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    Veronica Mars
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Veronica Mars
    Von Christoph Petersen

    Wenn Fans ein Kinoprojekt komplett aus eigener Tasche zahlen, dann ist es nur fair, dass am Ende ein exakt auf diese Hobby-Financiers zugeschnittener Film herauskommt. Und die Kino-Fortsetzung zur Teenie-Noir-Kultserie „Veronica Mars“ (64 Episoden zwischen 2004 und 2007) hält mit 5,7 Millionen auf dem Webportal kickstarter.com eingesammelten Dollar sogar den Rekord für das höchste jemals per Crowdfunding gestemmte Filmbudget. Aber so viel Fanzuspruch kann einen Filmemacher auch erdrücken – und genau das ist beim „Veronica Mars“-Kinofilm leider passiert. Denn während zum Beispiel die Macher des ebenfalls zum Teil aus Fangeldern finanzierten „Stromberg – Der Film“ einfach stur ihr Ding durchgezogen haben, konzentriert sich Regisseur, Drehbuchautor und Serienschöpfer Rob Thomas so sehr auf den Fanservice, dass sein Film darüber nur noch gerade so auf eigenen Beinen zu stehen vermag. Während sich Fans also auf ein kurzweiliges Wiedersehen mit guten alten Bekannten freuen dürfen, werden Nicht-Marshmallows nach dem Kinofilm kaum nachvollziehen können, warum um die Serie damals ein solcher Hype veranstaltet wurde.

    Die ehemalige Amateurdetektivin Veronica Mars (Kristen Bell) hat ihre kalifornische Heimatstadt Neptune schon vor Jahren hinter sich gelassen. Nun steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Jurastudiums und ein Job in einer noblen Anwaltskanzlei in New York ist ihr auch schon so gut wie sicher. Aber dann wird ihr Hassliebe-Exfreund Logan Echolls (Jason Dohring) des Mordes an seiner Popstar-Freundin Bonnie DeVille beschuldigt – und die Ex-Detektivin kann einfach nicht anders, als die gute alte Nikon-D70-Spiegelreflexkamera wieder hervorzukramen. Eigentlich will sie Logan ja nur bei der Wahl eines guten Anwalts beraten, aber dabei stößt Veronica auf einige brisante Spuren, die auf Logans Unschuld hindeuten könnten. Und dann steht auch noch ein Klassentreffen der Neptune High an, auf das ihre besten Freunde Wallace (Percy Daggs III) und Mac (Tina Majorino) die Zurückgekehrte unbedingt mitschleppen wollen…

    Es wird in diesem Jahr kaum ein selbstbezogenerer Film als „Veronica Mars“ in die Kinos kommen. Gleich nach dem zweiminütigen Was-bisher-Geschah-Vorspann gibt es eine Szene in einer Newsredaktion, in der im Hintergrund gerade über eine Künstlerin berichtet wird, die ihr neues Album nach langer Abwesenheit per kickstarter-Kampagne finanziert hat. Und als Veronica später einen alten Ermittler-Freund wiedertrifft, geht dieser fest davon aus, dass sie doch inzwischen für das FBI arbeiten würde: ein Seitenhieb auf die nie gedrehte vierte Staffel, in der die Protagonistin vom FBI angeheuert werden sollte. Zusätzlich zu solchen annähernd im Minutentakt eingestreuten Insider-Gags wirft Rob Thomas noch zwei zielgruppengerechte Hollywoodstar-Cameos in die Waagschale und die Hardcore-Fans schweben im siebten Marshmallow-Himmel. Stellt man sich bei einer Vorführung von „Veronica Mars“ neben die Leinwand und schaut ins Publikum, wird man Serien-Enthusiasten und Neptune-Neulinge gut auseinanderhalten können. Die einen schmunzeln in jeder zweiten Szene in sich hinein, die anderen zucken die ganze Zeit verständnislos mit den Schultern.

    Aber während den Fans das Schicksal aller Uneingeweihten guten Gewissens am Allerwertesten vorbeigehen darf, gibt es auch Probleme, bei denen man selbst als Super-Marshmallow nicht einfach beide Augen zudrücken kann. So lassen sich in einer einzelnen Serienepisode gerade nicht gebrauchte Figuren leicht an den Rand drängen (oder ganz weglassen), aber im Kinofilm soll nun jeder seinen Moment bekommen, egal ob er für den Plot eine Rolle spielt oder nicht. So wird die eh nicht gerade zum Nägelkauen animierende Thriller-Handlung zusätzlich ausgebremst. Und während an der Serie gerade so genial ist, dass Veronica erst bei einer Hundeentführung und kurz darauf bei einem Mordanschlag mit derselben Ernsthaftigkeit ermittelt, erfüllen die auch im Kinofilm im Hintergrund mitspielenden sozialkritischen Themen Polizeiwillkür und Immobilienkorruption kaum noch mehr als eine Alibifunktion. Wäre „Veronica Mars“ einfach nur eine weitere Serienfolge, würde sie sich nahtlos in die so-la-la-Abschlussstaffel einreihen, aber dem Vergleich mit der meisterhaften ersten Staffel (bekäme die vollen 5 Sterne auf FILMSTARTS) kann der Kinofilm nicht standhalten.

    Fazit: „Veronica Mars“ erinnert tatsächlich an ein Klassentreffen. Man genießt es, die alten Kameraden wiederzutreffen, ist hinterher aber auch nicht traurig, dass bis zum nächsten Mal wieder einige Jahre ins Land ziehen werden. Und wer damals nicht dabei gewesen ist, der steht bei einer solchen Veranstaltung sowieso nur blöd in der Ecke rum.

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