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    The Stalking Dead - Mein kopfloser Ex
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Stalking Dead - Mein kopfloser Ex
    Von Asokan Nirmalarajah

    Der Titel „The Stalking Dead – Mein kopfloser Ex“ (DVD-Start: 1. September 2016) mag auf eine Parodie der beliebten Zombie-Horror-Serie „The Walking Dead“ hindeuten, doch der deutsche Verleihtitel des ersten Langfilms des kurzfilmerfahrenen Regisseurs Michael Steves täuscht. Die Anspielung auf die extrem erfolgreiche AMC-Fernsehserie ist ebenso offensichtlich eine rein marketinggetriebene Entscheidung wie die prominent ins Bild gerückten Brüste eines anonymen Models auf dem Cover der DVD, die man im Film vergeblich sucht. Dabei braucht sich der so plump beworbene Film gar nicht auf diese Art anbiedern: „Clinger“, so der viel passendere Originaltitel, ist eine Beziehungskomödie über eine „Klette“, einen manisch verliebten Teenager, dessen Anhänglichkeit selbst nach seinem Unfalltod nicht abbricht. Temporeich erzählt, charmant gespielt und mit witzigen Dialogen versehen - so überspielt der Horrorspaß in seinen besten Momenten selbst sein auffallend geringes Budget und einige amateurhafte Aspekte in der Inszenierung.

    Die romantische Heldin des Films ist Fern (Jennifer LaPorte), eine engagierte High-School-Schülerin, die mit einem Sportstipendium einen begehrten Platz an der technischen Hochschule MIT erringen will. Doch dann läuft ihr der liebenswert-verträume Möchtegern-Sänger Robert (Vincent Martella, Greg aus „Alle hassen Chris“) über den Weg. Es ist für beide die erste Liebe. Doch schon binnen weniger Wochen erweist sich Robert als Klette, von der sich Fern trennen will. Im Eifer des Gefechts stirbt Robert jedoch durch ein groteskes Missgeschick und verfolgt Fern fortan als Geist. Der weitere Verlauf ihrer morbiden Beziehungsgeschichte erweist sich als eine Mischung aus schwarzer Komödie, Splatter-Horror, High-School-Sex-Klamotte und effektreichem Fantasy-Film. Eindrucksvoll dabei ist vor allem, wie der Film trotz des wilden Genre-Cocktails eine solide Basis in der authentisch inszenierten Darstellung einer ersten, schwierigen Liebesbeziehung findet.

    Den größten Verdienst daran trägt Jennifer Laporte: Im Gegensatz zu den meisten übernatürlich hübschen Endzwanzigern, die in amerikanischen Highschool-Komödien Teenager verkörpern, wirkt sie tatsächlich wie ein ganz normaler Teenager mit unreiner Haut und einem unbeholfenen Verhältnis zu ihrem eigenen heranreifenden Körper. Sie fungiert in den kurzweiligen 80 Minuten Laufzeit als sympathische Protagonistin, die plötzlich von einer romantischen Komödie in einen blutigen Geisterfilm stolpert und dabei zunehmend um Fassung ringt. Ihre ebenso wenig namhaften Nebendarsteller wirken zwar schon eine Spur amateurhafter und in den Dialogszenen überdrehter, sind aber trotzdem allesamt sehr stimmig besetzt in witzigen, betont stereotypen Rollen - allen voran Julia Aks als Ferns schräge Schwester und Rebecca Gail, die als extrem oberflächliche Weltverbesserin ebenso gut aus Michael Lehmanns kultiger High-School-Satire „Heathers“ (1988) stammen könnte.

    Überhaupt wirkt „Clinger“ wie ein unentdecktes High-School-Film-Relikt aus den 1980er Jahren. Zwar spielt der Film mit seinen amüsanten Seitenhieben auf die zeitgenössische Selfie- und Google-Kultur ganz offensichtlich im Hier und Jetzt, aber die eingestreuten Anspielungen des Films auf kultige Horrorkomödien wie „Ghostbusters“ (1984), „Day Of The Dead“ (1985) oder „Chucky – Die Mörderpuppe“ (1988) sowie auf die High-School-Romanzen von John Hughes („Breakfast Club“, „Pretty In Pink“) verorten ihn geistig dennoch ganz in den 80ern. Was die per Kickstarter-Kampagne finanzierte Low-Budget-Produktion „Clinger“ aber mitunter tatsächlich billig und amateurhaft wirken lässt, sind die mit einer einfachen Digitalkamera gedrehten Bilder, die vor allem in den Nachtszenen enttäuschen. Da wirken selbst einige YouTube-Produktionen ästhetisch professioneller.

    Fazit: Bei „The Stalking Dead – Mein kopfloser Ex“ sollte man sich weder vom deutschen Verleihtitel noch vom trashigen DVD-Cover abschrecken lassen. Michael Steves gibt mit der komischen Horror-Romanze ein charmantes Direct-to-Video-Debüt, das Lust macht auf seine Folgeprojekte. Zwar wirkt die bescheidene Produktion handwerklich mitunter noch wie ein professionellerer Schülerfilm, aber sie hat genug Witz, Tempo und schräge Einfälle, um 80 Minuten hindurch gut zu unterhalten.

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