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    Puppet Master: Das tödlichste Reich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Puppet Master: Das tödlichste Reich
    Von Antje Wessels

    Als David Schmoeller 1989 den ersten Teil der „Puppet Master“-Saga inszenierte, konnte er wohl kaum damit rechnen, dass der abgedrehte Puppen-Trash sage und schreibe elf (!) Fortsetzungen nach sich ziehen würde. Im Horrorgenre kann da lediglich noch das „Freitag, der 13.“-Franchise mithalten, sofern man die aus dem Jahr 2009 stammende Neuauflage mitzählt. Mit „Puppet Master: The Littlest Reich“ macht das Regieduo Sonny Laguna und Tommy Wiklung („We Are Monsters“) nun also das dreckige Dutzend voll. Dabei hat die Trash-Reihe eine ziemlich bewegte Vergangenheit hinter sich: Sie wurde von Seiten des Studios nicht bloß mehrfach für beendet erklärt (der fünfte Teil hieß ja nicht von ungefähr „The Final Chapter“), bevor sie aufgrund der hohen Nachfrage Seitens der Fans dann doch jedes Mal wieder fortgeführt wurde. Die ursprüngliche Idee für den siebten Teil „Puppet Master 7“ wurde damals übrigens verworfen, weil man speziell das deutsche Publikum nicht mit einer Story rund um in Deutschland lebende Nazis und Dämonen beleidigen wollte.

    Schon für den neunten Teil „Puppet Master: Axis Of Evil“ wurde die Idee dann aber doch wieder aufgegriffen, was ja auch nahelag, schließlich waren die Nazis schon immer ein ganz entscheidender Bestandteil der „Puppet Master“-Filme. Auch in „The Littlest Reich“ – das sagt ja schon der Titel – wird die Legende des von den Nationalsozialisten verfolgten Andre Toulon nun nicht bloß wieder aufgegriffen, sondern dazu auch noch einmal komplett auf links gedreht. Und nachdem es innerhalb der Reihe zuletzt zeitweise mehr um die Puppen anstatt um das Morden ging (einige Teile haben selbst ungekürzt eine FSK-Freigabe ab 12 bekommen), wird diesmal auch wieder so viel und so kreativ geschlitzt, dass vor allem die Fans der ersten Filme voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Und eine ganze Menge nackte Brüste gibt es als Bonus obendrauf.

    In letzter Zeit hatte Edgar (Thomas Lennon) einfach kein Glück. Vor allem die Scheidung von seiner langjährigen Frau hat ihm ordentlich zugesetzt. So führt ihn der Weg zurück in sein Elternhaus, wo er versucht, sich und sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Beim Stöbern im Zimmer seines verstorbenen Bruders entdeckt er eine mit allerlei Waffen ausgestattete Puppe und beschließt, sie für schnelles Geld zu verkaufen. Sein Weg führt ihn, seine attraktive Nachbarin Ashley (Jenny Pellicer) und seinen Kumpel Markowitz (Nelson Franklin) zu einer Auktion anlässlich des 30. Jahrestags der Toulon-Morde. Im Jahr 1939 hatte Andre Toulon mithilfe eines Elixiers Puppen zum Leben erweckt und mit ihrer Hilfe brutale Morde begangen. Genau diese Puppen sollen jetzt unter die Leute gebracht werden und es dauert nicht lange, bis sich eine tödliche Streitmacht aus Marionetten erhebt, um so vielen Menschen wie möglich den Garaus zu machen…

    Nach Guy RolfeWilliam Hickey und Steve Welles schlüpft in „Puppet Master: The Littlest Reich“ nun erstmals Schauspiellegende Udo Kier („Downsizing“) in die Rolle der streitbaren Kultfigur Andre Toulon, die diesmal kein Nazi-Opfer, sondern selbst ein fieser Nazi ist. Die Produzenten betonen deshalb auch, dass ihr neuester Film in einem anderen „Puppet Master“-Universum als die bisherigen Teile spiele. Seine neue Bösewicht-Rolle lebt Toulon in der brutalen Eröffnungsszene, in der zwei attraktive Barkeeperinnen dran glauben müssen, auch direkt aus. Darüber hinaus gibt der Prolog auch einen Ausblick auf die im Film reichlich vorhandene, wenn auch stets mit einem großen Augenzwinkern vorgetragene Brutalität.

    In „Puppet Master: The Littlest Reich“ werden die Köpfe nicht einfach nur abgehackt, das (nun kopflose) Opfer darf im Moment seines Ablebens auch noch auf seinen eigenen Schädel pinkeln. Darüber hinaus werden in Nahaufnahme Sehnen durchtrennt, Puppen schlitzen sich den Weg aus dem Inneren einer Frau frei (da werden Erinnerungen an „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ wach) und in einer besonders perfiden Szene verbrennt ein Paar ausgerechnet kurz vor dem Geschlechtsakt bei lebendigem Leibe. Und wo wir gerade dabei sind: Gevögelt wird, zumindest in der ersten Hälfte, auch bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit.

    Der hohe Gore-Gehalt ist in „Puppet Master: The Littlest Reich“ zwar vor allem Mittel zum Zweck, sieht dafür aber auch so richtig schön oldschool aus (Computereffekte gibt es hier kaum, stattdessen fließt das Kunstblut im besten 80s-Slasher-Style an allen Ecken und Enden). Und selbst wenn die Story einer aus dem Ruder geratenen Puppen-Convention auf eine Briefmarke passt, ist es schon erstaunlich, wie gut den Machern der Spagat zwischen den abgehobenen Gewaltexzessen und den erzählerisch bodenständigeren Momenten gelingt. Der durchaus namhaft bestückte Cast – unter anderem sind neben Thomas Lennon („Santa Clarita Diet“) auch Charlyne Yi („The Disaster Artist“), Tina Parker („Breaking Bad“), Michael Paré („Bone Tomahawk“) und die bereits aus dem aller ersten „Puppet Master“-Teil bekannte Barbara Crampton zu sehen – agiert locker über dem üblichen Genreniveau und verhilft der zwischen den Splatterszenen betont ruhig und düster inszenierten Handlung zu bemerkenswerter Spannung. Denn nur dadurch, dass man ihnen allen tatsächlich die Angst vor den killenden Puppen abkauft, entsteht in „The Littlest Reich“ eine allgegenwertige Atmosphäre der Bedrohung, die den Film auch abseits der spektakulären Tötungen sehenswert macht.

    Fazit: Der zwölfte Teil der „Puppet Master“-Serie setzt auf handgemachte Splattereffekte, blanke Brüste und ist obendrein überraschend atmosphärisch, was auch an einem für dieses Genre erstaunlich überzeugenden Cast liegt.

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