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    Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1
    Von Robert Cherkowski

    Wer von modernen Comic-Meistern spricht, kommt um Frank Miller nicht herum. Neben dem britischen „Watchmen"-Mastermind Alan Moore dürfte der amerikanische Panel-Berserker Miller einen Löwenanteil zur Ehrenrettung des zuvor oft als kindisch, verblödend oder gar verrohenden gescholtenen Mediums beigetragen haben. Inzwischen hat die sogenannte Graphic Novel einen festen Platz im Kanon der erzählenden Künste sicher. Neben seinen eigenen Werken wie „Ronin", „300", oder „Sin City" festigte Miller seinen Legendenstatus vor allem mit äußerst eigensinnigen Interpretationen des Batman-Mythos. Speziell sein paranoider Comic-Albtraum „The Dark Knight Returns" nimmt dabei einen Logenplatz ein und braucht sich auch vor Moores „Watchmen" nicht zu verstecken. Während andere Miller-Stoffe bereits erfolgreich adaptiert wurden, will sich in Hollywood jedoch daran niemand die Finger verbrennen. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um eine politisch alles andere als korrekte und beizeiten weit rechts ausholende Superhelden-Oper, die so garnicht zum Massentauglichkeitsanspruch eines großen Filmfranchises passt – selbst die auf „düster" und „realistisch" getrimmte „Dark Knight "-Trilogie von Christopher Nolan wirkt neben Millers Punk-Pulp-Version ausgesprochen zahm. Im Fahrwasser der Nolan-Erfolge traute sich Rechteinhaber Warner dann doch an Millers Kult-Comics – wenn auch nur in Form von günstigen Zeichentrickfilmen für den DVD/Blu-ray-Markt. Nach der 2011 veröffentlichten Origin-Story „Batman: Year One" steht nun mit dem Zweiteiler „The Dark Knight Returns" das Opus Magnum an. Obwohl dabei der Großteil der Miller'schen Comic-Panels eins zu eins übernommen wird, geht die thematische Schärfe Millers in Jay Olivas viel zu handzahmem „Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1" weitestgehend verloren.

    Seit über zehn Jahren hat sich der Multimillionär Bruce Wayne (Stimme: Peter Weller) schon nicht mehr in sein schwarzes Kostüm geschwungen, um bei Nacht Gotham City vor kriminellen Gefahren zu schützen. Als die Stadt jedoch von einer anarchistischen Verbrechergang namens „The Mutants" heimgesucht wird, die mit immer brutaleren Akten des Verbechens und der nackten Gewalt Angst und Schrecken verbreiten, juckt es den mittlerweile alt gewordenen Mann dann doch noch einmal unter den Fingern. Zusammen mit der neuen Robin Carrie Kelley (Ariel Winter) sagt er den Mutanten und ihrem monströsen Anführer den Kampf an. Diese jedoch sind nicht seine einzige Sorge. Auch Two-Face (Wade Williams) sorgt für miese Stimmung in der Stadt, die niemals schläft. Und Polizei und Politik sind alles andere als begeistert von der Rückkehr des dunklen Ritters...

    Jeder Fan literarischer Vorlagen hat schon mal das Gesicht in den Händen vergraben, wenn bei einer Verfilmung mal wieder drastisch gekürzt oder missklingend umgedeutet wurde, was auf dem Papier noch so wunderbar funktionierte. Nicht weniger problematisch sind allerdings die Fälle unreflektierter Abfilmerei, Satz für Satz und Bild für Bild. Schließlich büßen auch große Geschichten ihre Wucht ein, wenn sie nicht dem gewählten Medium entsprechend aufbereitet werden – so geschehen bei „Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1". Dabei stimmen die Voraussetzungen: Die Vorlage ist über jeden Zweifel erhaben. Die Sprecher sind stark, allen voran Peter „Robocop" Weller in der Hauptrolle. Und in puncto Charakterdesign ist der Film keineswegs weniger bissig als die Panels des Comics. So ist Batman hier ein die Jahre gekommener, enorm breitschultriger Mann mit verhärmten Gesichtszügen, während die Mutanten als brutale Cyberpunks entworfen sind und Two-Face eher einem zerzauselten armen Irren als einem souveränen Rachegott gleicht.

    Die Actionszenen wirken dagegen eher hölzern und selten steht einem hier wirklich der Mund offen. Über das visuelle Niveau von 90er-TV-Serien kommt „Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1" schlichtweg nicht hinaus. Mehr als an einer spannenden Optik fehlt es hier noch an erzählerischer Verdichtung und dramaturgischer Stringenz. Anders als bei der Graphic Novel, bei der jeder Leser selbst entscheiden kann, wie lange er ein Panel ansehen möchte, braucht eine Filmversion dieser episodischen Geschichte einen klaren roten Faden und einen spürbaren Rhythmus. Der Film ist voller Längen – was bei einer Laufzeit von 75 Minuten einfach nicht sein darf. Viel zu selten werden im vor sich hinplätschernden episodischen Treiben klare Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Handlungs- und Bedeutungsebenen der Vorlage hergestellt. Es hilft nicht, dass viele dieser Handlungsfetzen zu kleinen und für sich genommen unbefriedigenden Showdowns erklärt werden. Daran ist auch Komponist Christopher Drake („Batman: Gotham Knight") beteiligt, der den ganzen Film mit abgedroschen-pathostriefenden Orchesterklängen zuschallt.

    Das größte Problem ist allerdings die Halbherzigkeit, mit der man sich dem kontrovers diskutierten Stoff hier annähert. Nicht erst seit seinem höchst islamophoben Spätwerk „Holy Terror" steht Miller bei seinen einstigen Fans im Verdacht, politisch ganz weit rechts zu stehen. Und tatsächlich vertrat er schon in „The Dark Knight Returns" einige etwas merkwürdige Standpunkte zu gesellschaftspolitisch bedeutsamen Themen wie Selbstjustiz und Faschismus, die unbedingt reflektiert statt blind konsumiert werden sollten. War dieser Fascho-Batman hier wirklich als bitterböses Satire-Epos à la „Watchmen" gedacht oder ist der Autor seinem Metier erlegen? In der Zeichentrickfilm-Adaption herrscht eine so klassisch-heroische Comic-Stimmung vor, dass das, was bei Miller zwischen den Panels gesagt wird, dabei fast verloren geht. So viel Distanz zur ikonischen Batman-Figur wollte man dann doch nicht einnehmen – wie bei Nolans Version wird das Publikum letzten Endes doch dazu eingeladen, seinen Helden abzufeiern. Was bleibt ist eine Verfilmung, die zwar den Eindruck größter Vorlagentreue erweckt, die Quelle jedoch nie hinterfragt und letztlich nur verflacht und lauwarm aufbereitet.

    Fazit: Comic-Fans, Komplettisten und neugierigen Jungspunde, die Batman erst seit den Nolan-Filmen kennen, sei ein Blick auf die abgefilmte Version von Frank Millers politisch streitbarem Kult-Comic empfohlen – auch wenn der weiche Erzähltonfall dem knallharten Stoff nicht gerecht wird und „Batman: The Dark Knight Returns, Teil 1" genauso wie die Fortsetzung „Batman: The Dark Knight Returns, Teil 2" mehr als Fingerzeig in Richtung Vorlage denn als eigenständiger Film taugt.

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