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    The Equalizer 3 - The Final Chapter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Equalizer 3 - The Final Chapter

    Denzel Washington nimmt ein letztes Mal grausame Rache

    Von Pascal Reis

    Es ist schon eine besondere Ehre für das auf der gleichnamigen 80er-Jahre-Action-Serie basierende „The Equalizer“-Franchise, dass sich Denzel Washington ausgerechnet „The Equalizer 2“ als allererste Fortsetzung in seiner immerhin schon vier Jahrzehnte umspannenden Karriere auserkoren hat! Denn auch wenn „The Equalizer“ mit einem weltweiten Einspielergebnis von mehr als 190 Millionen Dollar mächtig Reibach an den Kinokassen gemacht hat, lieferte die Fortsetzung – abgesehen vom spektakulären Shootout-Showdown in einem verlassenen Küstendorf während eines Hurrikans – doch nur wenig Neues.

    Mit dem besonders grimmig-gewaltvollen „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ bringt der auch diesmal wieder regieführende Antoine Fuqua zwar insofern frischen Wind in den Rache-Plot, als dass er die Handlung vom grau-kalten Boston ins sonnige Süditalien verlegt. Davon abgesehen bleibt der Film allerdings die Antwort schuldig, warum sich der zweifach oscarprämierte Hauptdarsteller mit diesem Trilogie-Finale erstmals zu einem dritten Teil hinreißen ließ. Zumal selbst die spektakulären Action-Setpieces, die „The Equalizer 2“ noch über die Ziellinie gebracht haben, diesmal Mangelware bleiben.

    Um endlich Frieden zu finden, muss Robert McCall (Denzel Washington) noch einmal in den Krieg ziehen.

    Seine Zeiten als Auftragskiller im Dienste der Regierung mögen schon lange der Vergangenheit angehören, aber seinen unbedingten Hang zur Gerechtigkeit kann Robert McCall (Denzel Washington) trotzdem nicht abschütteln: Nach einer Schießerei auf einem sizilianischen Weingut, bei der er auch selbst nicht gänzlich unbeschadet davon kommt, findet sich McCall im verschlafenen Küstendorf Altomonte wieder, wo er vom örtlichen Arzt Enzo (Remo Girone) langsam wieder aufgepäppelt wird.

    McCall ist regelrecht angetan von der entschleunigten, herzlichen und gottesfürchtigen Lebensweise der Einheimischen und fasst den Entschluss, seinen Lebensabend hier verbringen zu wollen. Aber das friedfertige Seniorendasein muss noch ein klein wenig warten, denn die Mafia verbreitet durch ihre grausamen Unterdrückungsmethoden Angst und Schrecken. McCall weiß, was er zu tun hat: Er muss noch einmal zur Waffe greifen, um sein Wahlzuhause und dessen Bewohner*innen zu beschützen…

    Denzel Washington wird diesmal ziemlich alleingelassen

    Der größte Trumpf der „The Equalizer“-Reihe war schon immer die Besetzung von Denzel Washington („Training Day“)! Mit seiner eindringlichen Souveränität hat er nicht nur die Actionszenen gemeistert, in denen man seiner Figur immerhin abnehmen muss, dass sie mit ihren speziellen Fähigkeiten quasi die Zukunft vorhersehen kann: McCall spielt in Sekundenbruchteilen – wie ein nicht-magischer Dr. Strange – alle möglichen Verläufe eines Kampfes durch, um sich dann für den bestmöglichen zu entscheiden. Darüber hinaus erreicht er in den Charaktermomenten eine fast schon lyrische Sensibilität, die dem geradlinigen Rache-Plot mitunter eine unerwartete Tiefe verleiht.

    „The Equalizer 3“ ist nun allerdings mehr denn je auf das leinwandsprengende Charisma des Superstars angewiesen: Statt die verschiedenen (dunklen) Seiten seiner Figur weiter auszuleuchten, wird er einfach in die traumhafte Kulisse Süditaliens verfrachtet – ist ja auch nicht ungewöhnlich für Sequels, bei denen einem fürs Drehbuch ansonsten nichts Bahnbrechendes mehr einfallen will. Action-Spezialist Antoine Fuqua („Shooter“) scheint dann auch mehr an den Fernweh provozierenden Postkartenmotiven des im Süden von Neapel gelegenen Altomonte als an neuen Facetten seines Protagonisten interessiert. Spätestens ab der dritten Obersicht auf das gar malerisch in eine Felswand gehauene Küstendorf wirken die Urlaubskatalogbilder aber zunehmend ermüdend.

