Back In Action
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,0
solide
Back In Action

Launiges Comeback von Cameron Diaz

Von Lutz Granert

Nach ihrem Part als garstige Pflegemutter im Musical „Annie“ verkündete Cameron Diaz vor rund zehn Jahren ihren Ausstieg aus der Filmbranche. Sie wolle sich verstärkt um ihr zu kurz gekommenes Familienleben kümmern, gab die Kalifornierin im Zuge der Hochzeit mit Ehemann Benji Madden 2015 als Begründung an. Die einst bestverdienende Hollywood-Schauspielerin trieb in den folgenden Jahren einige Geschäftsideen voran, brachte etwa eine eigene Bio-Wein-Marke auf den Markt – und merkte irgendwann, dass ihr doch ein Stück weit die Arbeit am Filmset fehlte. Es brauchte also nicht viel Überredungskunst, um sie doch noch einmal vor die Kamera zu locken. Zumal „An jedem verdammten Sonntag“-Co-Star Jamie Foxx ihr bei „Back in Action“ an seiner Seite „jede Menge Spaß“ versprach und sogar eine Telefonschalte mit NFL-Football-Legende Tom Brady arrangierte, der Diaz aus erster Hand Tipps gab, wie man aus dem selbst verkündeten Ruhestand am besten wieder zurückkehrt.

Die Spionage-Komödie von Comedy-Spezialist Seth Gordon („Baywatch“) markiert nun ihr Comeback, das jedoch lange Zeit unter keinem guten Stern stand: Der Dreh in London wurde vom Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg überschattet, dazu kamen Geld-Diebstähle am Set – für weitere Verzögerungen sorgte auch ein längerer Krankenhausaufenthalt von Jamie Foxx. Das alles ließ jedoch Cameron Diaz nicht an ihrer Entscheidung zweifeln, stattdessen ist sie aktuell sogar schon in weitere Projekte wie die Jonah-Hill-Komödie „Outcome“ eingebunden – und die Probleme hinter den Kulissen sieht man der um mehrere Monate verschobenen Netflix-Produktion auch nicht an. „Back in Action“ bietet regelrecht sorglose, wenn auch etwas zu geradlinig geratene Action-Unterhaltung.

Cameron Diaz meldet sich nach zehn Jahren zurück – und harmoniert mit Jamie Foxx ganz hervorragend! Netflix
Cameron Diaz meldet sich nach zehn Jahren zurück – und harmoniert mit Jamie Foxx ganz hervorragend!

In einer heiklen Mission gelingt es den beiden CIA-Agent*innen Matt (Jamie Foxx) und Emily (Cameron Diaz), einen ICS-Schlüssel, der als mächtige Waffe für Cyberterrorismus dient, aus den Klauen des belarussischen Gangsters Balthazar Gor (Robert Besta) zu stehlen. Auf dem Heimflug will das Spionage-Paar eigentlich auf Emilys positive Schwangerschaftstests anstoßen, doch nach einem Handgemenge stürzt die von feindlichen Agenten gekaperte Maschine ab. Matt und Emily beschließen, die Gunst der Stunde zu nutzen, um ihren Tod vorzutäuschen und mit falschen Identitäten eine Familie zu gründen.

15 Jahre später fliegt ihre bürgerliche Tarnung allerdings auf: Zusammen mit ihrer biestigen Teenager-Tochter Alice (McKenna Roberts) und Nerd-Sohn Leo (Rylan Jackson) müssen sie vor den Schergen von Balthazar Gor fliehen, der die gut versteckte Cyberwaffe unbedingt wieder in seine Gewalt bringen will...

