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    Beneath
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Beneath
    Von Björn Becher

    Was kommt dabei heraus, wenn ein für den Vertrieb kleiner und mutiger Independentproduktionen gegründetes Sublabel wie Paramount Classics und eine Schwesternfirma eines Musikkanals wie MTV Films gemeinsam einen Horror-Thriller produzieren? Immerhin hat man auf der einen Seite ein Label, das zum Beispiel die deutschen Indie-Hits Bella Martha und Schultze Gets The Blues in die US-Kinos brachte und auch bei den bis dato einzigen beiden Eigenproduktionen, den Dramen „Northfork“ und Black Snake Moan, Mut zur schweren Kost bewies. Und auf der anderen Seite steht eine Firma, die bisher mit Werken wie „Save The Last Dance“, Jackass: The Movie oder Aeon Flux meist auf seichtere Kost setzte. Doch auch MTV Films hat mit der oscarnominierten Sportdokumentation „Murderball“, Alexander Paynes „Election“ oder Napoleon Dynamite schon einige gelungene Indies im Köcher, so dass von Dagen Merrills Regiedebüt „Beneath“ durchaus etwas zu erwarten ist. Leider bestätigt der Film solche Hoffnungen nur phasenweise, hebt sich aber glücklicherweise vom Gros der Direct-To-DVD-Horrorproduktionen ab und weiß vor allem durch seine langsame Entwicklung zum Mystery-Thriller zu gefallen. Schade, dass die Inszenierung des Debütanten noch einige Holprigkeiten aufweist und die Schockmomente nicht immer ganz gelungen gesetzt werden.

    Vor sechs Jahren hat Christy (anfangs: Brenna O'Brien, später: Nora Zehetner) einen Autounfall verursacht, als ihre Schwester Vanessa (Carly Pope, Bloody Numbers) die damals 14-Jährige fahren ließ. Dabei erlitt Vanessa schwerste Verbrennungen und starb sechs Monate später nach hartem Kampf. Doch Christy, die zeitweise in einer psychiatrischen Klink untergebracht wurde, hat diese Version immer bezweifelt. Sie hatte Visionen, die ihre Schwester lebend im Sarg zeigten, was bei der Beerdigung für einen Eklat sorgte. Anschließend kehrte sie der beschaulichen Heimat den Rücken, um ein richtiges Leben anzufangen. Doch ihre Visionen und ihre daraus resultierende Labilität machten das unmöglich. Nun, da der ehemalige Hausverwalter Joseph (Don S. Davis), der für die Schwestern so etwas wie der gutmütige Großvater war, gestorben ist, kehrt sie heim, wo noch ihr Schwager John Locke (Matthew Settle, Die Prophezeiungen von Celestine) mit seiner Tochter Amy (Jessica Amlee, Final Destination 3) und seiner Mutter (Gabrielle Rose, In The Name Of The King) lebt. Vor allem diese ist von Anfang an abweisend, während Amy ihrer Tante von dunklen Wesen erzählt, die angeblich im Hause ihr Unwesen treiben. Als kurz nach Josephs Tod auch Johns Mutter stirbt, ist für Christy endgültig klar, dass hier etwas nicht stimmt. Denn sie hat beide Tode in ihren Visionen genauso vorhergesehen wie Vanessa „falsche“ Beerdigung. Schnell stößt sie auf Unstimmigkeiten.

    Am Anfang von „Beneath“ glaubt man noch, man habe den x-ten der spätestens mit The Ring wieder in Mode gekommenen Geister-Horror-Filme vor sich. Christys unheimliche Visionen mit Todesfratzen und die Erzählungen der kleinen Amy... alles deutet darauf hin, dass es mal wieder um Tote geht, die keine Ruhe gefunden haben. Doch das durchaus gut durchdachte und aufgebaute Drehbuch ändert langsam seine Richtung. Immer mehr steht eine Kriminalgeschichte im Vordergrund. Christy fängt an, den Tod ihrer Schwester zu untersuchen und die Vorkommnisse werden schnell deutlich realer. Mit den sich bewahrheitenden Visionen bleibt zwar immerzu ein Mysterytouch dabei, trotzdem geht es weitaus weniger übernatürlich zu, als gedacht. Das gereicht „Beneath“ zum Vorteil, da diese an klassische Krimis angelehnte Spurensuche den Hauptteil der Spannung ausmacht.

    Regisseur Merrill, dessen Vater Kieth 1973 einen Oscar als Dokumentarfilmer gewann, versteht es, den Zuschauer durchaus in die Spurensuche einzubeziehen und auch wenn der Übeltäter früh erahnbar ist. Unterbrochen wird das Miträtseln immer von hektisch dazwischen geschnittenen Visualisierungen von Christys Visionen, die mit der Fortdauer das größte Manko der Produktion werden. Denn hier wiederholt man sich zu oft. Es sind die immer wieder gleichen Bilder, die somit schnell ihre Kraft verlieren und mit der Zeit auch eher nervig werden. Vor allem entfalten sie deswegen und auch aufgrund der zu gewöhnlichen Inszenierungen nicht die beabsichtigte Schockwirkung. Auch hätte ihr Einsatz bisweilen etwas klüger ausgewählt werden können. Allgemein muss Merrill bei den Schockmomenten noch ein wenig an sich arbeiten, trifft er den Zuschauer damit doch nicht immer richtig, da sie oft fast schon schneller wieder aufgelöst sind, als sie ihre Wirkung entfalten konnten.

    Der Cast besteht hauptsächlich aus einer Ansammlung von frischen Gesichtern, die auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet ist. Der Großteil davon ist aber einfach austauschbar und wird kaum einem Zuschauer noch lange nach dem Anschauen in Erinnerung sein. Kleine Ausnahme ist hier Hauptdarstellerin Nora Zehetner, die allerdings nicht ganz an ihre Paradeleistungen in Brick sowie in der TV-Serie Heroes heranreichen kann. Sie spult ihren Charakter dafür eine Spur zu routiniert herunter. Der etwas ältere Zuschauer kann sich noch ein wenig ärgern, dass der alte Twin Peaks-Recke Don S. Davis (Savage Island, Seed) hier wieder einmal in einer kleinen Rolle verheizt wird.

    Auch wenn „Beneath“ beileibe kein richtig guter Film ist, hebt er sich wohltuend von anderen Direct-To-DVD-Produktionen der Geisterhorrorschiene ab und ist zudem auch endlich mal wieder ein Genrefilm, der es nicht nötig hat, Schwächen des Drehbuchs unter Unmengen von Blut zu verstecken. Für Fans von einer Mischung aus Horror- und Mystery-Thriller daher beim nächsten Videothekenbesuch durchaus einen Griff wert.

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