    Die italienische Mafia (angeführt von Andrea Scardruzio) steht ihrem bislang gefähr-lichsten Gegner gegenüber.

    Robert McCall jedoch verliebt sich Hals über Kopf in das verschlafene Nest am ionischen Meer, einfach weil die Menschen hier noch gutherzig, ehrlich und tüchtig sind. Doktor Enzo stellt keine Fragen, woher die Schusswunden an seinem Rücken kommen und lässt den Vigilanten mit Samariterkomplex als Reha-Maßnahme die erste Hälfte des Films hindurch Treppen steigen (seit „Rocky“ die Go-To-Methode, um in Filmen schnell wieder fit zu werden). Obwohl sie ihn zunächst noch schnippisch darauf hinweist, dass er sowas doch lieber in England trinken solle, serviert die freundliche Kellnerin Aminah (Gaia Scodellaro) McCall nach kurzer Zeit doch seinen geliebten Tee: So steht die Szene auf gewisse Weise symptomatisch für „The Equalizer 3“: Trotz des idyllischen Tapetenwechsels wirkt dann doch schnell wieder alles vertraut.

    In Sachen Action schaltet „The Equalizer 3“ aber sogar einen Gang zurück: Highlights wie das an eine FSK-18-Variante von „Kevin – Allein zu Haus“ erinnernde Finale im Baummarkt in „The Equalizer“ oder die Schießerei in der evakuierten Küstenstadt in „The Equalizer 2“ sucht man diesmal vergebens. Was echt schade ist, denn in Sachen Grimmigkeit legt Teil 3 wiederum sogar noch eine Schippe drauf. Gleich zu Anfang, wenn McCall auf einem sizilianischen Weingut eine Gruppe Mafioso dezimiert, kommt es zur wohl heftigsten Gewaltspitze der gesamten Reihe: Einem Gomorra-Handlanger rammt McCall da ganz unverblümt den Pistolenlauf geradewegs ins Auge – um dann ohne das geringste Zögern durch dessen Hinterkopf in Richtung seiner nächsten Widersacher weiterzuballern!

    Ein enttäuschendes Finale

    Ansonsten aber werden die Auseinandersetzungen mit dem organisierten Verbrechen fast schon freudlos abgearbeitet. Das Finale in der neapolitanischen Mafia-Festung entpuppt sich gar als weitgehend uninspirierter Abzählreim (und einer vorherigen Unterstützung durch die Einheimischen, die aber durchaus auch ins unfreiwillig Komische abgleitet.) Ganz ehrlich: Wir hätten uns in der im Vergleich zu den Vorgängern eher knappen Laufzeit von diesmal nur 100 Minuten übrigens gern auch einfach nur angesehen, wie sich der Ex-Auftragskiller in seiner italienischen Wahlheimat einlebt – da hätte Washingtons einzigartige Präsenz sicherlich so richtig durchgeschlagen.

    Aber immer, wenn sich andeutet, dass in „The Equalizer 3“ dann doch mal die altersbedingte Verletzlichkeit des Protagonisten erforscht wird (man denke etwa an „Logan“), wechselt der Fokus postwendend zu einem ziemlich banalen Nebenhandlungsstrang: In diesem darf die CIA Jagd auf angeblich syrische Terroristen machen, wobei sich die Ermittlungen allerdings auf dröge Telefonate, Tatort-Besuche oder die Auswertung von Überwachungskameraaufnahmen beschränkt. Eine CIA-Agentin wird übrigens von Dakota Fanning gespielt – was uns ein Wiedersehen mit den beiden Stars eines der besten Rache-Reißer der letzten 20 Jahre beschert.

    Fazit: Mit „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ kommt die Reihe an einen Punkt, wo es offenbar nicht mehr viel Neues über Robert McCall zu erzählen gibt. Denzel Washington leistet mit seinem naturgegebenen Charisma zwar Schadensbegrenzung, aber der Kampf gegen die Mafia fällt trotzdem arg generisch aus und die Action kommt trotz einiger grimmiger Gewaltspitzen sogar ganz ohne Highlight-Setpieces aus.

     

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