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    Die Trauzeugen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Die Trauzeugen
    Von Asokan Nirmalarajah

    Anfang der 1990er befand sich der australische Filmemacher Stephan Elliott auf dem Karriere-Höhenflug. „Ein schräger Vogel - Frauds", die erste Soloarbeit des ehemaligen Regie-Assistenten, wurde auf den Filmfestspielen von Cannes gezeigt und erwies sich als virtuose, rabenschwarze Komödie mit einem glänzenden Phil Collins und einem in Hollywood noch unentdeckten Hugo Weaving („Matrix") in den Hauptrollen. Auch Elliotts zweiter Film, das originelle Travestie-Road-Movie „Priscilla - Königin der Wüste", wurde nach Cannes geholt, die drei männlichen Hauptdarsteller Terence Stamp, Hugo Weaving und Guy Pearce zeigten sich in Hochform und das internationale Publikum war begeistert. Danach wurde es plötzlich still um das aufregende Regietalent aus Down Under, bis sich Elliott 2000 mit dem kuriosen Thriller „Das Auge - Eye of the Beholder" mit Ewan McGregor und Ashley Judd im Mainstream zurückmeldete. Erst 2008 folgte die starbesetzte, aber missglückte Noel-Coward-Adaption „Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau". Mit der anstrengenden Slapstick-Ekelkomödie „Die Trauzeugen" kommt der Australier nun am vorläufigen Karrieretiefpunkt an.

    Der britische Junggeselle David (Xavier Samuel) lernt während eines Urlaubstrips auf einer Pazifikinsel seine Traumfrau kennen. Die zierliche Blondine Mia (Laura Brent) ist so sehr von ihm hingerissen, dass sie seinen nach nur einer Woche Liebesbeziehung vorgebrachten Hochzeitsantrag ohne weitere Bedenken annimmt. Nun müssen nur noch ihre zwei Familien zu der schnell anberaumten Traumhochzeit in Mias Heimat Australien zusammengebracht werden. Während ihre reiche Sippe samt Senator-Papa Jim Ramme (Jonathan Biggins), hysterischer Mutter Barbra (Olivia Newton-John) und lesbischer Schwester Daphne (Rebel Wilson) ihre Gäste misstrauisch beäugt, verstricken sich Davids drei Ersatzfamilien-Kumpels – der gewissenlose Partyhengst Tom (Kris Marshall), der trottelige Opportunist Graham (Kevin Bishop) und der vor kurzem erst von seiner Freundin verlassene, deprimierte Luke (Tim Draxl) – in riskante, unappetitliche Situationen mit dem schießwütigen Drogendealer Ray (Steve Le Marquand) und mit Jim Rammes liebevoll gehegtem Schaf. Und ganz nebenbei beginnt die Hochzeit...

    Einen Grund für seine Abkehr von anspruchsvollen Projekten wie dem sperrigen Kunstfilm „Das Auge - Eye of the Beholder" hin zu kommerzielleren Filmen sieht Regisseur Stephan Elliott in einem 2004 überlebten Ski-Unfall, der ihn mehrere Monate ans Krankenbett fesselte. Nach dieser Erfahrung hat der Filmemacher nach eigenem Bekunden seinen Sinn für Humor wiedergefunden, aber es bleibt festzustellen, dass die Komik in „Die Trauzeugen" anders als in früheren Werken keinen Boden mehr unter den Füßen hat – so versackt der Film in einer Fülle ermüdender Klischees und flacher Slapstick-Einlagen. Elliott liefert nach dem zumindest ästhetisch ansprechenden Kostümfilm „Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau" hier eine fade Mischung aus romantischer Komödie, Hochzeitsfarce und Culture-Clash-Satire, die sich schnell als uninspiriert geschrieben und fad gespielt entpuppt. In der vor der majestätisch-malerischen Kulisse der australischen Blue Mountains fotografierten und von einem Pop-Soundtrack randvoll mit Olivia Newton-John-Songs untermalten Ensemblekomödie folgt ohne Witz und Esprit eine unglaubwürdig konstruierte Situation auf die andere.

    Allein Stephan Elliotts Vorliebe für inszenatorische Spielereien ist nicht ganz verloren gegangen. Das Fünkchen Energie, das der Film erzeugen kann, schuldet er dem gelegentlichen visuellen Einfallsreichtum seines Regisseurs, der es liebt, originelle Überblendungen und Kameraperspektiven in das Geschehen einzustreuen, um zwischen den verschiedenen Schauplätzen und überdrehten Figuren zu wechseln. Unterhaltsamer wird sein Film dadurch aber kaum. Das Drehbuch stammt von Dean Craig, der mit seinen Skripts zu Frank Oz' englischer Ensemblekomödie „Sterben für Anfänger" und zu Neil LaButes afroamerikanischem US-Remake „Sterben will gelernt sein" bereits zwei ähnlich gestrickte Filme geschrieben hat. Auch hier versucht er sich an einer Anhäufung stetig absurder werdenden, homoerotisch überlagerten Slapstick-Situationen: Immer wieder platzen Außenseiter hinein und erwischen die Protagonisten-Kumpel vermeintlich in flagranti. Egal ob es dabei aussieht, als würden die Buddies es miteinander oder mit einem geschminkten Schaf in Kleidern treiben, das ist nicht gerade einfallsreich und spätestens bei der dritten Variation auch nicht mehr amüsant.

    Fazit: Die jüngste Regiearbeit der einstigen australischen Regiehoffnung Stephan Elliott erweist sich als Komödie, die auf dem Papier irgendwo zwischen der Culture-Clash-Situationskomik von „My Big Fat Greek Wedding" und der derben Slapstick-Komik der „Hangover"-Filme angesiedelt ist. Tatsächlich herausgekommen ist allerdings nur ein nett bebilderter und gut besetzter, dabei aber oft platter Abklatsch anderer Hochzeitskomödien.

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