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    TV-Warnung: Egal, wie heiß ihr auf "Indiana Jones 5" seid, auf dieses Abenteuer mit Harrison Ford könnt ihr dankend verzichten
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Harrison Ford kämpft sich durch unwirtliches Gelände und knüpft Freundschaft mit einem bulligen Pelzträger: Das Abenteuer „Ruf der Wildnis“ klingt so, als müsste es Fans des „Star Wars“-Stars erfreuen, ist aber eine schlimme Enttäuschung.

    Im Sommer 2023 ist es so weit: In „Indiana Jones und der Ruf des Schicksals“ erlebt einer der beliebtesten Abenteurer der Geschichte seine fünfte Kino-Eskapade. Da das Spektakel mit Harrison Ford mehrmals verschoben wurde, ist erwartungsvolle Ungeduld bestens nachvollziehbar. Trotzdem sollte aus unbändigem Abenteuerhunger keine Verzweiflung werden – daher sei an dieser Stelle eine TV-Warnung ausgesprochen:

    Am heutigen 26. Dezember 2022 läuft „Ruf der Wildnis“ nach seiner gestrigen Free-TV-Premiere noch mal im Nachmittagsprogramm bei RTL. Jedoch solltet ihr dabei keinen Appetitanreger auf „Indiana Jones 5“ erwarten. Oder aufregende Unterhaltung. Oder gute Effekte.

    "Ruf der Wildnis": Ein Knurrhahn und sein Fake-Vierbeiner

    Es ist die Zeit des Goldrausches: Um die Nachfrage zu befriedigen, werden kräftige Hunde aus dem Süden entführt. Das neuste Opfer des florierenden Schlittenhund-Schwarzmarkts ist Buck, ein Mischling aus Bernhardiner und Schottischem Schäferhund. Er wird durch knallhartes Training gepeitscht und wechselt mehrmals den Besitzer. Er arbeitet etwa für den wohlmeinenden Postboten Perrault (Omar Sy), dessen Revier die abgelegensten Winkel Alaskas sind.

    Kurzzeitig gerät Buck in die Hände des Tierquälers Hal (Dan Stevens) und der hochnäsigen Lebefrau Mercedes (Karen Gillan). Aber erst als der Hund den Einsiedler John Thornton (Harrison Ford) kennenlernt, fühlt er sich endlich wieder einem Menschen eng verbunden – doch auch der Ruf der Wildnis ereilt ihn…

    Komplett neues Ende für "Indiana Jones 5"? Nun spricht der Regisseur

    Es ist ein Jammer: Man verfilmt mit Harrison Ford einen Roman von Jack London („Wolfsblut“). Und das, was sich ins Gedächtnis brennt, ist bloß Fords vierbeiniger Co-Star. Nicht, weil Ford ein Hund mit Ausstrahlung zur Seite gestellt wurde. Oder weil die Filmschaffenden ein täuschend echtes Tricktier erstell hätten. Sondern weil der Wauzi aus Einsen und Nullen ein Totalausrutscher ist, der nicht nur in der FILMSTARTS-Kritik mit den lachhaften Titelhelden des Musical-Flops „Cats“ verglichen wurde.

    Der Versuch, einen CG-Hund in den Mittelpunkt zu stellen, ist nachvollziehbar: Die Parade an Leid und Gefahren, die sich Drehbuchautor Michael Green („Alien: Covenant“) sowie Regisseur Chris Sanders erdacht haben, will man keinem echten Hund zumuten. Und ein andauernder Wechsel von realem Hund in Sicherheit zum bellenden Computereffekt in Nöten müsste nahtlos sein, damit die Illusion nicht bricht. Wieso also nicht durchweg auf einen CG-Hund setzen?

    Das Problem daran: Will man das oft als den besten Freund des Menschen bezeichnete Tier überzeugend am Computer generieren, muss man abliefern! Schließlich weiß praktisch das gesamte Filmpublikum in- und auswendig, wie Hunde aussehen, sich bewegen und wie ihr Fell auf Wärme, Kälte und Nässe reagiert. Also fallen selbst kleine Fehler enorm auf.

    „Lilo & Stitch“-Regisseur Sanders ging dieses Wagnis ein – und hat sich verzockt. Entweder tollt Buck wie ein hyperaktiver Cartoon durch die raue Witterung. Oder er befindet sich in der sogenannten „Uncanny Valley“, diesem unangenehmen Bereich für Dinge, die weder karikaturesk noch wahrhaftig sind.

    Deswegen kommt man auch schwer umher sich vorzustellen, was der routiniert-knurrige Ford in seiner charmanten Raubeinrolle wohl am Set gedacht hat. Der musste nämlich ein für den nicht existierenden Hund einspringendes, menschliches Double im Motion-Capture-Strampler kraulen als sei es sein geliebter Wuffi...

    Abenteuer mit Schlittenhund? Es geht doch!

    Selbst wenn man gewillt ist, über den CG-Bello hinwegzusehen, holpert „Ruf der Wildnis“. Das Hundeabenteuer schwankt unkoordiniert zwischen chaotischem Slapstick (als wäre es ein Alaska-Remake von „Ein Hund namens Beethoven“), zahmer Action für die ganze Familie und den Schrecken der (menschlichen) Natur. Ein Tanz, den Sanders mit „Lilo & Stitch“ und „Drachenzähmen leicht gemacht“ noch klasse über's Parkett brachte.

    Falls ihr dennoch dem „Ruf der Wildnis“ folgen möchtet, aber keine Lust auf die Werbeunterbrechungen im Privatfernsehen habt, könnt ihr das Abenteuer im Streaming finden – etwa im Abo bei Disney+:

    » "Ruf der Wildnis" im Abo bei Disney+*

    Allerdings könntet ihr auch die Gelegenheit nutzen, um eines der besseren Schlittenhund-Abenteuer zu schauen, die es auf der Plattform gibt. Zum Beispiel das emotional aufwühlende Action-Abenteuer-Drama „Togo: Der Schlittenhund“* mit Willem Dafoe oder den spritzigen „Iron Will“*, bei dem es sich um eine Art Rennsport-Dramödie mit Hundeschlitten handelt.

    Oder aber ihr lasst einfach sämtlichen Familiensinn und besinnlichen Anstand vor die Hunde gehen: Nutzt die Feiertage sowie die Zeit zwischen den Jahren, um Filme nachzuholen, die sich nicht für gemeinschaftliche Zeit vor dem Bildschirm eignen. Wir hätten da allerhand Vorschläge...

    Perfekt für die Feiertage: Diese Film-Highlights 2022 solltet ihr spätestens jetzt unbedingt nachholen – nur bloß nicht mit der Familie!

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