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    The Void - Es gibt eine Hölle. Dies hier ist schlimmer.
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    The Void - Es gibt eine Hölle. Dies hier ist schlimmer.
    Von Christoph Petersen

    Das kanadische Filmemacherkollektiv Astron-6 hat sich seit seiner Gründung 2007 einen Namen mit Low-Budget-Hommagen an das abseitige Horror-Kino der 1980er Jahre gemacht – vor allem ihre völlig abgefahrene Trash-Comedy „Father’s Day“ über einen Serienkiller, der ausschließlich Väter vergewaltigt und ermordet, hat in Fankreisen längst Kultstatus erreicht. Nun haben zwei der Regisseure der Gruppe ihr eigenes Ding gemacht: Jeremy Gillespie und Steven Kostanski verzichten bei ihrem neuen, per Crowdfunding finanzierten Projekt „The Void“ auf den kalauernden Humor sowie die augenzwinkernden Querverweise der vorherigen Astron-6-Produktionen. Ihr Film fühlt sich dann auch gar nicht an wie eine Hommage, sondern könnte tatsächlich selbst als Vertreter des Höllenkinos in der Tradition von Lucio Fulcis „Die Geisterstadt der Zombies“ (besser bekannt als „The Beyond“) oder Clive Barkers „Hellraiser“ durchgehen: ein wunderschön dreckiger, jederzeit sichtbar handgemachter, nachhaltig verstörender Trip in die Unterwelt, der vor allem Liebhaber des kruden 80er-Jahre-Horrors mit seiner konsequenten, nicht für eine Sekunde geglätteten Machart begeistern wird.

    Als der Cop Daniel Carter (Aaron Poole) bei einer seiner nächtlichen Streifenfahrten einen blutüberströmten Mann (Evan Stern) am Straßenrand entdeckt, bringt er ihn direkt in die Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses. Das Hospital wird nach einem Brand nur noch von einer Restbesetzung am Laufen gehalten, zu der auch Carters von ihm getrennt lebende Ehefrau Allison (Kathleen Munroe) gehört. Doch bald nach der Ankunft des Polizisten bricht dort die Hölle los: Carter wird von einer Krankenschwester attackiert, die sich zuvor Fetzen für Fetzen selbst die Haut vom Gesicht gezogen hat, und vor dem Eingang versammelt sich eine ganze Horde von in weißen Roben gekleideten Gestalten, die jeden mit Messern attackieren, der das Krankenhaus verlässt. Und selbst das ist nur der Anfang, denn das wahre Grauen wartet im Keller, wo offenbar schon eine ganze Zeit lang Experimente an Menschen durchgeführt wurden, mit denen das Tor in eine andere Dimension geöffnet werden soll…

    „The Void“ sieht immer dreckig, aber nie billig aus – die Filmemacher entwerfen mit ihren eng begrenzen finanziellen Mitteln vielmehr eine Ästhetik des Grauens, die den Vergleich mit den offensichtlichen Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Neben seinen Low-Budget-Regiearbeiten hat sich Steven Kostanski in den vergangenen Jahren mit Spezialeffekt-Gigs unter anderem bei „Suicide Squad“, „Crimson Peak“ oder der TV-Serie „Hannibal“ über Wasser gehalten – und in „The Void“ darf er sich nun richtig schön austoben, ohne seine kranke Fantasie dabei im Schach halten zu müssen: Die handgemachten Höllenkreaturen wirken mit ihren scheinbar überall herausragenden Tentakeln wunderbar sabschig, schmierig und schockierend, während die bewusst groben Selbsthäutungen schon beim Zuschauen echt weh tun. Zudem werden immer wieder grandios-unwirtliche, an den Auftakt von „Prometheus“ erinnernde Landschafspanoramen dazwischen geschnitten, die die ausweglos-karge Atmosphäre zusätzlich befeuern. So erweist sich nicht nur das Produktionsdesign, sondern der gesamte grobkörnig-düstere Look des Films als Teil eines schmerzhaft-konsequent umgesetzten visuellen Konzepts, das man nur als im besten Sinne „schäbig“ bezeichnen kann – und das meinen wir ohne jeden Hauch von Ironie: „The Void“ ist auf seine krankhaft-verstörende Art ein vor allem ästhetisch nachhaltig beeindruckendes Werk.

    Fazit: „The Void“ erinnert nicht nur an den einzigartig-dreckigen Flair von 80er-Kultfilmen wie „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ oder „The Beyond“, er versprüht ihn auch selbst – und das ist eine Qualität, die nur ganz, ganz wenige Horror-Hommagen erreichen.

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