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    Jumper
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Jumper
    Von Christoph Petersen

    Frühstück auf der Sphinx in Ägypten, eine Runde Surfen in Australien, ein NBA-Finale in New York und das alles noch vor dem Mittagessen – was sich nach dem Tagesablauf eines superreichen Jet-Set-Globetrotters anhört, ist der ganz alltägliche Wahnsinn im Leben von David, einem Jumper. Menschen mit seiner Begabung können sich nämlich in Sekundenbruchteilen an jeden beliebigen Ort der Erde teleportieren. Hört sich nach einer spaßigen Fähigkeit an – und auch nach einer ergiebigen Ausgangsidee für einen Science-Fiction-Streifen. Und wirklich holt Regisseur Doug Liman, der sich nach seinen Indie-Anfängen mit „Swingers“ und „Go!“ in den vergangenen Jahren zunehmend mit krachendem Mainstream (Die Bourne Identität, Mr. And Mrs. Smith) beschäftigt hat, in „Jumper“ eine ganze Menge an Unterhaltsamen aus dem Stoff heraus. Temporeiche Actionszenen und kleine Teleportations-Gags geben sich die Klinge in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit in die Hand. Allerdings gibt es abseits des offensichtlichen Getöses dann aber auch nicht mehr allzuviel zu entdecken.

    Seitdem seine Mutter Mary (Diane Lane) die Familie vor zehn Jahren verlassen hat, lebt der 15-jährige David Rice (Max Thieriot, Nancy Drew) allein mit seinem aufbrausenden Vater William (Michael Rooker, Slither) in Michigan. Durch einen Zufall entdeckt David, dass er zu jedem Ort „jumpen“ kann. Zunächst einmal wird diese Fähigkeit dazu genutzt, den gut gefüllten Safe einer großen Bank auszuräumen. Die nächsten acht Jahre lebt David in Saus und Braus, teleportiert sich zum Surfen nach Fidschi und zum One-Night-Stand nach London. Doch dann kommt ihm der dubiose Agent Roland (Samuel L. Jackson) auf die Spur. Roland ist der Anführer der „Paladine“, einer Organisation, die sich die Ausrottung der „Jumper“ zum Ziel gesetzt hat. Beim ersten Aufeinandertreffen gelingt David (nun: Hayden Christensen) nur knapp die Flucht, er kann sich gerade noch in sein Jugendzimmer teleportieren. Wo er sowieso gerade mal wieder zu Hause ist, stattet er auch seiner Jugendliebe Millie (Rachel Bilson) gleich mal einen Besuch ab und lädt sie zu einem spontanen Trip nach Rom ein. Im Kolosseum greifen die Paladine erneut an. David überlebt den Kampf nur, weil ihm Griffin (Jamie Bell), auch ein Jumper, unterstützend zur Seite springt…

    In einem Film, in dem AnnaSophia Robb (Charlie und die Schokoladenfabrik, Brücke nach Terabithia) die junge Version von „O.C. California“-Darling Rachel Bilson darstellt, ist einfach alles möglich. Und diese „Everything Goes“-Prämisse nutzt Regisseur Liman auch ohne Rücksicht auf Verluste aus, wobei sich die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Jumper als Segen und Fluch zugleich erweisen. Zum einen ist es natürlich schön, wenn der Zuschauer immer wieder überrascht wird – schließlich kann man am Anfang einer Szene nicht einmal sicher voraussagen, auf welchem Kontinent sie enden wird. Es gibt Actionsequenzen, in denen die Raufbolde mehrmals die Welt umrunden. Dieses hemmungslose Ausleben der Grenzenlosigkeit eröffnet, was Dramaturgie und Spezialeffekte angeht, natürlich neue Möglichkeiten – und macht nebenbei auch noch Laune. Auf der anderen Seite gleitet die Handlung ohne jegliche logische Begrenzungen naturgemäß aber immer wieder ins Beliebige ab. Diesen Eindruck unterstützen beispielsweise auch die undurchsichtigen Gerätschaften, die die Paladine nach und nach Anschleppen, um den Jumpern Herr zu werden. So lässt man das wirre Treiben gerne eineinhalb Stunden lang über sich ergehen, ohne dabei je Langeweile zu verspüren. Allerdings interessiert es einen aufgrund der Schrankenlosigkeit aber irgendwann auch nicht mehr wirklich, was als nächstes passiert.

    Ursprünglich waren für die beiden Hauptrollen die eher unbekannten Darsteller Tom Sturridge und Teresa Palmer vorgesehen. Als die Kosten für die Spezialeffekte explodierten, sah man sich jedoch gezwungen, in Richtung einer prominenteren Besetzung umzudisponieren. So kamen zunächst Eminem und Evan Rachel Wood ins Gespräch, bevor Hayden Christensen (Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger, Awake) und „O.C. California“-Star Rachel Bilson (Der letzte Kuss) dann endgültig unterschrieben. Beide liefern anständige, speziell auf das Teenie-Zielpublikum (die Jungen bekommen Sci-Fi-Action, die Mädchen dafür Christensen) zugeschnittene Performances ab, ohne dabei in irgendeiner Weise sonderlich aufzutrumpfen. Diese Einordnung trifft im Endeffekt auch auf die übrigen Mitglieder des Casts zu: Samuel L. Jackson (Pulp Fiction, Jackie Brown, Shaft, Snakes On A Plane) reißt seine Rolle als Bösewicht gewohnt routiniert runter, wirklich neu sind aber nur die weiß gefärbten Haare. Jamie Bell (Billie Elliot) gibt wie zuletzt auch in Dear Wendy und Hallam Foe einmal mehr den skurrilen Außenseiter. Die überraschend kurzen Auftritte von Diane Lane (Untreu, Unter der Sonne der Toskana) als Davids Mutter und Kristen Stewart (Panic Room, Into The Wild) als seine Halbschwester Sophie deuten bereits auf geplante Fortsetzungen hin – Stoff genug ist vorhanden, immerhin basiert „Jumper“ nur auf dem ersten Roman einer mehrteiligen Sci-Fi-Reihe von Autor Steven Gould.

    Fazit: Dass er sich nicht die Mühe macht, seine Teleportations-Prämisse auch nur im Ansatz zu erklären, sondern stattdessen einfach nur hemmungslos mit dieser herumalbert, macht den Film sympathisch. Dennoch ist „Jumper“ nicht mehr als ein spaßiger Fantasy-Happen für zwischendurch. Dies liegt auch daran, dass zum Schluss noch zu viele Handlungsstränge in der Luft hängen bleiben – die wahre Qualität des Films kann man daher wohl erst nach der/den mit großer Wahrscheinlichkeit ins Haus stehenden Fortsetzung/en beurteilen.

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