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    Der gestiefelte Kater
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der gestiefelte Kater
    Von Christoph Petersen

    „Shrek 5" musste auch wirklich nicht sein. Sicherlich zählen „Shrek" und „Shrek 2" mit Recht zu den stärksten Animationsfilmen des vergangenen Jahrzehnts, aber schon bei den Teilen 3 und 4 war die Luft merklich raus. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass die Verantwortlichen beim Hollywoodstudio DreamWorks auf das leicht verdiente Geld, das ein weiteres Sequel in die Kassen gespült hätte, verzichtet haben, um stattdessen einer der beliebtesten Figuren des „Shrek"-Universums einen eigenen Film zu spendieren. Das Animations-Abenteuer „Der gestiefelte Kater" von Regisseur Chris Miller vereint dabei all die Qualitäten, die man sich vorab von dem Spin-Off erhofft hatte: Der Film hat Tempo, Witz und sieht – vor allem in 3D – hervorragend aus. Leider haben die Macher es aber verpasst, all diese Elemente auch noch in eine charmante Geschichte zu betten. Stattdessen dient diese nun lediglich als schlecht kaschierter Vorwand, um von einer Actionsequenz zur nächsten zu hecheln.

    Einst war der gestiefelte Kater (Stimme: Antonio Banderas, Benno Fürmann) ein von allen gefeierter Volksheld. Aber dann wurde er von seinem damals besten Freund Humpty Dumpty (Zach Galifianakis, Elton) betrogen. Seitdem lebt der sprechende Kater als Outlaw auf der ständigen Flucht vor dem Gesetz. Aktuell hat er es auf drei magische Bohnen abgesehen, die sich im Besitz des Gangster-Pärchens Jack (Billy Bob Thornton, Christian Berkel) und Jill (Amy Sedaris, Andrea Sawatzki) befinden. Bei seinem ersten Versuch, sich die grün leuchtenden Hülsenfrüchte anzueignen, macht dem gestiefelten Kater allerdings ein maskierter Konkurrent einen Strich durch die Rechnung. Bei diesem handelt es sich jedoch nicht etwa um einen anderen Kater, sondern um die sehr attraktive Katzendame Kitty Softpaws (Salma Hayek), die zudem auch noch für einen alten Bekannten arbeitet: Um doch noch an die Bohnen heranzukommen, muss der gestiefelte Kater also wohl oder übel über seinen Schatten springen und sich noch einmal mit Humpty Dumpty zusammentun...

    In den meisten Kritiken reicht für das 3D ja eine kurze Anmerkung zum Schluss, aber in diesem Fall kann man auch ruhig mal damit anfangen: Während zum Beispiel Konkurrent Pixar („Oben", „Toy Story 3") bei seinen Filmen immer darauf achtet, dass die dritte Dimension bloß nicht von der Story ablenkt, kennt Regisseur Chris Miller keine Hemmungen und feuert aus allen Rohren. Ausladende Kamerafahrten durch die mexikanische Steppe und direkt auf den Zuschauer zufliegende Degen rücken „Der gestiefelte Kater" zwar immer wieder in die Nähe einer Rummelplatzattraktion, aber was soll's, Spaß macht das wilde 3D-Treiben allemal. Dazu passt es dann auch, dass der Film noch viel stärker als vergleichbare Animations-Abenteuer auf ausgedehnte Action-Sequenzen setzt: vom schnell getakteten Tanzduell auf Leben und Tod über eine Kutschenverfolgung nahe am Abgrund eines Canyons bis hin zur luftigen Reise auf einer in die Höhe schießenden Bohnenranke – an Tempo mangelt es „Der gestiefelte Kater" ganz sicher nicht.

    Dafür fehlt es aber an einer Geschichte, die mehr leisten würde, als nur die Räume zwischen den Actionszenen zu überbrücken. War „Shrek" noch ein Anti-Märchenfilm, in dem es vornehmlich darum ging, sich über die Erzählungen von den Gebrüdern Grimm bis zu Walt Disney lustig zu machen, verzichtet „Der gestiefelte Kater" nun auf diese Ebene und schmeißt einfach so ein paar Märchen zusammen. Gegen ein solches Potpourri wäre zwar grundsätzlich nichts einzuwenden, aber die Mixtur fällt in diesem Fall doch arg lieblos aus. Vor allem zu Jacks Bohnenstrang, dem Wolkenreich der Riesen und der goldenen Henne ist den Drehbuchautoren Brian Lynch, David H. Steinberg, Tom Wheeler und Jon Zack nicht ein charmanter Witz eingefallen, stattdessen halten auch diese Story-Elemente nur für weitere Action-Einlagen her. Lediglich in einer Rückblende, in der die Kindheit vom gestiefelten Kater und Humpty Dumpty in einem Waisenhaus beleuchtet wird, kitzelt der Film beim Zuschauer Gefühle heraus, ansonsten lässt einen das kaum einmal innehaltende Action-Feuerwerk aber emotional kalt.

    Das ist schon deshalb schade, weil die Figuren eigentlich stark genug wären, um auch eine ausgefeiltere Filmhandlung zu tragen. Vor allem natürlich der gestiefelte Kater selbst, der schon in den „Shrek"-Filmen so ziemlich jede Szene gestohlen hat, in der er aufgetreten ist, in seinem eigenen Film aber nun noch einen Gang zulegt und einen staubtrockenen Oneliner nach dem anderen raushaut (nichts gegen die deutsche Stimme Benno Fürmann, aber wer die Chance hat, sollte den Film im Original sehen, denn Antonio Banderas ist als machohafter Kätzchenheld einfach fantastisch). Die einzige, die dem Macho-Kater das Wasser reichen kann, ist die samtpfotige Taschendiebin Kitty Softpaws, die neben dem gestiefelten Kater auch den Zuschauern den Kopf verdreht. Ist es eigentlich sehr bedenklich, wenn man eine animierte Katze sexy findet? Humpty Dumpty (der Protagonist des gleichnamigen englischen Kinderreims) fällt da im Vergleich ein wenig ab. Aber wahrscheinlich ist es auch nicht gerade eine leichte Aufgabe, ein Ei mit Gesicht so zu animieren, dass es sich plötzlich zum Publikumsliebling aufschwingt.

    Fazit: Der Kater ist cool, die Action macht Laune und das 3D hat Pfiff – aber bei der lieblosen Story, die das alles mehr schlecht als recht zusammenhält, hätte man sich ruhig ein bisschen mehr Mühe geben dürfen.

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