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    Safari - Match Me If You Can
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Safari - Match Me If You Can
    Von Markus Fiedler

    1998 gab Marc Rothemund, der Regisseur von Filmen wie „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ und „Dieses bescheuerte Herz“, seinen Kino-Einstand mit einem liebenswerten Debüt, das den knalligen Titel „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ trägt. In der klar von Arthur Schnitzlers „Der Reigen“ inspirierten romantischen Komödie erzählt Rothemund von den amourösen Verwicklungen zwischen einer Reihe von Münchnern und Münchnerinnen im Hochsommer. 20 Jahre später versucht Regisseur Rudi Gaul („Wader Wecker Vater Land“) sich nun an etwas ganz Ähnlichem und bringt mit seinem episodischen Beziehungsreigen „Safari: Match Me If You Can“ so etwas wie eine Neuauflage des Stoffes für das Online-Zeitalter in die Kinos. Er kann dabei auf deutsche Schauspielprominenz wie Justus von Dohnányi („Männerherzen“), Juliane Köhler („Der Untergang“) oder Friederike Kempter („Oh Boy“) zurückgreifen, trotzdem setzt er die zeitgeistige Liebeskomödie aber weitgehend in den Sand.

    Die neue App „Safari“ ist in München der letzte Schrei. Man stellt ein Foto ein und macht ein paar persönliche Angaben etwa zu seinen sexuellen Präferenzen, schon werden Nutzer auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin für den Geschlechtsverkehr hier fündig. So wie Lara (Elisa Schlott), die als Influencerin auf Instagram ihren Followern die Enthaltsame vorspielt, sich aber tatsächlich in vielen Betten vergnügt. Unter anderem mit Harry (Justus von Dohnányi), der sich bei Safari als Pilot ausgibt, in Wirklichkeit aber Busfahrer ist und mit der französischen Therapeutin Aurelie (Sunnyi Melles) verheiratet. Deren Patient David (Max Mauff) wiederum kommt derart schnell zum Höhepunkt, dass er noch nie mit einer Frau wirklich Sex hatte. Bei Safari gerät er an Mona (Juliane Köhler), die nach jahrzehntelangem sexuellen Dornröschenschlaf gerade erst wieder erwacht ist – und sich mit der normalen Partnersuche schwertut. Über die App findet sie auch Berufsclown Life (Sebastian Bezzel), der aber als alleinerziehender Vater oft Zeitnöte hat…

    Anders als einst Marc Rothemund schrieb Rudi Gaul das Drehbuch zu seinem München-Reigen selbst, allerdings ist das Skript auch der größte Schwachpunkt von „Safari“. Von einigen gelungenen Momenten abgesehen wimmelt der Film von unglaubwürdigen, flachen und manchmal sogar ärgerlichen Szenen. Gaul greift tief in die Klischee-Mottenkiste und holt unter anderem die doofe Blondine, die von Spiritualität durchdrungene Yoga-Emanze oder den arabischen Superstecher hervor. Mit diesen abgegriffenen Stereotypen spielt er kaum einmal auf entlarvende Weise (was wäre eine Komödie ohne durch den Kakao gezogene Klischees), sondern bleibt meist bei wenig lustigen und allzu offensichtlichen Pointen stecken.

    Dabei sind manche Episoden durchaus dicht dran am echten Leben, wie etwa die Erzählung vom alleinerziehenden Vater, der für Liebe und Flirts kaum Zeit findet. Aber oft reden und handeln die Figuren auch so unnatürlich und wenig glaubhaft, dass die betreffenden Szenen aus einem ganz anderen Film zu stammen scheinen. Letzteres gilt insbesondere für die Episode um die angebliche Jungfrau mit dem in Wahrheit sehr ausgeprägten Sexualdrang. Die satirischen Untertöne zu Social-Media-Phänomenen und zu vorgetäuschten (Internet-)Identitäten bleiben nicht nur hier im Ansatz stecken. Und da die einzelnen oft eigentlich so disparaten Handlungsstränge alle miteinander verknüpft sind, wirkt „Safari“ eben nicht wie aus einem Guss, sondern meist wie eine zufällige Aneinanderreihung von bunt zusammengewürfelten Szenen.

    Im Gegensatz zu Rothemund, der sich eher dem emotionalen Teil der Liebe widmete, legt Gaul deutlich mehr Wert auf den körperlichen Aspekt und zeigt dabei auch reichlich nackte Haut. Erotische Stimmung erzeugt er dabei aber äußerst selten, vielmehr lässt er seine Figuren allerlei Peinlichkeiten durchleben, was allerdings selten zu guten Gags führt. Sexszenen sind hier weder erotisch noch witzig: Wenn Mona und Life beispielsweise versuchen, im Auto dem Geschlechtlichen zu frönen und sich dabei mit Platzmangel und Wadenkrämpfen plagen, ist das auf wenig amüsante Weise albern. Große Teile des Films bestehen aus ähnlich oberflächlichem Schnickschnack, da haben es auch so gute Schauspieler wie Juliane Köhler oder Justus von Dohnányi, die sich redlich um etwas Tiefgang und Vielschichtigkeit bemühen, sehr schwer, uns ihre Figuren nahezubringen.

    Fazit: Rudi Gauls Episodenkomödie „Safari: Match Me If You Can“ steckt voller unerfreulicher Klischees und ist nur selten wirklich witzig. Dem können auch die prominenten Darsteller nicht viel entgegensetzen.

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