Mein Konto
    Letters From War
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Letters From War
    Von Christoph Petersen

    Als er während des Portugiesischen Kolonialkriegs Anfang der 1970er Jahre in Angola stationiert war, schrieb der Militärarzt und angehende Schriftsteller António Lobo Antunes („Das Handbuch der Inquiditoren“) regelmäßig an seine gerade schwangere Frau Maria José – Worte voller Liebe, Sehnsucht und zunehmender Verzweiflung. 2005 haben Antunes‘ Töchter die Briefe des damals 28-Jährigen Antonio als Buch veröffentlicht und 2016 läuft mit „Letters From War“ die Verfilmung im Wettbewerb der 66. Berlinale. Regisseur Ivo M. Ferreira bebildert darin die von einer Frau vorgelesenen Briefe mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen des zehrenden Kriegsalltags, der afrikanischen Natur und der Rituale der Eingeborenen. Allerdings bieten die mal naturalistischen, mal prätentiösen Bilder nur selten einen echten Mehrwert – sie fügen den Briefzeilen weder etwas hinzu noch widersprechen sie ihnen. Dabei gibt es eine Menge, was man hier filmisch hätte hinterfragen können …

    So schreibt Antunes davon, wie er langsam beginnt, Che Guevara zu verstehen, und wie gut es sich anfühlt, ein Gewehr in der Hand zu haben – aber statt diese fehlgeleitete Abenteuerromantik etwa mit Bildern des Kriegsschreckens als solche zu entlarven, begreift Regisseur Ferreira die poetisierten Briefe gleichsam als Drehbuch und zeigt kein Interesse daran, ihnen mit seiner Inszenierung etwas Kritisch-Kommentierendes entgegenzustellen (womöglich hätte er die Buchrechte dann auch nicht bekommen). Wenn er eine kurze Hodenfolterung im Hintergrund zeigt oder eine Exekution, bei der einige Schwarze in einem Feld andere Schwarze erschießen, dann wirkt das allzu alibihaft. Ähnlich beliebig wirkt auch der Umgang des Filmemachers mit den Gedanken des jungen Arztes und Autors über Afrika – neben seinen begeisterten Beschreibungen von Flora und Fauna schreibt Antunes beispielsweise auch etwas über das Vergewaltigungsritual an einem neunjährigen Mädchen durch die anderen Stammesmitglieder, nur um dann gleich wieder von den Festivitäten drumherum zu berichten. Ferreira zeigt zur Bebilderung indes ausschließlich einen folkloristischen Lagerfeuertanz.

    Fazit: Romantisierender Kriegs- und Afrikakitsch, bebildert mit meist rein illustrativen und auch ästhetisch selten bemerkenswerten Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2016. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 66. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top