Mein Konto
    Marvel's Man-Thing
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Marvel's Man-Thing
    Von Martin Soyka

    Spider-Man und die X-Men machen´s möglich. Nach den phänomenalen finanziellen (und künstlerischen) Erfolgen der mittlerweile jeweils dreiteiligen Film-Reihen wurde es modern, Comic-Figuren für die Leinwand zu adaptieren. Batman schwang sich wieder durch Gotham City. Die Fantastic Four bezogen das Baxter Building. Und Superman kehrte von den Sternen zurück. Doch auch weniger bekannte B-Comic-Charaktere wurden zu Filmhelden, allen voran Blade, Daredevil oder der Ghost Rider. Und obwohl sich im Marvel-Universum buchstäblich zig-tausende von Superhelden und –monstren finden, fällt die Wahl für eine neue Verfilmung nicht immer glücklich aus, wie Brett Leonards „Man-Thing“ zeigt, der Direct-To-DVD für einen amerikanischen Pay-TV-Sender produziert wurde.

    Eigentlich hatte sich der neue Sheriff des in den Sümpfen gelegenen Südstaatenkaffs Bywater das alles ganz anders vorgestellt. Kyle Williams (Matthew Le Nevez) dachte an Sonne, Hitze und Drinks, als er sich aus der großen Stadt hierher versetzen ließ. Doch schon der erste Tag stimmt ihn alles andere als fröhlich. Nicht genug damit, dass er sich mit militanten Umweltschützern anlegen muss, die sich an der Ölförderstation des Mini-Tycoons Frederic Schist (Jack Thompson) angekettet haben, es gibt auch eine beachtliche Liste von Verschwundenen und Toten, über die sich irgendwie niemand richtig wundert und die täglich länger zu werden scheint. Das ganze Umfeld besteht irgendwie nur aus Eigenbrötlern, seltsamen Indianern und Spinnern, normale Menschen leben offenbar woanders. Als dann schließlich auch die übel zugerichtete Leiche seines Amtsvorgängers buchstäblich vom Himmel zu fallen scheint, beginnt dem Neuling zu schwanen, dass es sich bei dem ganzen doch um mehr handeln könnte, als er bislang angenommen hat. Zu seltsam sind die Wunden auf den immer neu auftauchenden Leichen, zu abstrus erscheint ihr Ableben. Und tatsächlich: Da draußen im Sumpf, wo es dunkel und schwül ist, da bewegt sich etwas. Etwas, das den Menschen als Eindringling betrachtet. Etwas, das bereit ist zurückzuschlagen…

    Mal ehrlich: Klingt das aufregend? Nein, nicht wirklich. Die Geschichte ist aus Versatzstücken beliebiger Monster-, Mystery- und Horrorfilme zusammengeklebt und mit reichlich Klischees garniert. Beispiele? Der Neuling an seinem ersten Tag wundert sich, dass es an seiner neuen Wirkungsstätte gar nicht so nett ist, wie er sich das ausgemalt hat. In Amerika scheint es unüblich zu sein, sich mal den neuen Lebensmittelpunkt anzuschauen, bevor man einen Job dort übernimmt. Oder: Der frisch gebackene Sheriff gerät erst mal handfest mit einer Frau (Rachael Taylor) aneinander, die sich dann als sein Love Interest entpuppt. Oder wie wäre es mit dem Ölbaron, der auf Ökologie, Umweltschutz und sonstiges liberales Gewäsch pfeift, lieber sein schwarzes Gold fördert und dafür über Leichen geht. Nicht zu vergessen: seine erzreaktionären Handlanger, die das Markenzeichen der Ölfirma unter anderem deshalb mit Stolz tragen, weil es aus einem schwarzen Emblem in einem weißen Kreis auf rotem Grund besteht. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Selbst der Kern-Plot ist eine abstruse Mischung aus Alien und „Poltergeist“. Mit anderen Worten: Die Handlung ist auf DVD gepresster Schrott.

    Manche werden sich vielleicht an einen etwas besseren Monster-Film von 1982 namens „Das Ding aus dem Sumpf“ von Regisseur Wes Craven erinnern. Damit hat dieser Streifen nichts zu tun. Es handelt sich nicht um ein Remake, eine Fortsetzung oder ein sonstiges Update, sondern vielmehr um ein verspätetes Konkurrenzprodukt. „Das Ding aus dem Sumpf“ war die Verfilmung eines Comics aus dem Verlagshaus DC, welches die Abenteuer von Batman und Superman veröffentlicht. Das obligatorische Pendant von Marvel hieß Man-Thing. Mit der Comic-Figur hat das titelgebende Monster allerdings weder äußerlich, noch sonst etwas zu tun, hat es doch weder sein Aussehen, noch seine Kräfte. Handelte es sich bei der Comic-Figur noch um einen mutierten Menschen, wird im Film jede menschliche Herkunft negiert. Auch war das Man-Thing der Comics mitnichten als fieses Monster angelegt. Mit anderen Worten: Nimm den Titel und wirf den Rest weg. Man kann sich streiten, ob das eine gute Entscheidung war, denn selbst unter Comic-Kennern werden sich hierzulande wohl nur wenige finden, denen Marvels Man-Thing ein wirklicher Begriff ist. Das prinzipielle Problem bei der filmischen Umsetzung dieser Charaktere ist, dass sie stumm sind. In Comics kann man sich da mit Gedankenblasen helfen, im Film ist das nicht möglich. Also müssen Nebencharaktere den Film tragen, während der Titelheld an den Rand gedrängt wird und sich mit sporadischen Auftritten begnügen muss.

    Gefallen kann die schöne Fotografie des Films, die die Tagaufnahmen in schwüles Sepia-Licht taucht und der Dunkelheit ein schaurig-schönes Grün/Schwarz spendiert. Damit hat es sich aber auch schon. Das titelgebende Monster ist schwach animiert, besonders der Blick in die Augen lädt zum Lachen und nicht zum Gruseln ein. Seine Angriffe sind vorhersehbar und daher unspannend. Der (menschliche) Hauptdarsteller weckt nicht das Interesse des Zuschauers, ist er doch weder nett anzuschauen, noch ist sein Spiel irgendwie bemerkenswert. Gleiches gilt für die übrigen, hierzulande völlig unbekannten Mitstreiter, an deren Schicksal der Zuschauer desinteressiert bleibt. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass alle beim Dreh einfach ihre Zeit herumkriegen mussten. Selbst die in der Pre-Production zur Planung der Szenen verwendeten Animatronics, die man im nicht weiter erwähnenswerten Bonus-Material anschauen darf, wirken im Vergleich mit anderen (z. B. denen im Bonusmaterial von „Mission To Mars“) unfertig und schluderig. Dabei hat Regisseur Brett Leonard mit dem Denzel Washington/Russell Crowe-Reißer „Virtuosity“ mal gezeigt, dass er in der Lage ist, aus inhaltlichem Unsinn einen unterhaltenden Film zu machen.

    Insgesamt also ein völlig verzichtbarer Nonsens, unspannend erzählt und unspektakulär umgesetzt. Wie es besser geht, hat Peter Hyams mit seinem schönen Reißer „Das Relikt“ gezeigt. Den kann man sich im Gegensatz zu „Man-Thing“ immer wieder angucken.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top