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    Shotgun Wedding - Ein knallhartes Team
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Shotgun Wedding - Ein knallhartes Team

    Die RomCom-Antwort auf "Stirb langsam"

    Von Oliver Kube

    Nachdem das von realen Geschehnissen inspirierte Stripperinnen-Crime-Drama „Hustlers“ ihr nicht nur fast eine Oscar-Nominierung eingebracht, sondern dazu auch noch an den Kinokassen mächtig Reibach gemacht hat, wäre eigentlich ein perfekter Zeitpunkt für Jennifer Lopez alias J.Lo gewesen, ihre Leinwandkarriere noch mal in eine etwas andere Richtung zu lenken. Aber stattdessen geht der Superstar offenbar doch lieber wieder auf Nummer sicher:

    Und so folgt auf den eher harmlosen Romantik-Spaß „Marry Me“ mit der von „Pitch Perfect“-Regisseur Jason Moore inszenierten Action-Liebeskomödie „Shotgun Wedding - Ein knallhartes Team“ nun ein ähnlich austauschbares Werk. Alle RomCom-Fans, die spontan wissen, wie oft Jennifer Lopez in ihren Filmen schon heiraten wollte, dann aber von haarsträubenden Hindernissen (vorerst) davon abgehalten wurde, dürfen sich an dieser Stelle einen Sonderpunkt gutschreiben.

    Auf das Kleid kann in einer solchen Ausnahmesituation natürlich niemand mehr Rücksicht nehmen…

    Darcy (Jennifer Lopez) und Tom (Josh Duhamel) leben schon seit einigen Jahren zusammen. Es wird also höchste Zeit für den nächsten Schritt. Allerdings wollen sie sich nicht in ihrer Heimatstadt Boston, sondern auf einem kleinen Inselparadies das Ja-Wort geben. Den entspannten Resort-Urlaub kann sich das Paar allerdings abschminken – stattdessen bedeutet die Trauung auf den Philippinen für die beiden Stress pur: Nicht nur führen ihre geschiedenen Eltern Robert (Cheech Marin) und Renata (Sônia Braga) ihren privaten Kleinkrieg auch bei der Hochzeit ihrer Tochter fort …

    … Darcy hat außerdem Angst davor, dass ihr distanziert und abgelenkt wirkender Liebster womöglich kalte Füße bekommen könnte. Als dann auch noch ihr Ex-Lover (Lenny Kravitz) uneingeladen aufkreuzt, scheint das emotionale Chaos perfekt. Dabei war selbst das nur der Anfang, denn plötzlich steht ein Dutzend schwerbewaffneter Gangster am Strand und nimmt die Hochzeitsgesellschaft als Geiseln. Allein die gerade mit dem Ankleiden beschäftigten Brautleute sind noch in Freiheit. Nun müssen sie versuchen, dem Spuk auf eigene Faust ein Ende zu bereiten…

    Konventionelle Action, zweckhafte Dialoge

    Jennifer Lopez könnte Rollen wie diese mittlerweile wohl schon im Schlaf runterreißen – und so wirkt ihr Spiel in „Shotgun Wedding“ mitunter auch. Gerade die mit Exposition vollgestopften Dialoge mit Partygästen und Verlobtem wirken überwiegend wie heruntergespult. Sehr viel lebendiger kommt J.Lo da schon in den Actionszenen rüber, selbst wenn die meisten davon zwar angenehm temporeich, aber nicht sonderlich spektakulär oder gar einfallsreich daherkommen.

    Die kurzen Shoot-Outs oder Verfolgungsjagden wirken arg konventionell, als hätte man sie schon x-mal genauso oder zumindest ganz ähnlich gesehen. Am originellsten ist da noch eine Sequenz, in der das angehende Ehepaar aneinander gefesselt eine Seilrutsche benutzen muss, um vor nahenden Bösewichten zu flüchten. Natürlich wird in typischer Genre-Tradition selbst diese Extrem-Situation samt Handgranaten-Einsatz nebenher für eine Do-It-Yourself-Paartherapie mit latentem Gezanke genutzt.

    Die Geiseln müssen (fast) den gesamten Film hindurch im Wasser stehen.

