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    Love Wedding Repeat
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Love Wedding Repeat

    … und täglich grüßt die Braut

    Von Sidney Schering

    Hochzeitsfeierlichkeiten sind seit jeher ein beliebtes Thema für Komödien (bei so viel Stress kann eben auch leicht eine Menge schiefgehen). Von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ über „Die Hochzeit meines besten Freundes“ und „Hangover“ bis hin zu „Das Leben ist ein Fest“ (mehr als drei Millionen Besucher in Frankreich) hat dieses Sub-Genre über die Jahrzehnte etliche Kinohits hervorgebracht. Bei so vielen erfolgreichen Vertretern verwundert es deshalb schon, dass sich die Netflix-Produzenten ausgerechnet die französische Hochzeits-Komödie „Plan De Table“ für ein englischsprachiges Remake ausgeguckt haben – der Film ist bei seinem Start 2012 nämlich total gefloppt. Wenig überraschend also, dass die namhafte Besetzung von Dean CraigsLove Wedding Repeat“ wesentlich interessanter ist als der Filmstoff selbst.

    Der Unglücksrabe Jack (Sam Claflin) bedauert immer noch, dass ihm einst ein entfernter Bekannter die Tour bei seiner Traumfrau Dina (Olivia Munn) vermasselt hat. Damit seine Schwester Hayley (Eleanor Tomlinson) nicht eines Tages genauso frustriert auf einen wichtigen Liebesmoment zurückblickt, hat er sich geschworen, ihr den perfekten Hochzeitstag zu bescheren. Aber die Chancen stehen schlecht: Jacks Ex Amanda (Freida Pinto) kreuzt plötzlich mit ihrem eifersüchtigen neuen Lover (Allan Mustafa) auf, während sämtliche Flirtchancen mit der ebenfalls überraschend vorbeischauenden Dina von der Laberbacke Sidney (Tim Key) im Keim erstickt werden. Und als dann auch noch ein ungebetener Psycho-Gast (Jack Farthing) auftaucht, gegen den nur noch ein heimlich eingeflößtes Schlafmittel helfen kann, mischt das Schicksal plötzlich die Platzkarten neu…

    Jack will seiner Schwester unbedingt den perfekten Hochzeitstag bescheren ...

    Der an „Live. Die. Repeat.“ (der Alternativtitel des Tom-Cruise-Sci-Fi-Actioners „Edge Of Tomorrow“) angelehnte Filmtitel deutet es bereits an: „Love Wedding Repeat“ erzählt nicht einfach bloß von einer aus dem Ruder laufenden Hochzeitszeremonie, sondern springt im Lauf der Handlung auch wieder an den Anfang desselben Heiratsfestes zurück – wobei im wiederholten Durchlauf schon früh ein kleines Detail verändert wird, woraufhin sich frei nach dem Schmetterlingseffekt eine völlig neue Kette von Ereignissen in Gang setzt. Eine RomCom-Version des Ashton-Kutcher-Thrillers „Butterfly Effect“ geschweige denn ein Hochzeits-„Edge Of Tomorrow“ sollte man aber trotzdem nicht erwarten: Drehbuchautor Dean Craig („Die Trauzeugen“) erzählt in seinem Langfilm-Regiedebüt nur zwei mögliche Abläufe ausführlich. Einblicke in weitere Paralleluniversen gewährt er nur in einer kurzen Montage und völlig frei von Konsequenzen im Abspann (als wären sie Outtakes).

    Nun muss auch nicht jede Schmetterlingseffekt-Geschichte auf Teufel komm raus Dutzende an Szenarien ausbreiten – auch eine der besten Episoden der Krankenhaus-Sitcom „Scrubs – Die Anfänger“ begnügt sich schließlich mit zwei unterschiedlichen Abläufen derselben Geschichte. Aber hier ziehen sich die beiden potenziellen Verläufe der Feier trotz der überschaubaren Gesamtlaufzeit von 100 Minuten schon bald so sehr, dass man sich danach sehnt, „Love Wedding Repeat“ würde seinem Titel gerecht werden und einfach in schneller Schlagfolge zahllose mögliche Szenarien aneinanderreihen. So jedenfalls herrscht in „Love, Wedding, Repeat“ viel zu viel Leerlauf.

    Zu brav, um wirklich lustig zu sein

    Ein Grund dafür sind die flachen Charakterisierungen: Da die meisten Figuren sehr dünn skizziert und somit leicht zu durchschauen sind, kündigen sich viele Gags allzu überdeutlich an. Daher kann es schnell passieren, dass man einfach nur noch darauf wartet, dass eine Figur doch bitte endlich in das bereits zurechtgemachte Fettnäpfchen treten möge – wobei es Dean Craigs aalglatte Inszenierung es dann noch nicht einmal vermag, aus den Missgeschicken Kapital in Form boshafter Schadenfreude zu schlagen. Daher sind es vornehmlich zügig erzählte, in sich abgeschlossene Unglücksketten, die in „Love Wedding Repeat“ zünden. Wobei auch diese nicht durch Cleverness, sondern mit ausgestellter Albernheit überzeugen – etwa wenn der völlig weggetretene Bryan im Delirium eine Rede hält. Hier kann sich „Yesterday“-Nebendarsteller Joel Fry vollauf auf seinen dusselig-rauen Charme verlassen, während er seelenruhig Unsinn verzapft.

    Oftmals macht auch der Schnitt den Darstellern einen Strich durch die Rechnung. „Predator: Upgrade“-Star Olivia Munn spielt Dina zwar angenehm locker und mit reichlich Charisma, doch wenn sich Dina mal einen Scherz erlaubt, reißt der hastige Schnitt Munns Timing völlig in Stücke. Ähnlich ergeht es „Living With Yourself“-Darstellerin Aisling Bea, die sich als klettenhafte Quasselstrippe an Bryan haftet: Beas maßlose Kommentare funktionieren zwar auf dem Papier, allerdings setzt der Schnitt ganz eigene Akzente, die komplett gegen Beas komödiantischen Duktus gebürstet sind.

    ... aber dabei macht ihm unter anderem seine Traumfrau Dina das Leben schwer.

    Dafür hält Sam Claflin („Ein ganzes halbes Jahr“) die Szenen rund um Jack ziemlich effektiv zusammen – er spielt den Protagonisten des Films mit einer kummervollen Tapsigkeit, die Mitleid mit Jack generiert, aber auch amüsant ist. Und die in diesem Film generell unterforderte Eleanor Tomlinson („Poldark“) legt sich in den wenigen Szenen, in denen sie als Hayley mehr tun darf als gestresst zu lächeln, ebenfalls löblich ins Zeug – sogar so sehr, dass man sich wundert, weshalb sich nicht der ganze Film um diese genervte Braut dreht, die auf Teufel komm raus den Tag genießen will. Aber das Schicksal wollte es wohl anders…

    Fazit: Die Hochzeitskomödie „Love Wedding Repeat“ zeigt zwei mögliche Ausgänge ein und desselben Festes – wirklich lustig oder clever ist das allerdings viel zu selten, selbst wenn Sam Claflin die Rolle des schusseligen Pechvogels erstaunlich gut zu Gesicht steht.

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