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    Killer's Bodyguard
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Killer's Bodyguard
    Von Antje Wessels

    Mick Jacksons tragische Romanze „Bodyguard“ bescherte der 2012 verstorbenen Sängerin Whitney Houston 1992 ihren großen Durchbruch auf der Kinoleinwand. Der für zwei Oscars (jeweils in der Kategorie Bester Original-Song) nominierte Film lockte allein hierzulande über sechs Millionen Zuschauer in die Kinos und zählt inzwischen durchaus zu den modernen Klassikern des Liebesdramas. Da kann es sicher ganz geschickt sein bei der Vermarktung eines neuen Films namens „Killer’s Bodyguard“ auf die Popularität der 90er-Schmonzette zu bauen. Sowohl beim Design des ersten Filmplakats, als auch bei der Gestaltung des ersten Trailers griff man auf Motive aus Jacksons Film zurück – sogar Houstons unverwüstliche Powerballade „I Will Always Love You“ kam zum Einsatz. Alle diese Verweise stellen sich allerdings schnell als Mogelpackung heraus, denn inhaltlich wie inszenatorisch hat die im Original „Hitman’s Bodyguard“ betitelte Actionkomödie nämlich gar nichts mehr mit der vermeintlichen Vorlage zu tun. Stattdessen liefern Regisseur Patrick Hughes („The Expendables 3“) und Drehbuchautor Tom O’Connor („Fire with Fire“) eine etwas andere Buddy-Comedy ab, in der sich ein Personenschützer und ein gemeingefährlicher Auftragskiller zusammentun. Angesichts der Hauptdarsteller mag man auf eine Mischung aus „Kingsman“ und „Deadpool“ hoffen, doch an deren Tempo und Witz kommt „Killer’s Bodyguard“ nicht heran. Spektakulär sind dagegen die Actionhöhepunkte, die den Film sehenswert machen.

    Als der für seine Dienste weltweit geschätzte Personenschützer Michael Bryce (Ryan Reynolds) nach einem bösen Fehlschlag vom Dienst suspendiert wird, bricht für den gewissenhaften Bodyguard eine Welt zusammen. Erst der berühmt-berüchtigte Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) verschafft ihm seinen Job zurück. Die beiden verbindet eine persönliche Fehde, doch diesmal müssen sie wohl oder übel zusammenarbeiten. Bryce soll den exzentrischen Vielfachmörder zu einer wichtigen Gerichtsverhandlung begleiten und beschützen. Kincaid ist Kronzeuge im Prozess gegen den gemeingefährlichen Diktator Vladislav Dukhovic (Gary Oldman), dessen Handlanger eine Aussage um jeden Preis verhindern wollen. Michael und Darius müssen sich binnen 24 Stunden vom Gefängnis zum Gerichtshof durchschlagen. Dabei bekommen sie es nicht nur mit schießwütigen Widersachern zu tun, sondern verfolgen auch noch vollkommen unterschiedliche Absichten: Während Michael den Auftrag einfach nur unkompliziert über die Bühne bringen möchte, will Darius nicht bloß unbedingt seine inhaftierte Ehefrau Sonia (Selma Hayek) wiedersehen, sondern nutzt auch jeden unbeobachteten Moment für einen Fluchtversuch.

    Komödien leben stark von Gegensätzen und was das angeht, sind die Macher von „Killer’s Bodyguard“ überaus konsequent. Sie lassen im Protagonistenduo Schwarz auf Weiß, Gut auf Böse, selbstbewusst auf deprimiert prallen und holen eine ganze Menge aus den Kontrasten heraus, die natürlich zugleich nach und nach eingeebnet werden. So zeigt sich bald, dass Samuel L. Jacksons Killer Darius Kincaid in Wirklichkeit gar kein allzu fieser Bösewicht ist. So mag er gewiss für Geld Menschen umgebracht haben, allerdings waren das alles zumindest zwielichtige Figuren und zudem büßt Kincaid schon seit einer ganzen Weile die gerechte Strafe dafür ab. An Schlagfertigkeit und Coolness hat er im Gefängnis allerdings nichts eingebüßt und seine dominante, von sich selbst überzeugte Art wirkt mit Blick auf das lustlos-pessimistische Auftreten von Ryan Reynolds‘ von seiner Suspendierung tief getroffenem Bodyguard noch einmal schillernder. Zugleich bietet dieser Clash der Charaktere den dramatischen Nährboden für den folgenden unausweichlichen Wandel: Während der eine seine kriminelle Vergangenheit hinterfragt, findet der andere allmählich die Freude an der Arbeit zurück. Sonderlich subtil ist das zwar nicht, doch die Darsteller bringen es glaubhaft rüber und durch die ruhigeren Momente kommen die rasant-überdrehten Actioneinlagen, in denen Regisseur Hughes mit Blut nicht geizt, nochmal eine ganze Spur besser zur Geltung – auch dies ein effektiv eingesetzter Gegensatz.

    So dramaturgisch schlüssig und gut gespielt die diversen persönlichen Scharmützel zwischen Bryce und Kincaid auch sein mögen, zwischendurch rutschen sie trotzdem zuweilen in die Beliebigkeit ab, denn sie verlaufen arg gleichförmig. Auch die Nebendarsteller fallen dieser Austauschbarkeit zum Opfer. Gary Oldman („RoboCop“) kann aus seiner Rolle nicht mehr rausholen als den russischen Vorzeigebösewicht, während Salma Hayek („Frida“) die anstrengende Karikatur einer heißblütigen Latina zum Besten gibt, die selbst im Gefängnis alle nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Dagegen trumpft Patrick Hughes bei der Inszenierung der Actionszenen so richtig auf. Das Herzstück seines Films ist eine rasante Verfolgungsjagd durch die Straßen und Grachten von Amsterdam, in der Kincaid im Schnellboot und Bryce auf einem Motorrad vor den schießwütigen Angreifern fliehen. Ryan Reynolds zeigt obendrein eine mitreißend choreografierte Martial-Arts-Performance in einem Heimwerkergeschäft (das ihm dabei als riesiges, herrlich unkonventionelles Waffenarsenal dient) und das abschließende Manöver, das die beiden mit einem mehr kaputten als heilen Auto absolvieren, ist so auf den Punkt gefilmt und geschnitten, dass sich „Killer’s Bodyguard“ selbst vor dem im Kinosommer 2017 als Maß aller Actiondinge fungierenden „Baby Driver“ nicht zu verstecken braucht.

    Fazit: Die Hauptdarsteller sind mit Spaß bei der Sache und die Actionszenen strotzen vor Kreativität und Einfallsreichtum. Inhaltlich bietet „Killer’s Bodyguard“ jedoch nicht allzu viel Neues, was sich auch in den austauschbaren Nebenfiguren widerspiegelt.

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