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    Alone in the Dark
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Alone in the Dark
    Von Deike Stagge

    Verfilmungen von Computerspielen sind kein Ausnahmephänomen mehr. Spätestens seit Milla Jovovich in „Resident Evil“ haufenweise Zombies in die Hölle zurückprügelte, war klar, dass sich mit solchen Spiele-Adaptionen gut Geld verdienen lässt. Das dachte sich auch der deutsche Regisseur und Genrekenner Uwe Boll („House Of The Dead“), der sich den Infogrames-Klassiker „Alone In The Dark“ vorgenommen hat.

    Edward Carnby (Christian Slater) führt ein aufregendes Leben als Privatdetektiv für übernatürliche Phänomene. Gerade hat er sich ein Artefakt der Abkani, einer 10.000 Jahre alten Zivilisation, die angeblich ein Tor zur Welt der Finsternis gefunden hat, gesichert. Er will den Fund zur Analyse in das Museum seiner Ex-Freundin Aline (Tara Reid) geben, doch die hat gerade ganz andere Sorgen. Ihr Chef, Dr. Hudgins (Mathew Walker), entdeckt einen Sarkopharg der Abkani, aus dem ein grässliches Wesen entsteigt. Zeitgleich verschwinden 19 Personen. die im gleichen Waisenhaus wie Edward aufgewachsen sind, darunter sein Freund John.

    Edward ahnt schnell, dass es eine Verbindung zwischen den Waisen, den mysteriösen Geschehnissen um die Abkani und seiner eigenen Vergangenheit gibt. Doch um der Sache auf den Grund gehen zu können, muss er erstmal das Abkani-Monster abschütteln, das ihn und Aline im Museum attackiert. Zu allem Überfluss taucht auch noch eine Einheit der Monsterjägerpolizei „Büro 713“ unter dem Kommando von Edwards Spezialfeind Burke (Stephen Dorff) auf, die weniger an der Aufklärung der Zusammenhänge als der Vernichtung des übernatürlichen Wesens interessiert ist. Burke klärt seinen Ex-Kollegen darüber auf, dass es noch weitere Monster gibt. Nur gemeinsam können die Rivalen den Ursprung der Katastrophe aufdecken und Schlimmeres verhindern.

    Das Thema von „Alone In The Dark“ klingt eigentlich nach solidem Horror. Das große Gruseln kommt dem Zuschauer allerdings nur, wenn er sich die Umsetzung des Stoffs näher ansieht. Minutenlang irren da die Protagonisten sinnlos mit ihren Taschenlampen durch dunkle Museumsräume, ohne dass etwas passiert. Die angeblich verängstigten oder geschockten Gesichtsausdrücke der Schauspieler verlieren schon in der dritten Nahaufnahme ihre Wirkung. Den außerordentlichen Tiefpunkt bilden aber die Dialoge des Films. Das Drehbuchteam hat sich sämtlicher abgedroschener Phrasen von Gruselfilmen der vergangenen 20 Jahre bemächtigt, um sie dann in 96 Minuten puren Konversationshorror zu pressen. Dank dieser Maßarbeit lassen sich die eigentlich cool angelegten Charaktere nur noch für unfreiwillige Komik nutzen.

    Dabei wäre Christian Slater („Windtalkers“, „Der Name der Rose“) ein Filmerfolg so sehr zu gönnen. Der Teenischwarm der frühen 90er Jahre konnte in seinen letzten Rollen einfach nicht punkten und musste in Mindhunters gar nach einer halben Stunde über die Klinge springen. In „Alone In The dark“ gibt er sich zwar alle Mühe, mit seiner Figur die notwendige Zuschauerorientierung zu liefern, kommt aber gegen die scheinbar wahllose Szenenzusammenstellung nicht an. Schon die wüste Sexmontage mit Filmpartnerin Tara Reid („American Pie“, „Party Animals“) ist so lieblos zusammengeschnitten, dass sie weitere Szenen in dieser Richtung uninteressant macht. Eigentlich geht es in der Handlung auch nur darum, die Pausen zwischen dem Auftauchen der Monster zu überbrücken.

    Das wäre für einen Horrorfilm ja ein durchaus legitimes Ziel, wenn die Schlüsselszenen gut gemacht wären. Aber das ist in „Alone In The Dark“ einfach nicht der Fall. So löst sich dann auch der Showdown mit 40 Mann des Büro 713 in einer verlassenen Goldmiene nach der stupiden Formel „wer keinen cowboymäßigen Dreitagebart trägt, schaffst es nicht über die Ziellinie“ auf und lässt den Sehspaß in die Gefrierzone abrutschen.

    Schade eigentlich, denn die Computerspielvorlage war recht unterhaltsam. Vielleicht hätte Regisseur Boll seinen Film nicht so plump auf eine apokalyptische Fortsetzung ausrichten und statt dessen mal eine Auflösung der Vorfälle in Aussicht stellen sollen. Denn diese Adaption dürfte nicht mal eingefleischte Fans des Spiels überzeugen, von Genreanhängern ganz zu schweigen.

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