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    Midnight Sun - Alles für dich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Midnight Sun - Alles für dich
    Von Antje Wessels

    Der große Erfolg von Josh Boons „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hat eine kleine Welle an Teenagerromanzen nach sich gezogen, in denen sich die jungen Protagonisten nicht bloß mit dem ersten Kribbeln im Bauch, sondern auch mit einem Krankheitsschicksal auseinandersetzen müssen. Nach Filmen wie „Wenn ich bleibe“, „Ein ganzes halbes Jahr“ sowie „Ich und Earl und das Mädchen“ folgt 2018 nun „Midnight Sun – Alles für Dich“, dessen Prämisse wiederum stark an ein weiteres Teenie-Liebesdrama erinnert: Dass ein junges Mädchen aufgrund einer Krankheit nicht das Haus verlassen darf, darum ging es zuletzt auch schon in „Du neben mir“. Und auch sonst gewinnt das Werk von Regisseur Scott Speer („Step Up – Miami Heat“) keine Originalitätspunkte. In diesem Remake des japanischen Films „Taiyô no uta“ von 2006 sind es vielmehr vor allem die beiden zuckersüßen Hauptdarsteller, die dafür sorgen, dass viele Kitsch- und Klischeeklippen letztlich doch umschifft werden.

    Die 17-jährige Katie (Bella Thorne) ist eine begnadete Musikerin und lebt gemeinsam mit ihrem sie stets behütenden Vater Jack (Rob Riggle) unter einem Dach. Die beiden sind ein Herz und eine Seele – auch weil das Schicksal sie immer wieder vor große Herausforderungen stellt. Die größte von ihnen ist Katies Krankheit. Aufgrund eines Gendefekts darf sie sich niemals direkter Sonneneinstrahlung aussetzen. Ihre Haut würde verbrennen und ihr Organismus kollabieren. So verbringt Katie ihr Leben fast ausschließlich mit ihrer besten Freundin Morgan (Quinn Shepard) in ihrem Zimmer. Als sie eines Tages durch das Fenster ein Auge auf den Nachbarsjungen Charlie (Patrick Schwarzenegger) wirft, kennt sie jedoch kein Halten mehr: Bei Nacht schleicht sie sich aus dem Haus und rennt ihrem Schwarm prompt in die Arme. Die beiden verlieben sich und Charlie zeigt seiner Freundin eine Welt, die sie vorher nicht kannte. Doch mit der Zeit muss sich das Pärchen einer traurigen Wahrheit stellen: Den beiden bleibt nicht mehr viel Zeit, ihre Zweisamkeit zu genießen…

    Oft werden Liebesgeschichten erst durch ungewöhnliche Umstände oder Wendungen zu etwas Besonderem, davon hat „Midnight Sun“ allerdings wenig zu bieten: Obwohl das Skript von Eric Kirsten für Unkundige des japanischen Originals im Finale eine echte Überraschung bereithält, verläuft die Geschichte die meiste Zeit über in absolut vorhersehbaren Bahnen, während sie von den beiden Hauptdarstellern Bella Thorne („Duff – Hast du keine, bist du eine“) und Patrick Schwarzenegger („Scouts vs. Zombies“) zu etwas Außergewöhnlichem gemacht wird. Dabei ist es weniger die technische Seite ihres Schauspiels, die beeindruckt (Schwarzenegger wirkt hier und da noch arg hölzern), sondern vielmehr die verblüffende Harmonie zwischen dem Film-Liebespaar. Die Chemie zwischen Thorne und Schwarzenegger stimmt einfach: Hier ist die oft bemühte Formulierung tatsächlich einmal wahr. Wie sich die beiden anschmachten, wie Charlie seiner Freundin die Welt zu Füßen legt und wie sich die zwei später mit Katies schwerer Krankheit auseinandersetzen, das alles steckt voller unbedarfter Leidenschaft und kribbelndem Einverständnis. Dass Thorne und Schwarzenegger zudem noch recht unverbrauchte Leinwandgesichter besitzen, verstärkt die Wirkung noch. Rob Riggle („Hangover“) als treusorgender Vater Jack und Quinn Shepard („Hostages“) als Katies absolut unvoreingenommene beste Freundin Morgan runden ein feines Ensemble ab.

    Im Laufe der eineinhalb Filmstunden wird konsequent jede erwartbare Station abgeklappert, die eine Liebesgeschichte unter Heranwachsenden nun einmal mit sich bringt: vom ersten unbeholfenen Kennenlernen über die aufregende Zweisamkeit bis hin zum alles entscheidenden Konflikt, der das Liebesglück auf eine harte Probe stellt. So bleibt der Handlungsverlauf wenig überraschend und wirkt zuweilen arg schematisch, aber Scott Speer streut immer wieder Momente voller Zauber ein. Wenn Katie eines Nachts in einer Fußgängerzone vor Publikum singt und Gitarre spielt, verzichtet er etwa darauf, Bella Thornes Stimme im Nachhinein zu bearbeiten. Was er an Perfektion verliert, gewinnt er an emotionalem Ausdruck, denn es ist gerade dieser Hauch des Unperfekten, der uns die Figuren besonders nahebringt. Über Katies Krankheit hätte man rückblickend allerdings gern noch ein wenig mehr erfahren. Ihr Leben mit dem Gendefekt bleibt unterbelichtet, er erfüllt hier hauptsächlich die Funktion eines dramaturgischen Damoklesschwerts, das unheilvoll über der Geschichte hängt und jederzeit runtersausen kann. Dieser oberflächliche Umgang mit der eigenen Prämisse verhindert trotz des für das Genre recht ungewöhnlichen Endes letztlich, dass „Midnight Sun“ qualitativ noch näher an das große Vorbild „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ herankommt.

    Fazit: Auf der einen Seite ist „Midnight Sun“ eine generische Teenie-Lovestory, die fast nie von ausgetretenen Erzählpfaden abweicht. Auf der anderen Seite sind da aber auch die beiden tollen Hauptdarsteller, einige wundervoll-lebensechte Einzelszenen und ein überraschendes Finale, die den Film über den Durchschnitt hinausheben.

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