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    Karate Kid
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Karate Kid
    Von Paul Fellner

    Die Flut der Hollywood-Remakes ist einfach nicht zu stoppen und sie macht auch vor dem 80er-Jahre-Erfolg „The Karate Kid" nicht Halt. Angesichts der Besetzung mit Will Smiths Dreikäsehoch-Sprössling Jaden und der Verpflichtung von Harald Zwart („Der rosarote Panther 2", „Eine Nacht bei McCool´s") als Regisseur wurde die neue Version nicht gerade mit Optimismus erwartet und der uninspirierte Trailer schürte ebenfalls keineswegs Enthusiasmus: Auch ohne das Original zu verklären, schien das Remake mehr als überflüssig. Immerhin gelingt es dem jungen Smith durch eine ordentliche Leistung die schlimmsten Befürchtungen zu widerlegen, gemeinsam mit dem gut aufgelegten Jackie Chan bildet er ein harmonisches Hauptdarsteller-Duo, das das Martial-Arts-Drama aus dem Sumpf der Belanglosigkeit zieht.

    Der zwölfjährige Dre Parker (Jaden Smith) zieht mit seiner alleinerziehenden Mutter Sherry (Taraji P. Henson), der im Reich der Mitte ein Job angeboten wurde, von Detroit nach China. Dre hat einige Schwierigkeiten, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen und gerät gleich am ersten Tag mit den örtlichen Schulrüpeln aneinander, weil er sich in das hübsche Mädchen Mei Ying (Wenwen Han) verguckt hat. Die Konfrontationen mit den von Cheng (Zhenwei Wang) angeführten Schlägern häufen sich und eines Tages steht Dre ganz allein gleich fünf Widersachern gegenüber, als ihm unverhofft der Hausmeister Mr. Han (Jackie Chan) zur Hilfe kommt. Der erweist sich als wahrer Kung-Fu-Meister und der verblüfte Dre bittet ihn, sein Lehrer zu werden. Mr. Han willigt ein und meldet seinen Schützling bald bei einem Kampfsport-Turnier an – das soll für Dre die Gelegenheit werden, sich Respekt zu verschaffen.

    Das Handlungsgerüst des ursprünglichen „Karate Kid" wurde nach seinem erfolgreichen Kinostart schnell zur Blaupause für zahlreiche Kopien und auch diese explizite Neuauflage weicht davon nicht ab. Bis auf das Setting hat sich gegenüber der Geschichte von 1984 nicht viel verändert, einige Dialoge und Einstellungen wurden sogar eins zu eins aus dem Original übernommen. Die Verlegung der Handlung von Kalifornien nach China erweist sich jedoch recht als geschickter Schachzug, auch wenn Karate Kid nun eigentlich Kung-Fu-Kid heißen müsste, weil die landestypische Kampfsport-Variante praktiziert wird. Mit schönen Bildern und viel Liebe zum Detail wird ein Stück chinesische Kultur zum Leben erweckt und gleichzeitig die Reibungsfläche erzeugt, die das aufkeimende Gefühl der Isolation in Protagonist Dre nachvollziehbar werden lässt. Hierbei zahlt sich die China-Erfahrung des Drehbuch-Debütanten Christopher Murphy aus. Die Darstellung der fernöstlichen Gesellschaft ist nicht allzu amerikanisiert und so wirkt die Integrationsproblematik ausreichend glaubwürdig, obwohl sie nicht weiter vertieft wird.

    Neben den Veränderungen, die mit der Wahl des Handlungsorts China zu tun haben, fällt noch eine weitere Akzentverschiebung auf: Karate Kid ist nun kein Teenager mehr (Ralph Macchio war sogar schon klar über 20, als er die Titelfigur spielte), sondern deutlich jünger. Wer befürchtet, dass der elfjährige Jaden Smith der dennoch durchaus komplex angelegten Hauptrolle nicht gewachsen ist, dem sei hiermit Entwarnung gegeben. Der Promi-Spross, der an der Seite seines Vaters Will in „Das Streben nach Glück" bereits Erfahrungen mit einer großen Rolle sammelte, zeigt solides Handwerk und setzt in den emotionalen Momenten sogar einige Akzente. Allerdings kann auch er nicht verhindern, dass dieser „Karate Kid" zunächst nur schwer in Gang kommt.

    Nach stotterndem Start fängt die Geschichte erst mit dem großen Auftritt von Jackie Chan so richtig an. Die Chemie zwischen dem charismatischen Altmeister und dem Jungspund Smith stimmt, den beiden gelingt es im weiteren Verlauf des Öfteren, reichlich halbgare Ideen zu überspielen und drohenden Leerlauf zu verhindern. Dagegen sind die Gegenspieler, der jugendliche Rüpel Cheng und sein skrupelloser Lehrmeister Li (Rongguang Yu), mit Attributen wie „eindimensional" oder „profillos" noch wohlwollend beschrieben. Das ist eine Schwäche, unter der schon das von John G. Avildsen („Rocky") inszenierte Vorbild litt, in diesem Punkt wäre etwas weniger Originaltreue wünschenswert gewesen.

    Der in den Niederlanden geborene Norweger Harald Zwart hat sein inszenatorisches Pulver nach den gelungenen China-Eindrücken zu Beginn leider schnell verschossen. Die komischen Einlagen sind uninspiriert und Jackie Chans diesbezügliche Talente, die er etwa in der „Rush Hour"-Reihe oder an der Seite von Jet Li in „The Forbidden Kingdom" ausspielen durfte, werden kaum genutzt. Die Action-Sequenzen wiederum sind zwar ansprechend choreographiert und profitieren besonders von den großartigen Kampfkünsten des jungen Cheng-Darstellers Zhenwei Wang, werden aber durch die Dynamik vorgaukelnde Wackelkamera stark in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Dass der legendäre Kranich-Tritt von Pat Moritas Mr. Miyagi zudem durch ein hochgradig unrealistisches CGI-Kunststück ersetzt wurde, hilft da natürlich auch nicht weiter.

    Fazit: Bis auf einige fragwürdige Zugeständnisse an den filmischen Zeitgeist hat sich für „Karate Kid" im Jahr 2010 nicht viel geändert, dank des sympathischen Hauptdarsteller-Duos und eines gut durchdachten Ortswechsels bietet Harald Zwarts Remake trotz ungenutztem Potenzial weitestgehend ordentliche Unterhaltung.

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