Zwei ganz wunderbar harmonierende Stars

Ehemalige Geheimagent*innen im Familienstress – eine nicht neue, aber dankbare Prämisse: „Back in Action“ spinnt die großkalibrigen Ehe-Probleme aus „Mr. & Mrs. Smith“ (2005) weiter – und liefert durch einfach nicht abstellbare Verhaltensroutinen eine ganze Palette gelungener Gags. Den vielfältig talentierten Eltern fällt es etwa zunehmend schwer zu erklären, warum Matt sich in fließendem Russisch mit einem Handwerker unterhalten kann oder wie sie herausgefunden haben, dass Alice nicht bei einer Freundin zum Lernen, sondern in einer in Verruf geratenen Disco zum Partymachen abhängt. Da ist der auf Gesundheits-Tracker setzende Tech-Nerd Leo einfach cleverer, weil er überall auf eine Zwei-Faktor-Authentifizierung setzt.

Regisseur Seth Gordon und Co-Autor Brendan O'Brien („Bad Neighbors“) belassen es nicht nur bei solchen kompromittierenden Situationen im Familienleben, wobei Cameron Diaz als leicht überdrehte Mutter und Jamie Foxx als erdender Ruhepol hervorragend miteinander harmonieren. Stattdessen fahren sie noch zwei weitere spielfreudige Co-Stars auf, die – weil sich die Story bald nach London verlagert – mit etwas ausgelutschten, aber trotzdem urkomischen Brit-Klischees punkten: Nach seiner Glanzleistung im berührenden Einsamkeitsdrama „All Of Us Strangers“ verkörpert der Ire Andrew Scott hier ganz herrlich einen zugeknöpften, gegenüber seiner Kollegin schroffen und zwielichtigen MI6-Agenten mit glühender Fußball-Liebe.

Charakter-Mimin Glenn Close schießt mit ihrer Rolle als Agenten-Mama den Vogel ab! Netflix
Charakter-Mimin Glenn Close schießt mit ihrer Rolle als Agenten-Mama den Vogel ab!

Den Vogel schießt aber (im wortwörtlichen Sinne) die in Tweet-Jackett, Weste, Stiefel und mit Gewehr adrett auftretende Charakter-Mimin Glenn Close („Die Frau des Nobelpreisträgers“) als Emilys wehrhafte Ex-Agentinnen-Mutter Ginny ab. Mit köstlich-snobistischer Landadel-Attitüde wehrt sie sich gegen Umarmungen, bietet dafür aber den Enkelkindern auch direkt Gin an. Eine Witzfigur wie ihren nichtsnutzigen „Toyboy“ und Geheimdienstlehrling Nigel (Jamie Demetriou), der sich bei Zielübungen mit dem Wurfstern selbst Leo geschlagen geben muss und alle Stereotype britischer (Film-)Geheimagenten durch den Kakao zieht, wirkt dann allerdings etwas arg drüber.

Für Humor ist also ausreichend gesorgt, während die simpel gestrickte Story mit ihrer etwas ermüdenden Dauerverfolgungsjagd kaum Haken schlägt. Die Action-Szenen fallen durchwachsen aus: Der Auftakt mit Flugzeugabsturz über schneebedeckten Gebirgsgipfeln quillt nur so über vor mittelmäßigen Green-Screen- und CGI-Effekten. Wesentlich souveräner ist die finale, durchaus spannende Motorboot-Verfolgungsjagd auf der Themse, die von zahlreichen Motorrad-Crashs im Londoner Innenstadtgebiet begleitet wird: Hier konnte das Stunt-Team seine unzweifelhaften Fähigkeiten sehr viel eindrucksvoller unter Beweis stellen. „Back in Action“ sorgt so für launige Unterhaltung, das am Ende in Aussicht gestellte Sequel darf von uns aus also gerne kommen.

Fazit: Cameron Diaz’ Comeback ist durchaus gelungen! Die Chemie im illustren Figurenkabinett stimmt und die launige Spionage-Komödie liefert viele treffsichere Pointen. Nur beim dünnen Plot kann bei der möglichen Fortsetzung gerne noch eine Schippe draufgelegt werden.

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