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    Cyborg Soldier
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Cyborg Soldier
    Von Christian Horn

    Der Cyborg ist ein fester Bestandteil der populären Science-Fiction-Kultur. Die diversen Mensch-Maschine-Hybriden eignen sich perfekt für philosophische Fragestellungen, die das Menschsein ausleuchten (A.I. - Künstliche Intelligenz), und ebenso gut für Actionfilme mit einem gewissen Technikanstrich (Universal Soldier). Zwischenstufen wie The Terminator oder RoboCop natürlich nicht ausgeschlossen. Während ein Regisseur wie Park Chan-wook das Thema in I'm A Cyborg, But That's Ok noch vergleichsweise ambitioniert umsetzte, macht bereits der Titel von „Cyborg Soldier – Die finale Waffe“ deutlich, dass hier andere Wege beschritten werden sollen und sich der Film eher in der Tradition von Filmen wie „Cyborg“ mit Jean-Claude Van Damme sieht: in der B-Movie-Ecke also. Dieses Versprechen löst Regisseur John Stead, eigentlich ein Stuntman, dann auch mit unerschütterlicher Konsequenz ein.

    Der in Kooperation mit dem Militär entworfene Cyborg Isaac (Rich Franklyn) ist eine unaufhaltsame Killermaschine. Als sich plötzlich menschliche Regungen ihn ihm breit machen, gerät er außer Kontrolle und flüchtet aus der Versuchsbasis. Sein Schöpfer Dr. Tyler Voller (Aaron Abrahams) ist damit ganz und gar nicht einverstanden und hetzt seine Mannschaften auf den Flüchtling. Unterwegs trifft der Cynorg mit dem biblischen Namen auf eine Streifenpolizistin, die nun auch mittendrinsteckt im Schlamassel. Nach und nach dämmert es Isaac: Er erinnert sich an sein früheres Leben als Mensch, an seine Frau und die beiden gemeinsamen Töchter. Die finale Konfrontation mit seinem Schöpfer scheint unausweichlich...

    Nach der Auffassung von Donna Haraways, einer Professorin für feministische Theorien, eröffnet die Cyborgisierung Emanzipationschancen, weil Cyborgs aus dem üblichen Kategoriedenken herausfallen. Ein Cyborg sei „von Natur aus“ weder männlich noch weiblich, und doch wieder beides. Beispiele dafür fände man unter anderem in der feministischen Science-Fiction-Literatur. Das mag sein und auch seine theoretische Berechtigung haben. Bis in den B- und C-Movie-Sektor ist dieser Ansatz freilich noch nicht durchgedrungen und Haraway würden beim Ansehen von „Cyborg Soldier“ wohl die Haare zu Berge stehen: Von dem Diskurs über Geschlechterrollen finden sich hier erwartungsgemäß nicht einmal Spurenelemente. Vielmehr wartet der krude Actioner mit einem Maß an urwüchsigem Testosteron und öliger Männlichkeit auf, wie man es wohl nur noch im tiefsten Sumpf der Direct-to-DVD-Veröffentlichungen findet. Gewissermaßen ist „Cyborg Soldier“ ein Relikt aus den Achtzigern, als die Good guys noch Zigarre rauchten und ohne großes Schmuckwerk (wie etwa eine spannende Geschichte) die Fäuste sprechen ließen. Der Film stellt sich ohne Falsche Scham ganz in die Tradition von B-Movie-Legenden wie Steven Seagal, Michael Dudikoff oder Dolph Lundgren.

    Die andere Diskussion, die eine Cyborg-Figur ermöglicht, hat Terminator 2 bereits vorgelebt: den Mensch-Maschine-Diskurs nämlich (auch wenn der Terminator streng genommen kein Cyborg, sondern ein Androide ist). Dieser Ansatz findet sich in „Cyborg Soldier“ tatsächlich und entpuppt sich sogar als Kernthematik des Films. Zumindest war das wohl so angedacht. Im fertigen Film ist dank des völligen Versagens aller inszenatorischen Gestaltungsaspekte davon nämlich nicht mehr als ein gut gemeintes, quälend langweiliges Gerippe übrig. Wenn Isaac am Ende seinem Widersacher gegenüber steht und dieser darüber verblüfft ist, dass der Cyborg trotz entgegensätzlicher Programmierung einen Selbstmord erwägt, führt Isaacs Antwort das „Thema“ des Films zu einem pathetischen Höhepunkt: „Das können Sie nicht verstehen“, sagt er. „Dafür muss man ein Mensch sein.“

    Es lässt sich mit Recht einwenden, dass solcherlei Bewertungskategorien und damit auch Bewertungsmaßstäbe bei einem Film wie „Cyborg Soldier“ gänzlich unangebracht sind. Schließlich erwartet der geneigte Betrachter kaum mehr als ein paar schöne Explosionen, herzhafte Schießereien und knackige Sprüche. Doch auch hier gibt es nichts Positives zu vermelden: Die Actionszenen bleiben allesamt lau und werden immer wieder von der oben angedeuteten dürftigen Erzählung ausgebremst. Rein technisch bewegt sich das auf niedrigstem Basis-Niveau: Auf Schuss folgt Gegenschuss, Rückblenden lösen das Geheimnis um Isaacs Vergangenheit, die Western-, Detail- und Nahaufnahmen erinnern gar an einen Grundkurs der Filmhochschule. Zudem rücken in den narrativen Teilen die untalentierten Akteure unangenehm in den Fokus. Vor allem Hauptdarsteller Rich Franklyn, der im Making-of ganz offen bekennt, dass er kein Schauspieler, sondern Profikämpfer ist, liefert eine erschütternd schwache Performance ohne jedes Charisma.

    Der Höhepunkt von John Steads Fließband-Actionfilm ist eine längere Sequenz, in der Isaac mit einem Messer Patronen aus seinem Oberkörper puhlt. Es ist schon interessant zu sehen, wie ausdauernd sich eine solche „Terminator“-Reminiszenz als Schauwert ausschlachten lässt. Abgesehen von ein oder zwei anderen Einstellungen ist das übrigens die einzige FSK-18-würdige Stelle des Films, dessen 84 Minuten Spielzeit sich als einziges Debakel entpuppen.

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