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    The Sound of Music - Meine Lieder, meine Träume
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Sound of Music - Meine Lieder, meine Träume
    Von Daniela Leistikow

    Wer glaubt, Whoopi Goldberg sei die erste singende Nonne der Filmgeschichte, ist schief gewickelt. Bereits 30 Jahre bevor Goldberg in „Sister Act“ im Kloster Zuflucht fand, wurde Julie Andrews in „The Sound Of Music“ wegen ihres ständigen Gesangs zeitweise aus dem Konvent verbannt. Nur ein Jahr nach ihrem endgültigen Durchbruch mit Mary Poppins drückte Andrews dem Musical-Genre hier erneut ihren Stempel auf: Ihre Version des Songs „The Sound Of Music“, bei dem sie glücklich durch die österreichischen Alpen tollt, ist inzwischen ein ähnlicher Klassiker der Filmmusikgeschichte wie „Supercalifragilisticexpialigetisch“.

    Novizin Maria (Julie Andrews, Plötzlich Prinzessin, Zahnfee auf Bewährung) ist alles andere als eine mustergültige Jungnonne. Ständig kommt sie zu spät, immerzu trällert sie vor sich hin und auch sonst nimmt sie viele Regeln des Klosters nicht so ernst, wie die Mutter Oberin (Peggy Wood, „A Star Is Born“) das gern hätte. Maria soll sich endlich darüber klar werden, ob sie wirklich Nonne werden oder doch lieber ein ganz normales Leben ohne die Konventionen des Konvents führen möchte. So wird sie auf Probe als Kindermädchen zur Familie von Trapp geschickt. Der verwitwete Kapitän von Trapp (Christopher Plummer, Insider, Das Vermächtnis der Tempelritter) erzieht seine sieben Kinder mit militärischen Mitteln, doch gebellte Kommandos und strenge Regeln sind so gar nicht nach Marias Art. Und schon bald singen die Kinder, statt zu salutieren. Je mehr sich Maria an ihre Schützlinge und deren Papa gewöhnt, desto schwerer fällt ihr die Entscheidung für ein Leben im Kloster…

    Aus der heutigen Perspektive ist das Erzähltempo von „The Sound Of Music“ an mehr als nur einer Stelle einfach zu langsam: Die annähernd drei Stunden Spielzeit wirken vor allem in den gesanglosen Minuten wie eine halbe Ewigkeit. Ersetzte man die sattgrünen Wiesen und die beeindruckenden Bergpanoramen durch Knallfarben und „1000 und eine Nacht“-Szenerien, könnte man fast glauben, es mit einem Bollywood-Musical zu tun zu haben. Genau wie die indischen Produktionen funktioniert „The Sound Of Music“ immer dann am besten, wenn musiziert wird. Der ausgelassenen Stimmung und dem einnehmenden Lächeln der Darsteller bei Songs wie „My Favorite Things“, „Do Re Mi“ und „The Sound Of Music“ kann sich aber selbst der größte Skeptiker kaum entziehen. Mit der Zeit scheint der Musical-Klassiker bei seinen Fans sogar noch besser anzukommen: 1998 belegte „The Sound Of Music“ Platz 55 in der vom American Film Institute zusammengestellten Liste der 100 besten Filme aller Zeiten. 2007 fand sich das Musical sogar schon auf Rang 40 wieder.

    Dass „The Sound Of Music“ bis heute so bekannt und beliebt ist, liegt vor allem an den talentierten Kinohandwerkern, die das zugrundeliegende Broadwaystück auf die Leinwand gehievt haben. Für stolze zehn Oscars wurde der Film nominiert, fünf der begehrten Goldjungs durfte die Crew um Regisseur Robert Wise mit nach Hause nehmen. Neben Auszeichnungen für den Besten Sound und die Beste Musik wurde Cutter William Reynolds (Der Pate) für den Besten Schnitt geehrt. Wise bekam nach West Side Story, dem mit zehn Auszeichnungen erfolgreichsten Oscar-Musical, für „The Sound Of Music“ erneut die Trophäen für Beste Regie und Bester Film überreicht. Ernst Lehman, bekannt für Klassiker wie Sabrina und Der unsichtbare Dritte, schrieb das Drehbuch auf Grundlage des Bühnenstücks von Howard Lindsay und Buck Crouse, das wiederum von den literarischen Erinnerungen der Maria Augusta von Trapp „Vom Kloster zum Welterfolg“ inspiriert war.

    Während Julie Andrews ihren Ruf als musikalischstes Kindermädchen der Welt zementiert und zusammen im Christopher Plummer den Film mühelos trägt, darf man von den sieben Kinderdarstellern keine herausragenden schauspielerischen Leistungen erwarten. Die blonden Bälger haben genug damit zu tun, niedlich auszusehen und mit ihren Trachten ihren Teil zum Schmalzfaktor des Bergpanoramas beizutragen. Die idyllischen ersten zwei Drittel des Films triefen nur so vor Heimatfilm-Romantik, die besonders amerikanische und asiatische Touristen bis heute nach Salzburg lockt.

    Fazit: „The Sound Of Music“ ist ein zuckersüßes Musical, in dem Julie Andrews wieder einmal beweist, dass Ein Löffel voll Zucker auch das dunkelste Kapitel der Geschichte in ein vergnügliches Filmerlebnis verwandeln kann.

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