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    Miss Bodyguard
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Miss Bodyguard
    Von Carsten Baumgardt

    Was Oscarpreisträgerin Reese Witherspoon („Walk The Line“) geritten hat, in Anne Fletchers Komödien-Katastrophe „Miss Bodyguard“ mitzuspielen, ist eines der großen Mysterien des Kinojahres 2015 – war eben jene Mrs. Witherspoon doch vor kurzem noch in Paul Thomas Andersons schrägem Meisterwerk „Inherent Vice“ in einer kleinen, aber feinen Rolle zu sehen, hat sich für „Der große Trip - Wild“ eine weitere wohlverdiente Oscarnominierung abgeholt und zudem David Finchers genialen Thriller „Gone Girl“ mitproduziert. So schlecht kann ihr Näschen also nicht sein. Aber in „Miss Bodyguard“ geht alles schief, was schief gehen kann. Was eine weibliche Version des modernen Road-Movie-Klassikers „Midnight Run“ hätte werden sollen, gerät zum schlichten Ärgernis.

    Ihr verstorbener Vater war bei der Polizei in San Antonio, Texas eine Legende, da hat es Töchterchen Rose Cooper (Reese Witherspoon), die bei der Truppe in seine großen Fußstapfen treten will, naturgemäß schwer. Sie bekommt ihre Überkorrektheit einfach nicht in den Griff und landet auf dem Karriereabstellgleis in der Asservatenkammer. Doch unverhofft erhält Rose doch noch ihre Chance: Als sie zum Schutz der Zeugin Daniella Riva (Sofia Vergara) eingeteilt wird, die mit ihrem Mann Felipe (Vincent Laresca) in Dallas gegen den Drogenboss Cortez (Joaquín Cosio) aussagen soll, gerät sie jedoch in eine Falle. Felipe und der leitende Detective Jackson (Richard T. Jones) werden erschossen – von den eigenen Leuten, Rose schnappt sich Daniella und flieht. Plötzlich wird sie zur Mordverdächtigen gestempelt und landesweit gesucht. Außerdem setzen Cortez‘ Schergen alles daran, die Zeuginnen unter die Erde zu bringen.  

    Die Amerikaner bezeichnen einen Film wie „Miss Bodyguard“ gern als „lazy comedy“. Damit beschreiben sie das unlustige Treiben perfekt: Regisseurin Anne Fletcher („Selbst ist die Braut“, „27 Dresses“) recycled mit ihren Drehbuchautoren David Feeney („2 Broke Girls“) und John Quaintance („Aquamarin“) gleich dutzendweise alte Gags des 80er-Jahre-Buddykinos, fügt sie komplett inspirationslos zu einer hanebüchenen Gegenwartshandlung zusammen und landet dabei keinen einzigen echten Lacher – von den zahlreichen logischen Ungereimtheiten und irrwitzigen Wendungen soll gar nicht erst die Rede sein. Das Sitcom-erfahrene Autorenteam scheitert schon an den beiden Hauptfiguren, die über weite Strecken nichts weiter sind als Nervensägen aus der Drehbuchretorte. Die Witzformel geht nie auf, stattdessen löst eine stotternde Slapstickeinlage die andere ab – der ganze Film ist vollgestopft mit lieblos zusammengeschriebenen Klischees und Stereotypen, gegen die auch die wackeren Darstellerinnen nicht ankommen.

    Wenn die kleine Reese Witherspoon als unerfahrene, nüchterne, aber hyperaktive Rookie-Polizistin mit ihrem ausgeprägten Amtssprachen-Fetisch und ihrem übergroßen Pflichtbewusstsein auf die große, laute kolumbianische Sexbombe Sofia Vergara („Modern Family“, „Vier Brüder“) trifft, die in Stöckelschuhen und derbstes Spanglish sprechend mit ihrem Rollköfferchen durch die texanische Prärie tänzelt, dann mag das auf dem Papier noch halbwegs amüsant klingen, aber auf der Leinwand sind nur lahme und abgestandene Witze zu sehen. Zudem ist die in ihren Actionszenen unbeholfen wirkende Witherspoon hier ohnehin keine Idealbesetzung und auch die nebenher erzählte Liebesgeschichte zwischen Rose und dem netten Verbrecher Randy (Robert Kazinsky) erweist sich als äußerst müde Nummer. Einzig Richard T. Jones („Godzilla“) als selbstbewusster Profi-Cop, der Cooper zeigen will, wo es lang geht und bald aus dem Weg geräumt wird, versprüht so etwas wie Ironie – für einige kurze Augenblicke.

    Fazit: Anne Fletchers erschreckend unlustige Komödie „Miss Bodyguard“ bietet nur im Abspann wirklich etwas zum Lachen – wenn die beim Dreh verpatzten Szenen zu sehen sind.

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