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    When We First Met
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    When We First Met
    Von Manuel Berger

    Genauso wie Nordamerikaner nicht müde werden, jährlich den Groundhog Day, also den Murmeltiertag, zu feiern, ist auch das Erzählprinzip der Zeitschleife unverwüstlich, wie es Harold Ramis in seinem an eben jenem inoffiziellen Feiertag angesiedelten Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wohl am schönsten zur Anwendung gebracht hat. Und auch das Publikum lässt sich immer wieder gerne von solchen Szenarien verführen, sei es im Horrorfilm wie in „Happy Deathday“ oder im Teenagerdrama wie in „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“, um nur zwei recht aktuelle Beispiele zu nennen. Mit der von Ari Sandel („Duff - Hast du keine, bist du eine“) inszenierten Netflix-Eigenproduktion „When We First Met“ folgt nun eine weitere romantische Komödie mit einem Protagonisten, der ein- und dieselbe Ausgangssituation wieder und wieder durchlebt. Doch ähnlich wie im Leben nicht alles von einer einzigen Entscheidung abhängt, sollte ein Film nicht von einem einzigen plot point abhängen.

    Eigentlich läuft alles perfekt: Noah (Adam DeVine) und Avery (Alexandra Daddario) lernen sich auf einer Party kennen und verbringen einige wundervolle Stunden zusammen. Doch statt mit dem von Noah ersehnten Kuss endet der Abend mit einer Umarmung und die beiden werden beste Freunde und nicht Liebhaber. Drei Jahre später muss der noch immer hoffnungslos verliebte Noah mitansehen, wie Avery sich mit Ethan (Robbie Amell) verlobt. Unverhofft stößt er jedoch auf eine Zeitmaschine, die ihn an den Tag zurückbringt, an dem er Avery zum ersten Mal traf. Er erkennt darin seine Chance, vielleicht doch noch das Herz seiner Traumfrau erobern zu können…

    Über weite Strecken ist „When We First Met“ ein sehr schablonenhafter Film. Drehbuchautor John Whittington („The LEGO Batman Movie“) hatte zwar offenbar eine sehr genaue Vorstellung davon, was das Grundkonzept seiner Geschichte sein sollte, nicht aber davon, wie er dieses mit Leben füllt. Ein Indikator dafür ist bereits das von Noah im Film als ach so harmonisch glorifizierte erste Treffen zwischen ihm und Avery. Durch die Art und Weise wie Adam DeVine („Mike And Dave Need Wedding Dates“) und Alexandra Daddario („Baywatch“) sich gegenseitig euphorisiert die Eckdaten ihrer Figuren an den Kopf werfen, bekommt man eher das Gefühl, einem Kennenlern-PowerPoint-Pitch beizuwohnen und keinem entspannten Date. Dass Regisseur Sandel den Abend als etwas sprunghaft wirkende Highlight-Montage inszeniert, statt auf längere Einstellungen zu setzen und Intimität zuzulassen, verstärkt diesen Eindruck noch.

    Genauso oberflächlich geht es weiter und gerade Noahs Obsession, Avery um jeden Preis erobern zu wollen, wirkt ziemlich aufgesetzt und vor allem unsympathisch egoistisch, da sie ja immerhin seine beste Freundin ist. So verkörpert er dann auch bei seinen diversen Verführungsversuchen in der Zeitschleife ein Stereotyp nach dem anderen - vom oberflächlichen Fuckbuddy mit goldenen Hightops und blonden Strähnchen bis zum sesshaften Spießer. Erst als Noah seinen eigenen Absolutheitsanspruch hinterfragt, bekommt der Film eine neue Dynamik und gerade die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren erscheint nun wesentlich lebendiger. Doch zu diesem Zeitpunkt ist schon eine gute Filmstunde vergangen und die Alternativrealitäten werden bis dahin so seicht und schematisch durchexerziert, dass den Filmemachern die vollständige Kehrtwende nicht mehr gelingt. Und auch die beiden Hauptdarsteller haben sichtlich Schwierigkeiten von dem stets etwas überdrehten und sehr unterschiedlichen Verhalten, das allein vom Geschehen innerhalb der jeweiligen Schleife abhängt, auf eine konsistentere Figurenzeichnung umzuschalten. So bleibt Averys von Shelley Hennig („Unknown User“) verkörperte beste Freundin Carrie, die einzige Figur, die weitgehend unbeeinflusst von den Ereignissen eine konsistente Persönlichkeit entwickelt.

    Tiefe sucht man in „When We First Met“ vergeblich, stattdessen gibt es am Ende selbstreferenzielle Kalenderweisheiten wie „Das Schicksal ist eine launische Lady. Wenn man versucht, es zu verstehen, wird man nur noch verwirrter.“ Es bleiben jede Menge viel zu plump eingesetzter Klischees und ein bisschen nette Situationskomik und am Ende ist „When We First Met“ gerade angesichts der besseren Ansätze im Schlussviertel tatsächlich ganz anders als geplant ein Film der verpassten Gelegenheiten.

    Fazit: Vor lauter Zeitschleifenenthusiasmus bleiben in „When We First Met“ die Figuren und die große Handlungslinie auf der Strecke.

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