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    Freaky
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Freaky

    Körpertausch mit einem Serienkiller

    Von Christoph Petersen

    Dass die neue Horror-Comedy von „Halloween“-Produzent Jason BlumFreaky“ heißt, liegt einzig und allein daran, dass die Angst vor Rechtsstreitigkeiten zu groß war, um den viel naheliegenderen Titel „Freaky Friday The 13th“ zu verwenden. Denn nachdem er in seinen beiden „Happy Deathday“-Filmen bereits den Bill-Murray-Evergreen „... und täglich grüßt das Murmeltier“ um einen Serienmörder mit Babymaske erweitert hat ...

    ... unterzieht Regisseur Christopher Landon diesmal den Mutter/Tochter-Körpertausch-Klassiker „Freaky Friday“ (1976 mit Barbara Harris und Jodie Foster; 2003 mit Jamie Lee Curtis und Lindsay Lohan) einer Slasher-Behandlung. Das Ergebnis ist verdammt blutig und saumäßig unterhaltsam – auch weil die Macher vor allem bei der Wahl des Hauptdarstellers voll ins Schwarze getroffen haben!

    Mordversuch mit Folgen: Am nächsten Morgen gibt es für beide ein böses Erwachen!

    Bei seinem neuesten Massaker in einem herrschaftlichen Anwesen lässt der Blissfield Butcher (Vince Vaughn) unter anderem einen antiken Dolch aus einer Vitrine mitgehen. Aber als der Serienkiller die Waffe bei seinem nächsten Opfer, der schüchternen Highschool-Schülerin Millie Kessler (Kathryn Newton), direkt einzusetzen versucht, gibt es für beide ein böses Erwachen. Als sich der Killer am nächsten Morgen aus dem Bett erhebt, begrüßen ihn nicht nur als erstes Anna Kendrick und Rebel Wilson von einem Poster der A-cappella-Komödie „Pitch Perfect 2“ – er findet sich auch im Körper der zierlichen Millie wieder! Die Schülerin ist dagegen plötzlich ein 2-Meter-Hüne, dessen Visage auf Steckbriefen in der ganzen Stadt prangt...

    Das geht ja gut los...

    „Freaky“ beginnt brachial! Wer eine weitere milde Horror-Comedy in der PG-13-Tradition von „Happy Deathday“ erwartet, dem dürfte bei dem Hard-R-Gore direkt die Luft wegbleiben – ebenso wie einem der ersten Opfer des Schlächters, dem nicht einfach nur eine Weinflasche in den Rachen gestopft, sondern dann auch noch in seinem Hals zerbrochen wird. Die Slasher-Szenen in „Freaky“ sind aber nicht nur unerwartet heftig – sondern auch kreativ und vor allem fast durchweg handgemacht: Hier werden die unliebsamen Lehrer noch von Make-up-Künstlern und nicht von CGI-Experten mit einer Kreissäge (natürlich längsseits, sonst macht es ja keinen Spaß) halbiert.

    Während Millie als gesuchter Mörder immer wieder ungewollt Panik auslöst, nutzt der Blissfield Butcher seine sehr viel weniger verdächtige Erscheinung, um ungestört weiter zu töten – wobei sein eiskalter Ihr-könnt-mich-alle-Mal-Blick von seinen Mitschülern allerdings als äußerst sexy wahrgenommen wird. Die Idee, die altbekannten Körpertausch-Kombos durch die Killer-und-sein-Opfer-Variation aus den angestaubten Angeln zu heben, geht dabei voll auf: „Freaky“ steckt voller kreativer Ideen, ist ebenso kurzweilig wie temporeich. Nur spannend ist das hochtourig-blutige Treiben eher selten.

    Der Blissfield Butcher lässt auch im Körper einer Highschool-Schülerin das Morden nicht!

    Dass die Prämisse nicht nur in der Zusammenfassung genial klingt, sondern auch auf der Leinwand aufgeht, hat dabei zu einem großen Teil mit den beiden Hauptdarstellern zu tun: Kathryn Newton („Der Sex Pakt“) begeistert vor allem nach dem Körpertausch, wenn sie – trotz der fehlenden 33 Zentimeter im Vergleich zu ihrem Co-Star – mit bedrohlicher Intensität durch die Schulflure stapft. Da sie dabei zugleich aber auch dermaßen cool (und sexy) zur Sache geht, möchte man fast schon ihr (beziehungsweise dem Butcher in ihr) die Daumen drücken. Zumindest der bereits erwähnte Heimwerker-Lehrer (gespielt von „Ferris macht blau“-Star Alan Ruck) hat es ja auch gar nicht anders verdient.

    Der 1,96 Meter große Vince Vaughn hätte die Rolle als Blissfield Butcher sicherlich auch schon vor zehn Jahren, als er noch vornehmlich als Comedy-Star („Die Hochzeits-Crasher“) in Erscheinung trat, ganz okay hinbekommen. Aber so richtig grandios ist er in „Freaky“ vor allem deshalb, weil man ihm den Part als alles vernichtender Koloss nach seinen nicht minder brachialen Auftritten in den Grindhouse-Granaten „Brawl In Cell Block 99“ und „Dragged Across Concrete“ ohne mit der Wimper zu zucken abnimmt. „Freaky“ ist nun der erste Film, der die beiden grundverschiedenen Seiten des universaltalentierten Schauspielers gleichermaßen zur Geltung bringt.

    Fazit: Die brillante Prämisse wird in der überraschend heftigen und großartig besetzten Körpertausch-Horrorkomödie „Freaky“ gnadenlos-unterhaltsam umgesetzt.

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