Mein Konto
    Top Five
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Top Five
    Von Asokan Nirmalarajah

    Der berufliche Werdegang amerikanischer Stand-up-Komiker führt oft von der Kellerbühne über das Fernsehen auf die Kinoleinwand, nicht selten wechseln sie dann auch hinter die Kamera und führen Regie. Manchmal ist dies von Erfolg gekrönt wie bei Woody Allen („Der Stadtneurotiker“), Mike Nichols („Die Reifeprüfung“) und Mel Brooks („Frühling für Hitler“), manchmal  geht es schief wie bei Eddie Murphy („Harlem Nights“) und Louis C.K. („Pootie Tang“). Auch Chris Rock galt mit seinen bisherigen Gehversuchen als Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion als Beleg dafür, dass ein virtuoses Sprech- und Sprachtalent nicht automatisch auch im Regiestuhl eine hervorragende Figur macht. Nach der albernen Politsatire „Das Weiße Haus sieht schwarz“ (2003) und dem redseligen Rohmer-Remake „Ich glaub, ich lieb meine Frau“ (2007) meldet sich Rock nun aber mit seiner dritten Regiearbeit „Top Five“ als der souveräne Erzähler autobiografisch gefärbter Geschichten zurück, der er auf der Bühne immer schon war. Leichtfüßig und smart führt er uns in der romantisch angehauchten, witzigen aber auch traurigen Komödie durch das chaotische Leben eines Comedy-Stars.

    Der frühere Stand-up-Komiker und gefeierte Leinwandstar Andre Allen (Chris Rock) befindet sich auf der Promo-Tour für seinen neuen Film „Uprize“. Mit dem brutalen Historienfilm über den Sklavenaufstand auf Haiti versucht der Alkoholiker nach seinem Aufenthalt in einer Entzugsklinik den Sprung ins dramatische Fach. Doch Allens Fans wollen ihn alle wieder als Hammy, den schießwütigen Polizeibär, in der Fortsetzung einer Kinoreihe erfolgreicher Actionkomödien sehen. Zudem hagelt es für „Uprize“ von den Kritikern Verrisse. In dieser angespannten Situation muss Allen der New York Times für ein exklusives Porträt zur Verfügung stehen, für das ihn die Reporterin Chelsea Brown (Rosario Dawson) einen ganzen Tag über durch die Stadt begleitet. Der strauchelnde Star begegnet der Journalistin erst mit Misstrauen, beginnt dann aber mit großer Offenheit über sein Leben, seine Karriere und seine anstehende Hochzeit mit dem Reality-TV-Star Erica Long (Gabrielle Union) zu sinnieren…

    Wie schon seine zwei ersten Regiewerke weist auch „Top Five“ seinen Urheber Chris Rock als großen Kinoliebhaber mit erlesenem Geschmack aus. Während er sich für sein Debüt „Das Weiße Haus sieht schwarz“ die humanistischen Sozialdramen eines Frank Capra („Mr. Smith geht nach Washington“) zum Vorbild nahm und mit  seiner „Die Liebe am Nachmittag“-Neuauflage „Ich glaub‘ ich liebe meine Frau“ auf seine Weise den zarten Liebeskomödien Eric Rohmers Tribut zollte, ist „Top Five“ Rocks Hommage an Woody Allen. So leiht sich der afroamerikanische Komiker bei seinem jüdischen Vorbild nicht nur das Grundkonzept der sehr persönlichen Tragikomödie „Stardust Memories“ (1980), sondern auch die Vernarrtheit in das urbane Leben New Yorks und in starke, wortgewaltige Frauenfiguren: So glänzt Rosario Dawson („Sin City“, „Trance“) als erfrischend komplizierte Sparringspartnerin im Rededuell mit Rock, der seinerseits eine authentisch wirkende und durchaus ambivalente Figur erschafft, wobei er sich ganz ähnlich wie auch Woody Allen scheinbar nur selbst spielt.

    Die dynamischen Bildkompositionen des großartigen Kameramanns Manuel Alberto Claro („Melancholia“) und eine auch sonst bemerkenswert stilsichere Inszenierung geben den perfekten Rahmen ab für eine ungezwungen-lockere Erzählweise. Chris Rock legt seiner namhaften  Besetzung aus Freunden und Kollegen (unter anderem sind auch noch Kevin Hart, Tracy Morgan, Jerry Seinfeld, Adam Sandler und Whoopi Goldberg zu sehen) sehr unterhaltsame Dialoge in den Mund und selbst wenn gelegentlich ein Witz zu platt gerät oder ein homophober Gag übers Ziel hinausschießt, wirken die Figuren und die Geschichte stets geerdet und glaubhaft. In dieser entspannten Atmosphäre gelingt dem Regisseur, Autor und Hauptdarsteller sogar das Kunststück ganz unterschiedliche Elemente wie Insider-Diskussionen über die Top 5 der besten Rapper, eine hübsche Variation der Cinderella-Story und verschiedene Chaplin-Einflüsse unter einen Hut zu bringen.

    Fazit: „Top Five“ ist eine pulsierende, gutgelaunte Showbiz-Satire - so witzig, charmant und intelligent wie Chris Rocks Stand-Up-Comedy-Shows. Über eine Fortsetzung wird bereits nachgedacht.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top