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    Der Herr des Hauses
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der Herr des Hauses
    Von Alina Bacher

    Knappe Röckchen, kleine Puderdöschen und rosa Spitzenunterwäsche - das gehört zur Standardausstattung einer typischen amerikanischen Cheerleader-Diva. Dass die Pompom- schwingenden Prinzessinnen mit ihrem übertriebenen Gehabe immer für ein paar Lacher gut sind, hat nun auch Hollywood erkannt: einfach ein paar knappbekleidete Mädels durch die Luft wirbeln lassen, etwas Rumgezicke am Spielfeldrand und das Publikum ist glücklich. Ach, wäre es doch so einfach, eine gute Komödie zu drehen! In Wahrheit braucht es doch etwas mehr, um schallendes Gelächter in einem Kinosaal zu verbreiten. Megazickige Teenager und ein knallharter Texas Ranger reichen bestenfalls aus, um dem Zwerchfell ein paar vereinzelte Lacher zu entlocken. Da helfen auch eingestreute Actionsequenzen mit explodierenden Autos nichts. Stephen Hereks Komödie „Der Herr des Hauses“ bleibt ein eher anspruchsloser Film aus der Kategorie „seichte Vorabendunterhaltung“.

    Der knallharte Texas Ranger Roland Sharp (Tommy Lee Jones) hat keinen leichten Job: Ein Kronzeuge im Prozess gegen einen mächtigen Drogenboss wird liquidiert. Die einzigen Zeugen sind ausgerechnet fünf quirlige Cheerleader, die sich allerdings nicht einmal mehr an die Haarfarbe des Killers erinnern können. Trotzdem schweben die fünf Mädchen jetzt in Lebensgefahr, denn als potentielle Zeugen sind sie das nächste Ziel des Auftragskillers. Um die Mädchen zu beschützen, gibt sich Sharp als deren Trainerassistent aus und zieht als Hahn im Korb in die Cheerleader-WG ein. Schnell muss er feststellen, dass es schier unmöglich ist, die leichtbekleideten College-Girls im Zaum zu halten. Zwischen Spitzentangas und Gurkenmasken versucht Sharp, mit einem strengen Regelwerk für Sitte und Anstand zu sorgen. Doch auch der knallharte Texas Ranger kann von den Pompom-Prinzessinnen noch einiges in Sachen „weibliche Lebensart“ lernen.

    Die erste Frage, die sich aufdrängt ist, warum sich Tommy Lee Jones für eine solche Komödie hergibt. Natürlich: Die Rolle des knallharten Texas Ranger mit Herz ist dem gebürtigen Texaner auf den Leib geschrieben und als Alien-Jäger in „Men In Black“ hat er bereits sein komödiantisches Talent unter Beweis gestellt. Doch reicht das aus, um sich von einer Horde kreischender Cheerleader-Gören Gesichtsmasken aufklatschen zu lassen und mit den Händen im Enddarm einer Kuh ein Handy zu suchen? Trotz der aufgezwungenen Witze, ist Jones eines der Glanzlichter des Films - er rettet die Komödie vor dem totalen Untergang. Wirklich grandios ist auch die Leistung von Cedric The Entertainer. Den Entertainer-Künstlernamen hat er mehr als verdient. Als Ex-Häftling und Pfarrer Percy Stevens besticht er nicht nur durch seine Sing- und Tanzeinlagen, sondern liefert sich in punkto Komik ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hauptdarsteller Tommy Lee Jones.

    Das war es aber auch schon an guten schauspielerischen Leistungen. Obwohl Popsternchen Christina Milian in ihren Musikvideos bereits vor der Kamera stand und in „Be Cool“ ihre erste größere Rolle hatte, ist davon im Film nicht mehr viel zu merken. In weiser Voraussicht wurde ihre Rolle weitgehend textfrei angelegt und so hat die Gute nicht viel mehr zu tun, als knappbekleidet durch die Wohnung zu rennen und zwischendrin ihre Pompoms zu schwingen. Auch die restlichen vier Cheerleader (Paula Garcés, Monica Keena, Vanessa Ferlito und Kelli Garner) beindrucken eher durch ihre bauchfreien Oberteile als durch schauspielerisches Können. Kleines „Schmanckerl“ am Rande ist Anne Archer, die sich mit der Rolle der liebenswürdigen Collegeprofessorin Molly McCarthy schnell in die Herzen der Zuschauer spielt und die Durchschnittsleistung der Schauspieler wieder etwas anhebt. Ihre wenigen Szenen mit Tommy Lee Jones scheinen aus einem anderen, besseren Film zu kommen und machen wieder einmal klar: Eigentlich ist Tommy Lee Jones viel zu gut für diesen Film!

    Obwohl die gelegentlichen Actionsequenzen die Story etwas aufpeppen sollten, zerreißen sie den Film viel mehr in zwei Teile. Ohne die explodierende Lagerhalle am Anfang und die wilde Verfolgungsjagd am Schluss wäre „Der Herr des Hauses“ wenigstens nur eine seichte Komödie. Dank dem „Actionrahmen“ wird aus der Teenie-Komödie schnell ein wirrer Genre-Mischmasch: weder actiongeladen noch richtig lustig. Definitiv wäre der Film ohne Explosionen und Schießereien besser geworden. Sonst bringt das Drehbuch nicht viel Neues mit sich. Die Story klingt bekannt, die Witze auch. Trotzdem, es gibt Szenen, die den Zuschauer zum Lachen bringen. Tommy Lee Jones beim verzweifelten Tamponkauf zuzusehen, zaubert vor allem Frauen ein Schmunzeln ins Gesicht. Schließlich hat jeder solche Situationen schon einmal erlebt oder zumindest in der Drogerie mit angesehen.

    Ausgehend von der Story ist zur Verteidigung des Films aber zu sagen: Es hätte wirklich schlimmer werden können. Dadurch, dass die Charaktere so maßlos übertrieben gestaltet sind, nimmt der Film viele Cheerleaderfilme und somit sich selbst auf die Schnippe. Allerdings bleibt die eigentliche Geschichte bis auf die wenigen Explosionen eher arm an Handlung. Es scheint, als ob die Drehbuchautoren Robert Ramsey, Matthew Stone und John J. McLaughlin mit viel Mühe und Not die 97 Minuten voll machen wollten, egal ob mit Handlung oder bloßem Rumgeplänkel.

    Wer vor der Wahl zwischen „Der Herr des Hauses“ und einem Besuch bei der nervtötenden Großtante steht, der sollte wohl das Geld in die Cheerleader-Komödie investieren. Wem aber etwas Angenehmeres als Alternative zum Kinobesuch angeboten wird, ist gut beraten, auf einen besseren Film zu sparen, denn die geballte Cheerleaderpower ist nach dem Verlassen des Kinosaals bereits wieder vergessen.

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