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    TV-Tipp: Brillante Fantasy-Action für "Sleepy Hollow"-Fans mit einem heldenhaften "John Wick"-Bösewicht
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Das Schulfach Französisch hätte Oliver Kube um ein Haar das Abitur gekostet. Dennoch liebt er das so vielfältige und facettenreiche Kino unseres Nachbarlandes – von François Truffaut und Jean-Luc Godard bis Céline Sciamma, Jacques Audiard, Gaspar Noé und Quentin Dupieux.

    Am heutigen Montag läuft im Fernsehen ein Film aus Frankreich, der in Sachen mutiger Erzählweise, schauspielerischer Klasse, opulenter Ausstattung und visueller Wucht problemlos mit den besten Hollywood-Produktionen mithalten kann: „Pakt der Wölfe“.

    Pakt der Wölfe“ wird in unserer offiziellen FILMSTARTS-Kritik mit hervorragenden 4,5 Sternen bewertet und schrammt damit nur haarscharf am Meisterwerk-Status vorbei. Regisseur und Drehbuchautor Christophe Gans‘ („Silent Hill“) Mix aus gruseligem, symbolschwangeren Action-Abenteuer und historischer Detektiv-Geschichte erinnert streckenweise angenehm an „Sleepy Hollow“. Denn wie in Tim Burtons Fantasy-Krimi kommt auch hier ein auf Logik und Wissenschaft vertrauender Ermittler in die etwas rückständige Provinz, um ein schreckliches, übernatürlich anmutendes Rätsel zu lösen.

    „Pakt der Wölfe“ läuft am heutigen 12. Dezember 2022 um 22.55 Uhr auf Kabel 1.

    Falls euch der Termin zeitlich nicht passen sollte oder ihr das Werk lieber ohne Werbeunterbrechungen genießen wollt, müsst ihr leider ein wenig in die Tasche greifen. Denn aktuell ist der Film in keinem der gängigen Streaming-Abos enthalten. Nicht einmal gegen Gebühr kann er irgendwo gestreamt werden.

    Dafür sind die Blu-ray und DVD bei Online-Händlern wie Amazon derzeit recht erschwinglich. Wir empfehlen die Blu-ray des FSK-16-Titels, enthält diese doch zusätzlich zur heute im TV laufenden Kinofassung (137 Minuten ohne Abspann) auch noch den um einige Szenen ergänzten Director‘s Cut (150 Minuten mit Abspann) plus diverse Making-ofs, Outtakes, einen Audiokommentar und weitere Extras.

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    Trotz einiger nicht nur inhaltlicher, sondern auch in Bezug auf die Atmosphäre und das Genre vorhandener Parallelen zum Johnny-Depp-Hit „Sleepy Hollow“ von „Wednesday“-Mastermind Tim Burton kann Gans Plagiatsvorwürfe guten Gewissens von sich weisen. Gab es doch die von ihm hier thematisierte „Bestie des Gévaudan“ tatsächlich. Zwischen 1764 und 1767 fielen in dieser Ecke Frankreichs über 100 Menschen einem wilden Raubtier zum Opfer, dem von der Bevölkerung mystische Kräfte zugeschrieben wurden. Auch die meisten der von Gans in „Pakt der Wölfe“ vorgestellten Figuren gehen auf reale Personen von damals zurück.

    Zudem nutzt der Filmemacher die historischen Ereignisse als Vorlage für eine teilweise atemberaubende Parforcejagd durch diverse, auf den ersten Blick kaum miteinander vereinbar erscheinende, letztlich aber komplett stimmig harmonierende Kino- und Literatur-Genres. Dabei trifft etwa Alexandre Dumas auf Karl May, Splatterhorror auf schwertschwingende Hongkong-Action und Monster-Fantasien oder „Matrix“ auf „Der mit dem Wolf tanzt“.

    Das Ambiente des klassischen Kostümkinos paart sich in Gans‘ Händen auf furiose Weise mit zeitgenössischer Videoclip-Optik inklusive hypnotischer Zeitraffer- und Zeitlupen-Szenerien, Freeze Frames sowie Stakkato-Schnittfolgen. Anhand der wortkargen Coolness, mit der es die Helden des Films mit ganzen Heerscharen von Gegnern aufnehmen, wird letztlich sogar der Italo-Western zitiert.

    Die Story von "Pakt der Wölfe" auf Kabel 1

    Wir schreiben das Jahr 1766. Die Französische Revolution soll zwar noch über zwei Dekaden auf sich warten lassen, doch es brodelt bereits überall im Lande. Und das nirgendwo so sehr wie in der südlichen Provinz Gévaudan. Auch dort führen Willkür und Gier des Adels und der Kirche auf Kosten ärmerer Bevölkerungsschichten zu großem Unmut. Allerdings gibt es obendrein noch einen weiteren Faktor, der dafür sorgt, dass kaum noch jemand in der Region ruhig schläft.

