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    Fünf Freunde 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Fünf Freunde 2
    Von Carsten Baumgardt

    Die Lieblingshelden ihrer Jugend behalten bei den meisten Erwachsenen einen besonderen Platz im Herzen und so trägt sich der Kultstatus populärer Jugendunterhaltung oft von Generation zu Generation weiter. Dieses Phänomen wird von Filmemachern rund um den Globus gerne genutzt und damit im Erfolgsfall auch verstärkt – Fortsetzung inklusive. So folgt aus deutscher Produktion nun nach zwei „Die drei ???"-Filmen und zwei „TKKG"-Verfilmungen auch ein weiteres Kino-Abenteuer der „Fünf Freunde". Nach Motiven der berühmten Jugendbuchreihe von Enid Blyton, die hierzulande in den 1950er und 1960er Jahren erschien, inszeniert Regisseur Mike Marzuk „Fünf Freunde 2" als moderne Unterhaltung für den heimischen Nachwuchs. Der Charme des Vorbilds von der Insel bleibt bei dieser neuen, zeitgemäßen Eindeutschung zwar weitgehend auf der Strecke, aber das wird vor allem die erwachsenen Begleiter stören, die in Nostalgie schwelgen wollen. Für die jungen Zuschauer selbst ist „Fünf Freunde 2" turbulent-spannende und kindgerechte Unterhaltung.

    Die fünf Freunde Julian (Quirin Oettl), Dick (Justus Schlingensiepen), Anne (Neele-Marie Nickel), George (Valeria Eisenbart) und Timmy, der Hund (Coffey) verbringen die Sommerferien beim Zelten an einem Bergsee in der Nähe des berühmten Gaffensteinfelsens - just in der Gegend, wo vor Jahrhunderten die sogenannte Schwarze Katze den sagenumwobenen Smaragd „Das Grüne Auge" vor Dieben in Sicherheit brachte. Doch seitdem ist der Edelstein spurlos verschwunden. Derweil sollen die beiden Gangster-Brüder Max (Stefan Konsarske) und Fil (Oliver Korittke) im Auftrag von Oberschurke Rookey (Peter Lohmeyer), den Millionärssohn Hardy Kent (Kristo Ferkic) entführen. Durch eine verhängnisvolle Verwechslung schnappen sich die beiden tollpatschigen Gauner aber Dick, den sie für den reichen Hardy halten - schließlich haben die fünf Freunde den Sohn aus reichem Hause persönlich kennengelernt, weil sie ihr Zeltlager auf dem Anwesen seiner Familie errichtet haben. Die verbliebenden vier machen sich mit Hardys Unterstützung auf die Suche nach Dick. Die erste Spur führt die Gruppe in einen Wanderzirkus...

    Die blanken Fakten hinter dem Mythos der 1968 verstorbenen Enid Blyton und „Die fünf Freunde" (im Original: „The Famous Five") sind beeindruckend: 100 Millionen verkaufte Jugendbücher, etwa ein Viertel davon allein in Deutschland, auch die Hörspiele wurden millionenfach abgesetzt – da blieben Adaptionen in Film und Fernsehen logischerweise nicht aus. Die bekannteste dieser Bearbeitungen ist sicherlich die 26-teilige britische TV-Serie „Fünf Freunde" von 1978/79, in der der Geist der abenteuerlich-sympathischen Blyton-Romane perfekt getroffen wurde. Aber mit den Zeiten ändern sich auch die Filme und so wurden gewisse „Verjüngungsmaßnahmen" vorgenommen, zu denen gehört, dass die raue ländliche Idylle der englischen Küstenlandschaft aus der Fernsehserie offensichtlicheren Schauwerten weichen musste: Die Kulissen des in Bayern und Norddeutschland gedrehten „Fünf Freunde 2" sind durchweg malerisch und imposant – angefangen vom Bergsee des Zeltlagers bis zum „Eulennest"-Schloss, wo sich der Showdown abspielt.

    Mike Marzuk („Sommer", „Rock it") bezieht sich mit seinem „Fünf Freunde"-Update zwar immer noch deutlich auf die Wurzeln des Stoffes, mischt aber in der Inszenierung und dem Produktionsdesign außerdem eine gute Portion „Die Wilden Kerle" bei - was nicht unbedingt verwundert, da mit SamFilm dieselbe Produktionsfirma hinter diesem Projekt steht wie hinter der Reihe um die ungestümen jungen Fußballer. Die Kombination des klassischen britischen Abenteuerstoffs, der aus heutiger Sicht durchaus etwas betulich erzählt wirkt, mit stark in unserer Gegenwart verankerter deutscher (Kino-)Jugendkultur kommt beim jungen Publikum gut an, das hat der Erfolg des mit der gleichen Besetzung ebenfalls von Mike Marzuk inszenierten „Fünf Freunde" mit einer Million Kinobesuchern bewiesen. Dabei geht es weniger darum, Accessoires wie Mobiltelefone und andere aktuelle Technik (die einzige diesbezügliche Spielerei, Hardys Roboter „Robi", wird schließlich auch von Old-School-Hund Timmy im wahrsten Sinne des Wortes plattgemacht) in den Vordergrund zu rücken, sondern vielmehr wird die Erzählung an die Sehgewohnheiten heutiger Kinder angepasst. Bei allem Verständnis für diese Angleichung übertreibt es Regisseur Marzuk wie schon im ersten Teil mit der Vereinfachung der Vorlage – auch dieser jungen Zielgruppe darf mehr zugetraut und zugemutet werden.

    Die Figurenzeichnung ist in „Fünf Freunde 2" weiterhin nur rudimentär, meist beschränkt sie sich auf jeweils eine prägnante aus den Buchvorlagen übernommene Eigenschaft. Am interessantesten bleibt Enid Blytons inoffizielles Alter Ego Georgina, alias George, die sich als Junge fühlt und weniger wie ein Mädchen. Neben Valeria Eisenbart („Wickie auf großer Fahrt") in dieser Vorzeigerolle überzeugt der Film vor allem mit Humor. Auch wenn die Parts der Erwachsenen wieder sehr simpel angelegt sind, wird über sie jene Komik beigesteuert, die den Film trotz aller Einschränkungen zum Vergnügen macht: Dafür sorgt vor allem der großartige Oliver Korittke („Bang Boom Bang"). Er bringt als tölpeliger Gauner Fil, der davon träumt, Zirkusclown zu werden, einen Hauch von Doppelbödigkeit ein und meistert die Gratwanderung zwischen Slapstick und Verletzlichkeit hervorragend. Sie ist von den erwachsenen Figuren mit Abstand die sympathischste, während Fils Bruder Max mit jeder Menge Furzwitzen regelrecht demontiert wird. Darüber mögen sich die Kinder unter den Zuschauern amüsieren, aber erzählerisch ist das eine unnötige Grobheit in einem sonst über weite Strecken gut ausbalancierten Familienfilm.

    Fazit: Mit „Fünf Freunde 2" lässt Regisseur Mike Marzuk dem erfolgreichen ersten Film einen unterhaltsam-lustigen, auf die kindlichen Fans von hier und heute zugeschnittenen Abenteuerfilm folgen, dem der Charme der ursprünglichen Enid-Blyton-Vorlage jedoch naturgemäß weitgehend fehlt.

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