Mein Konto
    Honor
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Honor
    Von Björn Helbig

    Manchen ist David Worth vielleicht als Regisseur von B-Movies wie „Vengence Of A Soldier”, „Chain Of Command” oder „Shark Attack 2” bekannt. Falls nicht – halb so wild. Das wahrscheinlich bekannteste Projekt, an dem er bisher mitwirkte, dürfte den Meisten allerdings ein Begriff sein. Im Jahre 1988 war David Worth Kameramann beim Kultfilm „Bloodsport”. Grund genug für die Marketingverantwortlichen des DVD-Release „Honor”, ihren Film mit dem Spruch „von den Machern von Bloodsport“ zu bewerben. Alle, die „Bloodsport“ mochten und sich aus diesem Grund mit der Idee tragen, die DVD anzuschaffen, seien aber gewarnt. „Honor“ gehört zum Bodensatz des Prügelfilms.

    Als Kinder waren sie noch Freunde, doch dann sorgte ein blutiger Straßenkampf dafür, dass die Wege von Gabriel (Jason Barry) und Ray (Russell Wong) sich trennten. Der eine wanderte ins Gefängnis, der andere ging zum Militär. Jahre später sehen sich die beiden wieder. Ray ist mittlerweile zum sadistischen Boss der ganzen Gegend mutiert, aus Gabriel ist ein wortkarger Einzelgänger geworden. Seinen einzigen Freund findet Gabriel in dem fürsorglichen Gutmenschen und Ex-Cop LT (Roddy Piper), der, obwohl er früher durch Ray seinen Sohn Jason (John T. Woods) verloren hat, niemandem etwas nachträgt. Ganz anders Ray. Der gibt LT und Gabriel die Schuld an seinem Gefängnisaufenthalt und sinnt auf Wiedergutmachung. Ein tödlicher Kampf zwischen den Freunden von einst scheint unausweichlich.

    Das Wichtigste zuerst: Wer sich Filme wie „Honor“ ansieht, der ist in aller Regel weniger auf eine durchdachte Geschichte, pointierte Dialoge oder gutes Schauspiel aus, sondern schlicht auf Zähne zermahlende Action. Und genau in diesem Bereich punktet David Worths Film schon einmal gar nicht. Und das liegt nicht mal daran, dass es nicht stellenweise sehr brutal zur Sache gehen würde: Blessuren, offene Brüche, demolierte Nasen – alles vorhanden. Trotzdem sind die Kampfszenen sehr spärlich in den Film gestreut und haben bei näherer Betrachtung eher etwas von Raufereien als durchdachtem Martial Arts. Der ein oder andere Drehkick ist hier das höchste der Gefühle. Nicht schlimm, könnte man denken, schließlich können ehrliche Prügeleien (wie z.B. im südkoreanischen Cop-Thriller Running Wild zu sehen) einiges her machen. Doch wie realistische Straßenkämpfe wirken die Fights, in denen jeder irgendwie Kung Fu kann, oder Kickboxer ist, auch nicht. Die Arbeit von Choreograph Peter Malota („Double Impact“) überzeugt nicht. Vergleicht man „Honor“ mit seinen asiatischen Verwandten, macht sich ein eklatanter Qualitätsunterschied bemerkbar. Filme wie Ong-Bak haben meilenweit die Nase vorn. Und das liegt nicht etwa daran, dass gute Kampfsportfilme mehr Geld kosten als Worth zu Verfügung hatte, oder grundsätzlich aus Asien kommen müssen. Auch der kultige „Bloodsport“ kam mit einem geringen Budget aus, und trotzdem hat sich der damals junge Jean Claude Van Damme unter der Regie von Newt Ardnold einen großen Fankreis erarbeitet.

    Was also, wenn nicht die mehr schlechten als rechten Kämpfe, steht dann im Mittelpunkt dieses seltsamen Werkes? Mit Blick auf das DVD-Cover, das einen muskelbepackten Fighter zeigt, kaum zu glauben, aber „Honor“ entwickelt sich tatsächlich zu so etwas wie einem Freundes- und Familiendrama. Dass man bei einem Kampfsportfilm nicht unbedingt die Beziehungsebene vernachlässigen muss, hat schon John G. Avildsen 1984 mit „Karate Kid“ genauso wie Robert Radlers mit „Best Of The Best“ (1989), der in Deutschland unter dem Titel „Karate Tiger 4” vermarktet wurde, gezeigt. Bei „Honor“ geht das Projekt einen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen den Figuren zu legen allerdings nach hinten los. Zum einem sind Drehbuch und Dialoge lausig gearbeitet; das ständige Gequatsche um (die Titel gebende) Ehre steht in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der Geschichte. Erschwerend kommt hinzu, dass die Darsteller dem Drama-Teil des Films kaum gewachsen sind. Bei Rays Schergen, bei denen es sich in der Regel um echte Kampfsportler und Laiendarsteller handelt, fällt dieser Umstand kaum ins Gewicht, zumal sich alle – hier sammelt der Film ein paar Sympathiepunkte – sichtlich Mühe geben. Szenen allerdings, in denen Jason Barry (Beyond Re-Animator), Russell Wong (Romeo Must Die) und Profi-Wrestler Roddy Piper, der seinen größten Erfolg in John Carpenters „Sie leben!“ hatte, die schlechten Dialoge gequält runtereiern, gehen gar nicht. Auch ein gewisser Charme der Darsteller, der bis in die Nebenrollen reicht, wiegt die fehlende Qualität nicht auf.

    Die Kritik am Film ließe sich noch fortführen (Was hat eigentlich der erste Kampf während des Vorspanns mit dem Ganzen zu tun? Warum hat der Hauptcharakter Jason Barry eigentlich so wenig Spielzeit und wie gewinnt er seine Kämpfe, wo der doch augenscheinlich der schlechteste Kämpfer in den Straßen ist?). Anderseits – man hat schon schlechtere Schauspieler, schlechtere Stories und schlechtere Kämpfe gesehen. Mit anderen Worten: Nach unten ist noch Platz. Für die, die nicht mit falschen Erwartungshaltungen an einen Prügelfilm gehen, wird „Honor” kein Totaldebakel sein. Die wenigen, aber dafür ungeschönten, von professionellen Kämpfern ausgeführten Fights erfüllen zumindest die Minimalanforderungen eines Films dieses Genres. Das schlechte Script, das unmotivierte Gerede von Ehre und die auch sonst beinahe zusammenhangslosen Dialoge sowie das durchgehend mäßige Schauspiel machen aus „Honor“ absolute Nischenware, bei der man sich gut überlegen sollte, ob man wirklich bereit ist, eine Verleihgebühr geschweige denn den Kaufpreis zu zahlen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top