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    Die wilden Hühner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die wilden Hühner
    Von Lars Lachmann

    „Fuchsalarm“ – so lautet der Titel des dritten Teils aus Cornelia Funkes erfolgreicher Kinderbuchreihe „Die wilden Hühner“ und dieser Band bildet auch zum größten Teil die Grundlage zur gleichnamigen Kinoadaption, die sich beim Produzententeam Uschi Reich und Peter Zenk (Das fliegende Klassenzimmer, Bibi Blocksberg) in besten Händen befand. Ähnlich wie beim spannenden Kinder-Abenteuer „Der Schatz der weißen Falken“ aus dem letzen Jahr, geht es auch bei den „Wilden Hühnern“ um zwei rivalisierende Banden von Kindern im Alter von ca. zwölf Jahren und ihren einerseits ganz alltäglichen, aber nichtsdestotrotz abenteuerlichen Erlebnissen.

    Sprotte (Michelle von Treuberg) bildet zusammen mit ihren besten Freundinnen Melanie (Paula Riemann), Trude (Zsa Zsa Inci Bürkle) und Frieda (Lucie Hollmann) die Bande „Die wilden Hühner“. Dieser Name steht in enger Verbindung zu den Maskottchen der vier Mädels, den gefiederten Freunden aus dem Hühnerstall von Sprottes Oma Slättberg (Doris Schade). Kein Wunder, dass Sprotte entsetzt ist, als sie von der Absicht ihrer Oma erfährt, die Lieblinge ihrer Enkelin schlachten zu lassen und in Suppenhühner zu verwandeln. Und das ist für Sprotte Anlass genug, sofort den „Fuchsalarm“ auszurufen, um ihre Freundinnen zu einer Rettungsaktion zu mobilisieren. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn es stellt sich als gar nicht so einfach heraus, das aufgebrachte Federvieh unter Vermeidung von allzu viel Lärm in Kartons zu verpacken und weg zu transportieren, denn Oma Slättberg ist ständig auf der Hut. So bleibt unseren „Wilden Hühnern“ zuletzt nicht viel anderes übrig, als ihre eigentlich ärgsten Feinde, die vier Jungs der „Pygmäen“, für ihre Befreiungsaktion um Hilfe zu bitten. Nachdem sich deren Anführer Fred (Jeremy Mockridge) mit seinen Freunden Torte (Martin Kurz), der noch immer sauer auf Melanie ist, seit sie nicht mehr mit ihm geht, Steve (Philip Wiegratz) und Willi (Vincent Redetzki) abgesprochen hat, willigen diese schließlich ein, den vier Mädchen zu helfen – natürlich nicht, ohne vorher eine angemessene Gegenleistung auszuhandeln...

    Soviel zunächst zum Haupthandlungsstrang des Kinder-Abenteuers, dessen Story vor allem durch ihren Detailreichtum zu bestechen weiß. Da ist zum einen die Geschichte der Außenseiterin Wilma (Jette Hering), die die eingeschworene Gemeinschaft der „wilden Hühner“ schließlich dazu überreden kann, sie nach bestandener Aufnahmeprüfung als neues Bandenmitglied aufzunehmen. Neben der ständigen Konkurrenz zwischen den beiden Banden der „Wilden Hühner“ und der „Pygmäen“ ist auch die Situation innerhalb der eigenen Gruppe nicht immer ganz frei von Spannungen, die sich zum Teil auch aus dem jeweiligen familiären Umfeld ergeben. So spielt zum Beispiel Sprottes allein erziehende, Taxi fahrende Mutter (Veronika Ferres) mit dem Gedanken, nach Amerika auszuwandern, um vielleicht dort endlich ihren Traumjob und –mann zu finden. Eine Aussicht, die ihrer Tochter gar nicht gefällt, da sie, so Sprotte, dort womöglich an solch einen Mann wie George Bush geraten könnte. Mal ganz abgesehen davon, dass ein solcher Schritt natürlich das Ende der „Wilden Hühner“ bedeuten würde. Und seitdem Trude ihren italienischen Freund kennen gelernt hat, ist sie immer seltener dazu zu bewegen, an den gemeinsamen Aktivitäten der Kinderbande teilzunehmen.

    Trotz der großen inhaltlichen Vielfalt kommt das auf der Leinwand Dargebotene immer mit einer erfrischenden Leichtigkeit daher, so dass der Film im Ganzen keineswegs überfrachtet wirkt. Vielmehr erhält die Geschichte durch ihre zahlreichen Nebenszenen und -episoden erst ihre greifbare und realistische Form, die den Zuschauer nichtsdestoweniger stark in ihren Bann zu ziehen vermag. Dies ist nicht zuletzt auch gerade den starken Leistungen der Kinderdarsteller zu verdanken, die sich sehr natürlich in ihren Rollen bewegen und ihren Teil zur Authentizität der Rollen beitragen.

    Tatsächlich werden die verschiedenen Abenteuer alle aus Sicht der Kinder gezeigt, wobei den erwachsenen Darstellern nur kleine Nebenrollen zufallen, die sich aber mit ihrem jeweiligen Part wunderbar ins Gesamtbild der Geschichte einfügen. Neben Doris Schade (Die Sehnsucht der Veronika Voss) als Oma Slättberg und Veronica Ferres („Das Superweib“, „Rossini“) als Sprottes Mutter Sibylle sind außerdem noch Jessica Schwarz (Der rote Kakadu, Kammerflimmern) als engagierte Lehrerin Frau Rose sowie Benno Fürmann (Sin Eater, Merry Christmas) in kleineren Rollen vertreten. Ein Gastspiel hat auch der inzwischen als Münsteraner Tatortkommissar Thiel bekannte Axel Prahl (Willenbrock), der in diesem Film die Rolle von Willis gewalttätigem Vater übernimmt.

    Insgesamt ist das Kinder-Abenteuer „Die wilden Hühner“ ein realistischer, zeitgemäßer und unterhaltsamer Film, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern vermag. Dabei stehen wichtige Themen wie Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen ebenso im Vordergrund wie typische gesellschaftliche Phänomene unserer Zeit wie Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit und Gewalt, die stets auf sehr einfühlsame Weise mit in die Handlung eingeflochten werden und so das Problembewusstsein jüngerer Zuschauer sensibilisieren. All dies macht „Die wilden Hühner“ zu einem Kinoerlebnis, das sich nicht nur für die Familie sondern, vor allem in der entsprechenden Altersstufe von neun bis dreizehn Jahren, durchaus auch für ganze Schulklassen lohnen könnte.

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