    Ursprünglich sollte Ryan Reynolds den männlichen Part übernehmen. Als der „Deadpool“-Star irgendwann aufgrund von Terminschwierigkeiten aus dem Projekt ausstieg, wurde Armie Hammer verpflichtet, der dann aber wegen seiner bekannten Probleme nur vier Wochen vor Drehbeginn ebenfalls ausfiel. So sprang kurzfristig Josh Duhamel ein. Dass „Shotgun Wedding“ mit einem der beiden deutlich prominenteren Stars auch besser oder zumindest aufregender geworden wäre, ist natürlich reine Spekulation. Zumal sich Duhamel spürbar Mühe gibt. Am Ende bleibt er aber ohnehin die meiste Zeit nur Stichwortgeber für Superstar Jennifer Lopez.

    So richtig will sich zudem kein romantisches Knistern zwischen den beiden Protagonisten einstellen, was auch daran liegt, dass das Drehbuch dem Publikum gleich zu Beginn klarmacht, dass die große Leidenschaft zwischen ihnen schon vor einer Weile heruntergekühlt zu sein scheint. In einer leicht unangenehmen Szene versucht etwa die sich in knapper Unterwäsche auf dem Bett räkelnde Darcy, ihrem abweisenden Verlobten endlich mal wieder ein wenig Aufmerksamkeit abzuringen. Doch der dreht sich nicht einmal zu ihr um, da er mit irgendwelchen Vorbereitungen für die Party beschäftigt ist.

    Längst nicht so charmant wie Bullock & Tatum

    Wer nicht gerade großer Lopez- und/oder Duhamel-Fan ist, dürfte es also schwierig finden, den beiden als Paar die Daumen zu drücken. Dabei wirkt zumindest die Umkehrung des geläufigen Action-Rollenklischees (sie ist mutig und draufgängerisch, er eher passiv und ungeschickt) noch halbwegs sympathisch und amüsant. Diese Passagen erinnern stark an den letztjährigen Kinohit „The Lost City“ mit dem Duo Sandra Bullock und Channing Tatum – wobei „Shotgun Wedding“ hier in Sachen Chemie und Spontanität klar den zweiten Platz belegt.

    Bevor es mit der Action losgeht, wird viel Zeit auf die Vorstellung der Location (gedreht wurde in der Dominikanischen Republik, wo zufälligerweise auch „The Lost City“ entstand) und der Nebencharaktere verwendet. Zu viel. Denn aus beiden wird im weiteren Verlauf der Handlung kaum etwas gemacht. Speziell die Figuren bleiben durchgehend eindimensional: Darcys Vater ist geizig und ihre Mutter verbittert; Toms Eltern hingegen sind harmlos-naiv und ein wenig prollig. Das war‘s dann aber auch schon.

    Kultstar Cheech Marin kriegt sich als Darcys Vater mit seiner Ex-Frau in die Haare.

    Mehr Potential hätte etwa die Paarung aus Toms Loserkumpel (Desmin Borges) und Darcys leicht verschlagener Schwester (Callie Hernandez) gehabt. Doch deren näheres Zusammentreffen findet abseits der Leinwand statt und wird uns nur mittels einiger platter Oneliner später nacherzählt. Da alle Geiseln nahezu die gesamte Laufzeit des Films hindurch brusttief im Wasser stehen müssen, während sie von den bewaffneten Gangstern in Schach gehalten werden, wirken ihre Dialogszenen zudem sehr statisch.

    Die Hilfskräfte von der Nachbarinsel können nicht alarmiert werden, da die Räuber alle Satellitenschüsseln zerstört haben. So ist es allein an den beiden Hauptfiguren – eigentlich an Darcy mit ein wenig stoffeliger Hilfe ihres Liebsten – zu versuchen, nicht nur ihre Gäste, sondern auch die Hochzeit zu retten. Ob das klappt, fragt ihr euch? Dreimal dürft ihr raten. Eine der Tippmöglichkeiten könnt ihr außerdem darauf verwenden, welcher der Partygäste wohl heimlich mit den Gangstern unter einer Decke steckt. Denn auch das ist leider allzu offensichtlich.

    Fazit: Zu viel Routine, zu wenig Pep – und deshalb vor allem etwas für bedingungslose J.Lo-Fans.

     

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