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    Die Superbullen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Die Superbullen
    Von Christoph Petersen

    Nachdem „Ballermann 6" 1997 angelaufen war, machte das Gerücht die Runde, einige Kinos hätten den Film um zwei dauersaufende Mallorca-Urlauber wieder aus dem Programm genommen, weil Zuschauer es den Protagonisten gleichgetan und einfach in die Ecken uriniert hätten. Ob es deshalb trotz der fast 2,5 Millionen Zuschauer für „Ballermann 6" so lange gedauert hat, bis mit „Die Superbullen" nun die Fortsetzung in die Kinos kommt, ist nicht überliefert. Aber offenbar haben deutsche Kinobetreiber ein besseres Gedächtnis als erwartet, die Komödie um zwei unfähige Streifenpolizisten startet nämlich vollkommen überraschend in weniger Sälen (254) als die Konkurrenz „Der Auftragslover" (312) und „Burlesque" (258). Vielleicht liegt das aber auch ganz einfach daran, dass die Brachialkomik von Tom Gerhardt und Hilmi Sözer als Tommie und Mario im dritten Anlauf (nach „Voll normaaal" und „Ballermann 6") ihren Zenit überschritten hat. Zumindest ist „Die Superbullen" einen Tick lustiger als die letzte Klamauk-Attacke von Regisseur Gernol Roll mit dem unsäglichen Mario-Barth-Vehikel „Männersache".

    Mit dem Studium einschlägiger Videos von „Karate Cop" bis zu „Bullenweiber knüppeln hart" haben sich die besten Kumpel Tommy (Tom Gerhardt) und Mario (Hilmi Sözer) optimal auf ihren neue Aufgabe als Streifenpolizisten vorbereitet. Für die beiden ist der Polizeidienst der absolute Traumjob: Niemand kann sie mehr aus einer Kneipe rausschmeißen und für ständigen Nachschub an Freibier (Stichwort: Lebensmittelkontrollen) ist auch gesorgt. Aber dann kriegen sich die ständig besoffenen Staatsdiener mit ihrem überkorrekten Kollegen Markus (Axel Stein) in die Haare. Der Streit mündet in einem blutigen Zwischenfall mit einem entführten Tasmanischen Beutelteufel, nach dem Tommy und Mario zur Fahrradstaffel strafversetzt werden. Die Chance zur Rehabilitation scheint gekommen, als Geißbock Hennes, das Maskottchen des 1. FC Köln, plötzlich spurlos verschwindet. Eine Befragung der Cheerluder und des Tierbetreuers bringen die Fahrradcops auf die Fährte des nächsten Pokalgegners des 1. FC Köln - der FC Bayern München. Die Hauptverdächtigen: Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß...

    Der Höhepunkt (oder auch traurige Tiefpunkt, je nach persönlicher Schmerzgrenze) ist eine Szene im Krankenhaus, in der Tommy mit einem Darmspezialisten verwechselt wird. Doch statt nach einem Darmverschluss im Körper zu suchen, kramt dieser das wurstartige Ding erst einmal in Gänze heraus, um dann wie wild darauf herumzudrücken und so ein rappiges Furzkonzert in Gang zu setzen, in das schließlich auch noch das malträtierte Herz und das Beatmungsgerät mit einstimmen. Wer „Voll normaaal" oder „Ballermann 6" gesehen hat, weiß ohnehin, auf was er sich einlässt. Und wer die Vorgänger nicht kennt, ahnt es spätestens jetzt nach der Beschreibung dieser Szene. „Die Superbullen" ist eines dieser (Mach-)Werke, nach denen sich herrlich über den Niedergang des kulturellen Abendlands fabulieren lässt.

    Dennoch ist „Die Superbullen" weit davon entfernt, zu den schlechtesten Komödien aus deutschen Landen zu zählen. Dafür stauben Tom Gerhardt („Hausmeister Krause - Ordnung muss sein") und Hilmi Sözer („Jerichow") trotz „Der Exorzist"-Gedächtnis-Kotzerei und wiederholtem Wildpinkeln dann doch zu viele Sympathien ab. Wenn es der Amerikanische Traum ist, möglichst reich und mächtig zu werden, dann leben Tommy und Mario den Traum von Köln-Kalk: Saufen bis zum Exzess und Trash-TV-Moderatorinnen mit möglichst riesigen Brüsten. Dabei macht sich Roll nie über das promillegestählte Duo selbst lustig, sondern – vom Polizeipräsidenten bis zum Fußballkaiser - immer über die anderen. Die Saufkumpane gehen ihren Weg buchstäblich ohne Rücksicht auf Verluste, selbst einem verschrotteten Ferrari weinen sie keine Träne nach – und das macht sie irgendwie auch bewundernswert. Aber natürlich nur solange, bis sie sich an der nächsten Straßenecke entleeren.

    Fazit: „Die Superbullen" ist unterste Schublade, aber im Gegensatz zu vielen Kollegen bewahren sich Tom Gerhardt und Hilmi Sözer in ihrem Proletenselbstverständnis noch eine Restwürde, die es dem Publikum erlaubt, über ihre Saufeskapaden zu lachen, ohne sich allzu schlecht dabei zu fühlen.

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