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    Sind "Avatar" und "Avatar 2" ZU gut? Das steckt hinter dem "Post Avatar Depression Syndrome"
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Bereits nach dem Kinostart von „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ kam der Begriff „Post Avatar Depression Syndrome“ (PADS) erstmals auf. Dank „Avatar 2: The Way Of Water“ kocht das Thema nun erneut auf. Wir erklären, was dahinter steckt.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Die Menschen zeigten sich fasziniert und begeistert, als James Cameron sie 2009 mit „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ für zweieinhalb Stunden in eine Welt des Staunens entführte. Eine Welt, in die das Kinopublikum immer und immer wieder gerne zurückkehrte, was letztlich auch zur Folge hatte, dass das erste Pandora-Abenteuer zum erfolgreichsten Film aller Zeiten avancierte.

    Der am 14. Dezember 2022 gestartete „Avatar 2: The Way Of Water“ macht genau da weiter und gehört jetzt schon zu den größten Kassenschlagern der Kinogeschichte. Auch sechs Wochen nach Kinostart lockt die Fortsetzung die Menschen scharenweise in die Kinos. Doch nicht nur der Erfolg wiederholt sich, sondern auch die Diskussionen, die einst bereits Teil 1 begleiteten:

    Eine brisante These rund um die „Avatar“-Filme: Die Ausflüge nach Pandora sollen krank machen. Und zwar so sehr, dass es für eben jene Erkrankung, von der sich viele Pandora-Enthusiasten betroffen sehen, sogar eine verbreitete, unter anderem im Urban Dictionary gelistete Bezeichnung gibt: Post Avatar Depression Syndrome (PADS).

    Das Urban Dictionary bezeichnet die Post-Avatar-Depression bzw. das Post Avatar Depression Syndrome wie folgt: „[...] ist der Fall, wenn eine Person ‚Avatar‘ gesehen hat und realisiert, dass die Welt, in der sie lebt, beschissen ist und sie nie fliegen, springen oder leben wird wie die Na'vi.

    Das steckt hinter dem "Post Avatar Depression Syndrome"

    James Cameron will sein Publikum vom Alltag ablenken und in eine andere Welt katapultieren, in der er die Faszination des noch nie Dagewesenen mit der Vertrautheit zutiefst menschlicher Aspekte zu einem mitreißenden Kino-Cocktail vermengt, dem man sich als Zuschauer*in kaum entziehen kann. Er legt die Weichen, indem er Figuren etabliert, mit denen man mitfühlen, mitwachsen kann und will, und verstärkt die Immersion mit Hilfe bahnbrechender 3D-Technologie, um das Publikum auch visuell für drei Stunden die Welt da draußen vergessen zu lassen.

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    „Es soll das beste tropische Paradies sein, das man sich vorstellen kann“, so Produktionsdesigner Dylan Cole hierzu in „The Art Of Avatar: The Way Of Water“*. Und ja, genau diese Idee haben die Macher in Teil 2 wie auch schon beim ersten Film unglaublich gut umgesetzt. Für manche zu gut.

    Die Schönheit Pandoras, das farbenprächtige Leben auf dem Mond der Na'vi, deren Spiritualität sowie ihre Verbundenheit mit der Natur lassen viele Menschen unsere Welt mit anderen Augen sehen – und zwar als tristen, verkommenen Ort, der dem Untergang geweiht scheint.

    Die Na'vi werden als „bessere Menschen“ betrachtet, als Lebewesen, die ihrer Umwelt Respekt entgegenbringen und im Einklang mit ihr leben. Und die Menschen? Die zerstören ihren Heimatplaneten kontinuierlich, sodass ein Leben, wie wir es kennen, irgendwann gar nicht mehr möglich sein wird.

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    Mit solchen Gedanken sahen sich nach „Aufbruch nach Pandora“ viele Menschen konfrontiert, sowie nun auch nach „The Way Of Water“. Das genügte, um die Rückkehr-Probleme aus Pandora im Internet und der Popkultur als Post Avatar Depression Syndrom (PADS) zu definieren.

    Über 13 Jahre ist es mittlerweile her, dass sich Kinogänger*innen im Netz erstmals besorgt äußerten. Erst waren es nur einige wenige, schließlich sogar Tausende, die Probleme damit hatten, nach dem „Avatar“-Kinobesuch Pandora hinter sich zu lassen, um wieder in die echte Welt zurückzukehren.

    Es kam schließlich sogar zur Bildung zahlreicher Selbsthilfegruppen, in denen Menschen einerseits ihre Liebe für das von James Cameron erschaffene Universum teilen, andererseits aber vor allem über ihren außer Kontrolle geratenen Eskapismus sprechen. Einen Mini-Einblick in ein solches Treffen bekommt ihr unter anderem in der aktuell auf Disney+ verfügbaren Doku „Avatar: The Deep Dive“ zu sehen:

    » "Avatar: The Deep Dive" bei Disney+*

    Interessant dabei ist, dass in dem angesprochenen Ausschnitt ein Betroffener seinen bereits zuvor bestehenden Hang zur Realitätsflucht anspricht, „Avatar“ also keineswegs als ursprünglichen Auslöser, sondern schlicht als Trigger sieht. Als Ort, der schlicht zu schön um wahr zu sein ist, bot Pandora lediglich die nötigen Reize, um sich voll und ganz darin zu verlieren. Und das können wir nur zu gut nachvollziehen: Zwar geht es Filmemacher*innen meist darum, ihr Publikum in ihre Welt eintauchen zu lassen, doch diese Disziplin beherrscht nun mal kaum einer besser als James Cameron!

    Der Klima- und Umweltschützer Cameron wollte natürlich ein Utopia inszenieren, eine Welt, nach der man sich sehnt – und in die man sofort wieder zurück will, selbst wenn man 13 Jahre lang nichts von ihr gehört hat. Dass man danach unsere echte Welt mit anderen Augen sieht, ist also nicht ganz unverständlich. Genau das ist es schließlich auch, was gute Filme auszeichnet: Sie dienen nicht bloß der Berieselung, lenken nicht einfach nur für zwei, drei Stunden vom Alltag ab – sondern wirken auch noch weit über den Abspann hinaus.

    Auch der britische Umweltschützer Ben Goldsmith hat das Thema Post Avatar Depression Syndrome erkannt und sich dahingehend auf Twitter geäußert. Er verrät kurz und simpel, wie man den Einfluss der „Avatar“-Filme nach dem Kinobesuch in etwas Positives umwandeln kann und was gegen PADS hilft: mehr Zeit in der Natur und beim Umweltschutz mit anpacken!

    Denn es war ganz sicher nicht die Intention von James Cameron, die Menschheit daran zu erinnern, dass wir ohnehin verloren sind. Stattdessen kann der Ausflug in das harmonische Pandora dazu inspirieren, besser in Einklang mit unserem Heimatplaneten zu leben – und entlässt sein Publikum damit womöglich sogar eher bestärkt darin, es von nun an ein wenig besser zu machen als bisher.

    Diesen "Avengers: Endgame"-Darsteller habt ihr in "Avatar 2" garantiert nicht erkannt – obwohl er eine Hauptrolle spielt (und wir meinen nicht Zoe Saldaña!)

    Falls ihr das Gefühl habt, depressiv zu sein oder jemanden kennt, der oder die womöglich unter Depression leidet, findet ihr auf der Webseite der Deutschen Depressionshilfe Informationen zur Erkrankung, Ratschläge zur Behandlung sowie die Möglichkeit eines Selbsttests.

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