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    Pettersson und Findus - Findus zieht um
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Pettersson und Findus - Findus zieht um
    Von Antje Wessels

    2014 verpasste Regisseur Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“) den zeitlosen Kindergeschichten rund um den kleinen Kater Findus und seinen besten Freund Pettersson eine Frischzellenkur: Mit „Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“ wurden die Bilderbücher von Sven Nordqvists erstmals als mit Trickelementen aufgepeppter Realfilm umgesetzt. Nachdem dieser mit mehr als 700.000 Besuchern in Deutschland zu einem Erfolg avancierte, folgte zwei Jahre später mit „Das schönste Weihnachten überhaupt“ eine Fortsetzung, die an den Kinokassen eine ähnliche Performance hinlegte. Der erneut von Ali Samadi Ahadi inszenierte „Pettersson und Findus – Findus zieht um“ markiert nun den dritten und mit gerade einmal 78 Minuten auch kürzesten Teil der Reihe. Aber diese straffe Lauflänge zahlt sich aus: Drehbuchautor Thomas Springer, der auch schon die Skripte zu den ersten beiden Filmen beisteuerte, konzentriert sich in „Findus zieht um“ auf das Wesentliche und erzählt eine gleichermaßen amüsante wie kurzweilige Geschichte über das Erwachsenwerden. Lediglich einige an der Zielgruppe vorbei inszenierte Running Gags passen nicht ganz ins sonst so stimmige Gesamtbild.

    Findus ist sich ganz sicher: Er ist schon groß! Er fängt ohne Petterssons Hilfe Fische aus dem Teich und traut sich sogar ganz alleine, nachts draußen im Zelt zu schlafen – zumindest fast. Für den kleinen Kater steht deshalb fest, dass nun ganz schnell auch ein eigenes Heim für ihn hermuss. Und da sich der liebenswürdige Pettersson (Stefan Kurt) sowieso immer häufiger von seinem kleinen Freund genervt fühlt, weil dieser jeden Morgen wie verrückt auf dem Bett herumhoppst, verwandelt er kurzerhand das alte Plumpsklo in ein gemütliches kleines Häuschen. Hier kann Findus jetzt nach Herzenslust herumhopsen. Zunächst ist Pettersson glücklich über die plötzliche Ruhe, doch nach und nach fühlt er sich immer einsamer. Ob ihn die Pfannekuchen liebende Nachbarin Beda (Marianne Sägebrecht) und der verpeilte Jäger Gustavsson (Max Herbrechter) aufmuntern können?

    Erstmals richtet sich „Pettersson und Findus“ mit seiner Thematik nicht ausschließlich an ein sehr junges Publikum. Im Fokus steht diesmal nämlich vor allem der Konflikt zwischen Findus‘ Auffassung vom Großsein und Petterssons Angst davor, seinen kleinen Freund mit der Zeit immer mehr zu verlieren. Es geht um Abnabelung sowie ums Loslassen und beide Perspektiven bringt Thomas Springer stimmig unter einen Hut, indem er sowohl Petterssons Verlustängste als auch Findus‘ Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit jederzeit Ernst nimmt. So stellt „Findus zieht um“ seine jungen Zuschauer sogar vor einen kleinen Gewissenskonflikt: Darf man vor seinem besten Freund eigentlich auch mal seine Ruhe haben wollen? Das ganz große Drama steht in „Pettersson und Findus – Findus zieht um“ aber natürlich trotzdem nicht an. Stattdessen sorgen auch diesmal wieder fröhliche Gesangsnummern, reichlich Slapstick-Einlagen und skurrile Nebenfiguren für kurzweilig-harmlose Unterhaltung.

    Marianne Sägebrecht („Omamamia“) ist schon zum dritten Mal bei einem „Pettersson und Findus“-Film dabei und versucht sich als Beda Andersson auch diesmal wieder, möglichst unauffällig in Petterssons Nähe zu schummeln. Mit dem Vorwand/Running Gag, entweder Pfannkuchen backen oder essen, aber auf gar keinen Fall Petterssons Kaffee trinken zu wollen, verschafft sie sich wiederholt Zutritt zum Haus, aber (noch) nicht ins Herz ihres Angebeteten. Max Herbrechter („Wir sind die Flut“) gefällt als mit Hund und Haushalt überforderter Jäger, dient aber in erster Linie als Opfer einiger überdrehter Slapstick-Eskapaden. Das Herzstück des Films bleiben dagegen Stefan Kurt („Desaster“) und der nach wie vor wunderbar liebenswürdig am Computer animierte Kater, die hier gemeinsam in einer bilderbuchhaften Kulisse ihre unerschütterliche Freundschaft zelebrieren.

    Nicht so richtig zum Rest passen dagegen einige konstruierte Witze, die in dieser betont harmlosen Bilderbuchwelt zwangsläufig herausstechen – und zum Teil auch einfach nichts zu suchen haben. Wenn sich im Off zwei Hühner übers Kinderkriegen unterhalten und dabei unter anderem zu dem Schluss kommen, dass sich ein Vollzeitberuf nicht mit dem Mutterdasein vereinbaren lässt, dann steht das nicht bloß im luftleeren Raum, ganz junge Zuschauer dürften damit schlicht nichts anfangen können. Dasselbe gilt für einige halbgare homoerotische Anspielungen zwischen Pettersson und Gustavsson, die ins Nichts führen und von denen daher nicht ersichtlich ist, ob das nun lustig sein soll oder eine ernst gemeinte (nur eben in ihrer Unbeholfenheit nicht recht funktionierende) Andeutung dessen, dass es nicht immer bloß zwischen Mann und Frau funken kann.

    Fazit: „Pettersson und Findus – Findus zieht um“ punktet mit seinen altbekannten Figuren und einer liebevollen Geschichte über das Erwachsenwerden. Lediglich bei einigen Gags ist schwer verständlich, was sie in dem Film zu suchen haben.

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