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    The Comebacks
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Comebacks
    Von Carsten Baumgardt

    Das Spoof Movie ist wieder angesagt in Hollywood. Die Qualität ist zwar zumeist erbärmlich, doch Geld spielen diese Parodien auf alles, was in der jüngeren Filmgeschichte Erfolg gehabt hat, eben doch ein - zumal sie extrem günstig produziert werden können. Aber immer geht die Rechnung natürlich nicht auf. „The Comebacks“ floppte in den USA, wird aber im Zuge des Trends dennoch in die deutschen Kinosäle gespült. Tom Bradys Sportfilm-Parodie ist nicht ganz so dämlich wie viele seiner Vorläufer, scheitert aber trotzdem mit Anlauf, weil der Film einfach komplett witzlos ist. Noch schlimmer: Wer sich in der US-Sportfilmgeschichte nicht auskennt, wird wohl häufig nicht einmal merken, welche Stellen denn nun eigentlich lustig sein sollen.

    Loser-Coach Lambeau Fields (David Koechner) hat sich nach zahlreichen kolossalen Misserfolgen in diversen Sportarten zur Ruhe gesetzt und arbeitet nun auf einem Gestüt, wo er für die Pferdezucht Sperma von Hengsten per Handeinsatz „gewinnt“. Doch sein alter Weggefährte Freddie Wiseman (Carl Weathers) macht ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Fields soll eine letzte Chance als Trainer bekommen und in Heartland, Texas, eine erfolglose College-Football-Mannschaft zu Siegen führen. Obwohl seine Frau Barb (Melora Hardin) Bedenken hat, wieder vernachlässigt zu werden, nimmt das Familienoberhaupt den Job an. Tochter Michelle (Brooke Nevin) bringt ihren Vater zusätzlich auf die Palme, als sie den schwarzen Dandy Trotter (Jackie Long) als ihren neuen Freund anschleppt. Zu allem Überfluss ist dieser auch noch ein wichtiges Mitglied in Fields Team. Nach Startschwierigkeiten und einer 0:83-Niederlage im ersten Saisonspiel wendet sich das Blatt…

    Die Amerikaner lieben Sport. Und die Amerikaner lieben Filme über Sport - vorwiegend über Football, Basketball, Baseball oder Eishockey, die in Sachen Beliebtheit als die großen Vier gelten. Was dem US-Zuschauer recht ist, ist dem Europäer keineswegs billig, sondern vielmehr äußerst suspekt. Selbst die überragenden US-Hits dieses Genres können sich in Deutschland in der Regel nicht durchsetzen. Doch soweit kam „The Comebacks“ gar nicht erst, in den USA traf der Film trotz breitem Start kaum auf Resonanz. Wenig verwunderlich, da Regisseur Tom Brady (Hot Chick) partout keinen Rhythmus in seinen Film bekommt und nur eine schlappe Handvoll guter Ideen aufbieten kann, die allesamt auch noch völlig inspirationslos verpuffen.

    Anders als die Totalausfälle aus der Schmiede des weniger berühmten als vielmehr berüchtigten Regieduos Jason Friedberg und Aaron Seltzer (Meine Frau, die Spartaner und ich, Fantastic Movie, Date Movie) bemühten sich die Drehbuchautoren Ed Yeager und Joey Gutierrez darum, „The Comebacks“ wenigstens mit einer losen Handlung zu versehen. Das allein ist zwar löblich, geht aber nicht weit genug, weil es Regisseur Brady trotzdem nur darauf ankommt, seine Spoof-Attacken zu reiten. Gut 20 Sportfilme nimmt er explizit aufs Korn, wobei auffällig ist, dass der Großteil der durch den Kakao gezogenen Filme aus den 2000ern (Unbesiegbar, Spiel auf Bewährung, Spiel auf Sieg, Friday Night Lights, Spiel ohne Regeln, Coach Carter, Miracle, Kick It Like Beckham u.a.) stammt. Ja gut, Rocky ist dem Filmemacher offenbar auch noch ein Begriff, ebenso wie das Kevin-Costner-Vehikel „Feld der Träume“ (1989), doch dann wird es mit den Referenzen aus dem vergangenen Jahrhundert auch schon eng („Varsity Blues“ und „Aus Liebe zum Spiel“ sind immerhin von 1999…). Der Hintergrund dieser Fokussierung ist klar – auch wenn die ältere Sportfilmgeschichte Brady selbst durchaus bekannt ist, will er deren Kenntnis seinem überwiegend aus Teenagern bestehenden Publikum vorsichtshalber nicht abverlangen.

    Die Stellen, die sich Brady aus den parodierten Filmen zum Verhohnepiepeln heraussucht, sind nicht einmal schlecht gewählt, selbst wenn sie häufig sportlicher Vorkenntnisse bedürfen. Doch der Regisseur bekommt es einfach nicht hin, aus den Szenen Humorkapital zu schlagen. Der komplette Film ist konsequent lacherfrei, sogar die Anflüge von mildem Schmunzeln lassen sich an einer Hand abzählen. Bei der Wahl der Charaktere taten sich die Drehbuchschreiber auch keinen Gefallen, Sympathieträger sucht der Betrachter weit und breit vergebens. Und warum nun ein klassischer Nebendarsteller wie David Koechner (Semi-Pro, Ein Mann für alle Unfälle, Snakes On A Plane) mit der Hauptrolle betraut wurde, ist auch kaum nachzuvollziehen. Ein paar wehmütig-nostalgische Momente erwarten den Sportfilmfan zumindest, wenn Carl „Apollo Creed“ Weathers (Rocky 1-4) auf der Leinwand erscheint. Als Eye Candy wird die sexy TV-Darstellerin Brooke Nevin („Supernatural“, „4400“, „Smallville“) serviert, der Rest findet keinen nachhaltigen Platz im Zuschauergedächtnis.

    Woran „The Comebacks“ krankt, verdeutlich eine Szene ganz besonders: In dieser wird das Ben-Stiller-Gagfeuerwerk Voll auf die Nüsse verarscht. Doch diese satirische Sport-Komödie ist eigentlich selbst schon eine Parodie, was dazu führt, dass Bradys Film einfach nur imitiert statt karikiert. Einfallsloser geht´s nicht. Und gerade der urkomische, zutiefst sympathische „Voll auf die Nüsse“ zeigte doch, wie es richtig gemacht wird: nicht alles dumm-doof nachäffen, sondern eigene Ideen umsetzen und die bekannten Genre-Klischees satirisch überhöhen. „The Comebacks“ agiert hingegen wie so viele seiner Vorgänger lediglich mit dem plumpen Holzhammer, der versucht, alles kurz und klein zu schlagen, was in Reichweite kommt. Doch die Trefferquote ist bei diesem Vorgehen naturgemäß sehr gering.

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