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    Welcome to Karastan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Welcome to Karastan
    Von Christian Horn

    Um der Filmindustrie Nordkoreas auf die Sprünge zu helfen, ließ der Diktator Kim Jong-il Anfang der 80er-Jahre den Regisseur Shin Sang-ok aus Hongkong entführen und zwang ihn, ein halbes Dutzend Filme zu drehen, darunter den Monster-Trash „Pulgasari“. In „Welcome to Karastan“ von Ben Hopkins wird der Protagonist zwar nicht zum Entführungsopfer, die Vorzeichen der tragikomischen Handlung sind aber vergleichbar. Der Londoner Filmemacher Emil Forester (Matthew MacFadyen) steckt in einer akuten Schaffenskrise. Die Reise zum „1. Internationalen Filmfestival Palchik“ kommt ihm da gerade recht, auch wenn er die (fiktive) autonome Republik Karastan bislang nicht kennt. Vor Ort buhlt der diktatorische Präsident Abashiliev (Richard van Weyden) um den mit dem Kurzfilmoscar prämierten „Maestro“ aus England, der ein großzügig budgetiertes Nationalepos für Karastan drehen soll. Obwohl ihm der durchgeknallte Hollywoodstar Xan Butler (Noah Taylor) für den Film aufgenötigt wird, sagt Forester zu. Sein Interesse liegt nicht zuletzt in der Anziehungskraft seiner mysteriösen Betreuerin Chulpan (MyAnna Buring) begründet.

    Mit „Die neun Leben des Tomas Katz“ gelang dem Briten Ben Hopkins im Jahr 2000 ein veritabler Indie-Erfolg, auf den bis heute nichts Vergleichbares folgte. „Welcome to Karastan“ mit seinem Protagonisten in der Krise ist also offenbar auch autobiografisch geprägt. Daneben geht es auch um die berechtigten Sorgen eines Regisseurs, der sein Talent für einen fragwürdigen Diktator hergibt. Das Epos über einen Nationalhelden soll die Identität Karastans stärken, den Rebellen in den Bergen und dem Elend der Bevölkerung zum Trotz. Seine Macht betont der Präsident jedenfalls gerne: „Wer mir widerspricht, wird erschossen.“ Der Konflikt der Hauptfigur wird in dieser Mischung aus Satire und Drama allerdings nicht gerade tiefschürfend behandelt: Hopkins und sein Co-Drehbuchautor Pawel Pawlikowski (gewann mit „Ida“ einen Oscar für Polen) haben diesbezüglich kaum mehr als einige kritische Floskeln des Kulturministers und manch kraftloses Diktatorenklischee zu bieten. Dennoch ist „Welcome to Karastan“ mit seinem Schwanken zwischen Melancholie und Balkan-Beats ein unterhaltsamer Film über die Sinnkrise eines Künstlers. Für einen weiteren Pluspunkt sorgt Hauptdarsteller Matthew Macfadyen („Anna Karenina“) mit einem Hauch von Exzentrik, während MyAnna Buring („The Descent“) an seiner Seite etwas blass bleibt.

    Fazit: Ein englischer Regisseur soll ein Propaganda-Epos für die fiktive Republik Karastan drehen. Das ist lustig und tragisch zugleich, manchmal aber auch etwas platt.

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