Bullyparade"-Manier zahlreiche Dialekte vorführen, Mirco Nontschew gibt den leicht überspannten Fitness-Guru und Max Giermann konzentriert sich auf das, was er auch bei „Switch Reloaded" am besten kann, nämlich Prominente zu parodieren, allen voran Stefan Raab, der im Film nun Stefan Fink heißt. Sky Du Mont ist in seiner x-ten Neuauflage des Fieslings „Santa Maria" aus „Der Schuh des Manitu" zu sehen, andere Typen sind für den adretten Silberfuchs im deutschen Kino kaum mehr vorstellbar.

    Und Otto macht das, was er schon seit 30 Jahren macht: Er kalauert, gibt komische Geräusche von sich und tippelt im berühmten Otto-Gang umher. Für Kinder ein herrlicher Spaß, für Erwachsene doch recht ausgelutscht. Da stellt sich einem mitunter sogar die Frage, ob das überhaupt jemals wirklich lustig war. Der Wortwitz ist halbgar („Wenn du uns nicht gleich die Tür passieren lässt, dann passiert was!"), ansonsten wird infantil geulkt und das eine oder andere Ständchen mit der Ukulele zum Besten gegeben. Das wirkt auf Dauer schon etwas lahm. Allerdings hat dieser harmlose Spaß in Zeiten von Fäkal- und Brachialhumor à la „Jackass 3D" auch etwas für sich. Er ist kindertauglich und erinnert auf nostalgische Weise an die zotigen Klamotten der 80er Jahre, wie die ersten drei „Otto"-Filme oder auch die „Supernasen"-Reihe mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger. Ein Humor, den die Deutschen (wohl recht exklusiv) zu mögen scheinen.

    Lustige kleine Einfälle wie das spiegeleiförmige Eiland oder der dezent platzierte Ottifant auf dem entwendeten Gemälde sind zwar selten, aber doch vorhanden. Auch die üblichen Gastauftritte von mehr oder minder prominenten Stars fehlen nicht: „Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Sara Nuru schlägt sich in ihrer ersten Kinorolle ganz passabel und Star-Comedian Olli "Dittsche" Dittrich darf den rasenden Reporter Harry Hirsch geben – also eine Figur, die eigentlich Otto erfunden hat und die im Film nun gleich von mehreren Personen verkörpert wird. So kommt es auch zu einer ziemlich lustigen „Spiegel"-Szene in bester Slapstick-Manier zwischen Otto und Olli Dittrich, die sich beide im beigen Reporter-Trenchcoat gegenüberstehen.

    Sogar die romantische Ader des Zuschauers wird bedient, denn es gibt allerlei Liebeleien in Ottos Elf, die erst am Ende des Films durch ein nicht-menschliches Mitglied vervollständigt wird. Am Ende wird Du Merzac (haha, „Dummer Sack") selbstverständlich ausgebootet und während sich die Kinder köstlich amüsieren und vor Lachen biegen, fragt sich der erwachsene Zuschauer irritiert und eventuell sogar etwas peinlich berührt, was man an Otto selbst eigentlich mal so gut fand. Aber Ottos Humor ist harmlos und tut keinem weh. Und vielleicht ist es genau das, was einen dann doch amüsiert - dieses unangestrengte Kalauern, dieses alberne Rumgeblödel, das bei Otto nun mittlerweile schon in der zweiten oder dritten Generation funktioniert. Und eine solche Langlebigkeit haben neben Otto nun mal nur die allerwenigsten deutschen Comedians vorzuweisen.

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