    Denn seit einer Weile treibt dort eine animalische Bestie ihr Unwesen, deren Größe, Stärke und Grausamkeit rational kaum zu erklären sind. Immer wieder werden von ihr brutal zerfleischte Menschen in der Gegend aufgefunden – fast alle Frauen und Kinder. Überlebende einer Begegnung mit dem Ungeheuer beschreiben dieses als eine riesige Mischung aus Wolf und Bär, behaupten aber auch, dass es metallene Zähne und Krallen hätte.

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    Was führt Morangias (Vincent Cassel) im Schilde?

    Als König Ludwig XV. davon erfährt, sendet er den charismatischen Abenteurer, Philosophen und Naturkundler Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan), um die rätselhaften Geschehnisse zu untersuchen und möglichst auch gleich zu beenden. Begleitet wird er von seinem Blutsbruder und bestem Freund Mani (Mark Dacascos), einem in unterschiedlichsten Kampftechniken geschulten, nordamerikanischen Ureinwohner vom Stamm der Irokesen.

    Bei seinen Ermittlungen stößt das Duo bald auf ein erstaunliches Geflecht aus Macht, Korruption und Dekadenz, in dessen Zentrum die Familie Morangias um Jean-François (Vincent Cassel) und seine schöne Schwester Marianne (Émilie Dequenne) zu stehen scheint. Der Edelmann hat offenbar das lokale Kirchenoberhaupt (Jean-François Stévenin) in seiner Tasche. Welche Rolle zudem die Bordellkurtisane Sylvia (Monica Bellucci) inne hat und was sie alle mit der Bestie verbindet, gilt es zu klären...

    Berauschende Bilder in fantastischer Atmosphäre

    +++ Meinung +++

    Ich habe „Pakt der Wölfe“ erstmals als noch relativ junger Mensch bei seiner Deutschlandpremiere im Rahmen des Fantasy Filmfests 2001 gesehen. Damals war ich von der Story und der visuellen Wucht des Films tagelang wie berauscht. Speziell die düstere Atmosphäre und die brillanten Einstellungen des „John Wick 2-4“-Chef-Kameramanns Dan Laustsen sprachen mich sehr an. Aber auch die Farbgebung, die exzellente Ausstattung, und der mal einfühlsam intime, dann wieder breitwandige Score von Joseph LoDuca („Tanz der Teufel“) ließen mich das Ganze nicht vergessen.

    Zudem begeisterte mich der Auftritt des dieser Tage wohl am stärksten mit seiner Schurkenrolle in „John Wick: Kapitel 3“ assoziierten Mark Dacascos schwer. Ich kannte und mochte den Amerikaner damals bereits dank u. a. Christophe Gans' unterschätzter Manga-Verfilmung „Crying Freeman“ und der viel zu kurzlebigen TV-Serie „The Crow: Stairway To Heaven“. Was der ehemalige Kampfsportler hier allerdings zeigte, war nicht nur in Bezug auf seine Martial-Arts-Einlagen, sondern speziell schauspielerisch rundum beeindruckend. Mani ist auch aufgrund Dacascos’ Performance die stärkste, faszinierendste Figur in „Pakt der Wölfe“. Allein schon, um seine Vorgeschichte zu erzählen, hätte es eigentlich einen zweiten Teil in Form eines Prequels geben müssen.

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    Mark Dacascos als Mani

    Obwohl mir die 2006 folgende Videospiel-Verfilmung „Silent Hill“ und seine Version von „Die Schöne und das Biest“ (2014) durchaus gefielen, bin ich ein wenig enttäuscht von der weiteren Karriere des Christophe Gans. „Pakt der Wölfe“ ist ein in so vielen Aspekten überwältigend vielschichtiges und einfallsreiches Opus, dass ich mir von ihm dann doch noch bessere Filme und auch deutlich mehr als lediglich diese zwei Titel gewünscht hätte.

    Nachdem u. a. ein vor einer ganzen Weile angekündigtes „Fantômas“-Projekt leider nie über das Drehbuchstadium hinauskam, scheint Gans‘ Rückkehr zum „Silent Hill“-Franchise nun beschlossene Sache zu sein. Ich hoffe, dass dies der Startschuss zu weiteren Filmen ist, die dann vielleicht irgendwann auch wieder an die kreative Klasse von „Pakt der Wölfe“ heranreichen.

    Neuer "Silent Hill"-Film kommt wirklich: Regisseur des Originals verfilmt nun auch Teil 2 der Horror-Videospielreihe

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