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    Kleine wahre Lügen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kleine wahre Lügen
    Von Ulf Lepelmeier

    Mit mehr als 5,3 Millionen Zuschauern avancierte Guillaume Canets Tragikomödie "Kleine wahre Lügen" 2010 zum zweiterfolgreichsten Film des Jahres in Frankreich und konnte damit internationale Hits wie "Inception", "Toy Story 3" oder "Alice im Wunderland" überholen. Der immense Erfolg ist dabei insbesondere dem All-Star-Cast um François Cluzet und Marion Cotillard zu verdanken, der trotz spürbarer Film-Überlänge für sommerliches Amüsement sorgt und vor dem Hintergrund der einladenden Strandszenerie des sonnigen Südfrankreich echtes Urlaubsfeeling aufkommen lässt.

    Wie jedes Jahr fährt die Pariser Clique um den wohlhabenden und permanent gestressten Max (François Cluzet) für einige Wochen nach Südfrankreich, um es sich in dessen Anwesen am Cap Ferret gut gehen zu lassen. Doch der schwere Motorradunfall von Ludo (Jean Dujardin) wirft einen dunklen Schatten auf den diesjährigen Urlaub. Nach einem Besuch im Krankenhaus beschließt die Gruppe, den gemeinsamen Trip wegen Ludos schlechtem Zustand in verkürzter Form anzutreten. Dabei kommen lang schwelende Konflikte ans sonnige Tageslicht. Restaurantbesitzer Max weiß überhaupt nicht mit der Liebesoffenbarung des Chiropraktikers und nicht minder verwirrten Familienvaters Vincent (Benoît Magimel) umzugehen. Währenddessen nervt der von seiner Ex-Freundin besessene Antoine (Laurent Lafitte) seine Freunde, Nymphomanin Marie (Marion Cotillard) hadert mit ihrer Beziehungsunfähigkeit und der selbstverliebte Eric (Gilles Lellouche) muss um seine Freundin Lea kämpfen, die seine Seitensprünge nicht mehr tolerieren will...

    Der vor allem als Schauspieler bekannte Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Canet ("Kein Sterbenswort", "Bad, Bad Things") lädt zum Sommerurlaub mit einer Gruppe von Thirty- and Fourtysomethings, die alle auf unterschiedliche Weise mit ihren Gefühlen und den unberechenbaren Wogen der Liebe zu kämpfen haben. Dabei erinnert die mit Beziehungsproblemen und –Konstellationen vollgestopfte Tragikomödie in ihren besten Momenten an die Werke Woody Allens ("Vicky Cristina Barcelona") und lässt Parallelen zu "Der große Frust" erkennen. "Kleine wahre Lügen" aber mäandert phasenweise etwas zu gemächlich durch das Beziehungschaos der neurotischen Pariser-Urlaubsgruppe, zumal Canet einige Klischees bedient. Auch wenn das Ende arg melodramatisch ausfällt, überwiegen die heiteren Szenen, in denen Witz und Charme des All-Star-Casts voll ausgespielt werden.

    Marion Cotillard ("Inception") begeistert als genusshungrige Entwicklungshelferin Marie, die sich zwanglos sowohl mit Männern als auch mit Frauen vergnügt, aber doch unzufrieden mit ihrer Situation ist. Immer ein Rotweinglas in Händen, offenbaren Maries glasige Augen ihre Traurigkeit über ihre scheinbare Beziehungsunfähigkeit. François Cluzet ("So ist Paris"), der schon in Canets vorherigen Film "Kein Sterbenswort" die Hauptrolle übernahm, amüsiert als unter Starkstrom und immer kurz vor der Explosion stehender Geschäftsmann Max. Und Benoît Magimel ("Die Klavierspielerin") verkörpert den in den Restaurantbesitzer verliebten Familienvater Vincent mit dem notwendigen Feingefühl.

    Laurent Lafitte ("Ein Geheimnis") überzeugt vor allem komödiantisch als liebestrunkener Antoine, der alle Gruppenmitglieder mit der Frage nervt, wie er die nächste SMS an seine Ex-Freundin am besten formulieren soll. Jean Dujardins Leinwandzeit ist hingegen leider fast ausschließlich auf die ersten 10 Minuten beschränkt. Strand, Rotwein und Liebeswirren – Regisseur Guillaume Canets Publikumserfolg über Freundschaft, Liebe und kleine Heimlichkeiten ist trotz einer stolzen, etwas zu lang geratenen Laufzeit von 154 Minuten ein recht kurzweiliges, bittersüßes Vergnügen. Mit seinem hervorragend aufgelegten Ensemble empfiehlt sich die Tragikomödie "Kleine wahre Lügen", damit trotz kleiner Schwächen, als Sommerfilm par excellence.

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