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    Operation: 12 Strong
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Operation: 12 Strong
    Von Carsten Baumgardt

    Als die Japaner an diesem schicksalhaften 7. Dezember 1941 ihren verheerenden Luftangriff auf den amerikanischen Militärstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii starteten, reagierte die schockierte US-Führung mit einem unter größter Geheimhaltung vorbereiteten Vergeltungsangriff wenige Monate später, als eine Bomberstaffel beim berühmten Doolittle Raid Richtung japanische Inseln flog, dort Industrieanlagen zerstörte und 50 Menschen tötete. Einem ähnlichen Muster folgte auch die Regierung unter Präsident George W. Bush 2001 nach den markerschütternden Terroranschlägen vom 11. September: Bereits einen Monat später infiltrierten eine paramilitärische Einheit der CIA und US-Special-Forces Afghanistan und legten sich mit einer ganzen Armee von Taliban an, um 9/11 zu vergelten und weitere Attacken zu unterbinden. Erst zu Beginn der 2010er Jahre gelangten alle Details dieser streng geheimen Operation Alpha 595 (als Teil der übergeordneten Operation Enduring Freedom) an die Öffentlichkeit. Action-Produzent Jerry Bruckheimer („Fluch der Karibik“, „Armageddon“) und Regisseur Nicolai Fuglsig („Exfil“) erzählen diese heroische und actiongeladene wahre Geschichte mit einer ordentlichen Portion US-Patriotismus und hätten sich durchaus noch differenzierter mit der Kriegsthematik auseinandersetzen könne. Nichtsdestotrotz ist ihr knallhartes, schnörkelloses Action-Drama „Operation: 12 Strong“ als solides, kraftstrotzendes Kriegsepos einen Blick wert.

    Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 beschließt die US-Militärführung, die radikalen Taliban in Afghanistan zu attackieren, weil sie Mitgliedern der für 9/11 verantwortlichen Terrororganisation al-Qaida Unterschlupf gewähren. Sechs Special-Forces-Teams werden entsandt, um sich mit der zerstrittenen, talibanfeindlichen afghanischen Nordallianz zu verbünden und mit ihr gegen die Aggressoren im Land zu kämpfen. Darunter ist auch Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth), der seinen vorübergehenden Schreibtischjob hinschmeißt und zurück an die Front will, um seine patriotische Pflicht zu erfüllen. Mit einer Guerilla-Taktik will das US-Militär mit den afghanischen Verbündeten um General Dostum (Navid Negahban) die strategisch wichtige Stadt Masar-e Scharif einnehmen. Doch in der schwer zugänglichen Bergregion Afghanistans gelten eigene Gesetze. Nelson und seine elf Green Berets (unter anderem Michael Shannon und Michael Peña) schwingen sich für ihre Angriffe auf Pferde, bevor sie in entscheidenden Phasen auf Bomben-Unterstützung aus der Luft setzen können. Die Amerikaner haben aber Probleme, die afghanischen Kämpfer zu vereinen und trauen ihnen nicht vollkommen über den Weg, weil jedes Grüppchen in der brüchigen Allianz ganz eigene Interessen verfolgt.

    Die knapp 3.000 Toten von 9/11 und vor allem die Tatsache, auf eigenem Boden angegriffen worden zu sein, hinterließen eine tiefe Wunde in der US-amerikanischen Volksseele - dieses monumentale Ereignis lässt bis heute niemanden kalt. Aus dieser starken Emotion heraus erklärt sich auch der betonte Patriotismus, den die Soldaten in „Operation: 12 Strong“ offen an den Tag legen. Sie ziehen freiwillig und voller Überzeugung in den Krieg, weil sie sich und Amerika in ihrer Ehre verletzt sehen.

    Bei der Verfilmung von Doug Stantons Sachbuch-Bestseller „Horse Soldiers: The Extraordinary Story Of A Band Of U.S. Soldiers Who Rode To Victory in Afghanistan” konzentriert sich der dänische Regisseur und Fotojournalist Nicolai Fuglsig dann auch voll auf die US-Perspektive. Diese Green Berets sind knallharte Typen, richtige Militär-Macker, die jeden Zentimeter ihres Terrains behaupten, sei es gegen feindliche Taliban, schreiende Vorgesetzte oder Kameraden. In dieser starrköpfigen Wagenburgmentalität liegt ihre beste Chance, ein Himmelfahrtskommando wie das hier thematisierte zu überleben.

    Auch wenn „Operation: 12 Strong“ stark actionlastig ist und die von Kameramann Rasmus Videbæk („Der dunkle Turm“, „Die Königin und der Leibarzt“) in kühlem Stahl-Look eingefangenen, brutalen Kampfszenen und Schusswechsel packend und kraftvoll in Szene gesetzt werden, schlägt Fuglsig nebenbei in längeren Dialogpassagen, in denen sich die Soldaten rudimentär mit der politischen Lage und den afghanischen Einheimischen beschäftigen, gelegentlich auch ein paar leisere Töne an und bietet zumindest einen groben Überblick über die Gesamtsituation. Aber hier geht es letztlich nur nachrangig um politische Zusammenhänge, im Vordergrund steht das Heldenporträt einer Elite-Truppe.

    Unter der Führung des brummelig-charismatischen Chris „Thor“ Hemsworth leistet das Ensemble dabei gute Dienste und gibt dem verschworenen Haufen eine glaubhafte innere Dynamik, wobei insbesondere Michael Shannon („Take Shelter“) als Hal Spencer und Michael Peña („End Of Watch“) als Sam Diller auch kleine individuelle Akzente setzen können und somit verhindern, dass „Operation: 12 Strong“ allzu eindimensional gerät. Als besonders spannungsfördernd erweist sich indes der Kontrast zwischen der unwirtlichen Gegend sowie der extrem einfachen Lebensbedingungen vor Ort und der High-Tech-Ausrüstung der Amerikaner: Weil ihre fahrbaren Untersätze sich in der abweisenden Bergwelt als nutzlos erweisen, ziehen die US-Supersoldaten schließlich ganz anachronistisch zu Pferde ins Gefecht. Die klinisch-präzisen und tödlichen Luftschläge, die sie dabei einfädeln, wirken da wie eine Technologie aus ferner Zukunft, die doch 2001 schon längst Gegenwart war.

    Fazit: „Operation: 12 Strong“ ist eine Heldengeschichte über zwölf furchtlose US-Soldaten, die sich einer ganzen Armee von Taliban stellen. Nur gut, dass Nicolai Fuglsigs kraftvolles Action-Drama auf wahren Begebenheiten beruht, sonst wäre der Patriotismus wohl nicht so leicht zu schlucken. 

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