Mein Konto
    Streaming-Tipp: Der zweitbeste Abenteuerfilm aller Zeiten ist ein mächtiges 3,5-Stunden-Epos, das "Star Wars" inspiriert hat!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Prachtvolle Bilder, schwelgerische Musik und eine fesselnde Story nach wahren Ereignissen: „Lawrence von Arabien“ ist ein packendes Filmabenteuer und machte schon 15 Jahre vor „Star Wars“ die Wüste zu einem faszinierenden, fast magischen Schauplatz.

    Der Klassikerstatus dieses Abenteuers ist unbestritten: „Lawrence von Arabien“ wurde von der US-Kongressbibliothek auf die Liste kulturell relevanter Filme gesetzt, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen. Er gewann sieben Oscars, darunter für den besten Film und die beste Regie. Und das American Film Institute wählte dieses Meisterwerk zum besten Epos der Hollywood-Geschichte. Im offiziellen FILMSTARTS-Ranking der besten Abenteuerfilme aller Zeiten schaffte es der legendäre Wüstenritt außerdem auf einen hervorragenden zweiten Platz, knapp hinter „Jäger des verlorenen Schatzes“. Darüber hinaus ist der Einfluss von „Lawrence von Arabien“ nahezu unermesslich! 

    Es gibt direkte Anspielungen im Agentenkino (wie in „James Bond – Der Spion, der mich liebte“) und in Science-Fiction-Thrillern, zum Beispiel „Prometheus“. Zudem prägte das von David Lean inszenierte Epos nachhaltig, wie Abenteuergeschichten erzählerisch aufgezäumt und so gefilmt werden, dass sie uns von fernen Orten sowie riskanten Heldentaten träumen lassen. Solltet ihr diesen Meilenstein noch nicht kennen oder eure Erinnerung an ihn auffrischen wollen: „Lawrence von Arabien“ ist auf vielen Plattformen als VOD erhältlich, etwa bei Prime Video.

    Falls ihr ARTHAUS+ als Prime Video Channel* abonniert habt, könnt ihr den Film sogar ohne Zusatzkosten streamen. Ihr müsst für ihn zwar ordentlich Zeit freiräumen, aber es lohnt sich. Denn dieser bildgewaltige Klassiker fasziniert heute genauso sehr wie damals! Und wenn wir mal kurz ehrlich sind: Eine Film-Laufzeit von über 200 Minuten ist zumindest für Serienfans, die an einem einzigen Tag die gesamte Staffel einer Netflix-Eventserie wegbingen, eigentlich ein Klacks...

    "Lawrence von Arabien": Flirrende Hitze, ansteckende Abenteuerlust

    Während des Ersten Weltkrieges wird der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O'Toole) mit der Aufgabe betraut, die arabische Halbinsel vom türkischen Heer zu befreien. Zu diesem Zweck verbrüdert er sich mit den Arabern und übernimmt sogar den Lebensstil der Beduinen. Das bringt ihm das Vertrauen von Prinz Feisal (Alec Guinness) ein. Nach einigen geglückten Schachzügen an der Front und viel raffinierter Diplomatie gewinnt Edward Lawrence zudem die Sympathien weiterer Stämme. Seine zunehmend inniger werdende Freundschaft zum arabischen Volk wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als er erfährt, was die langfristigen Pläne seiner Landsleute besagen...

    Inspiriert vom Leben und Handeln des realen Thomas Edward Lawrence spinnen die Drehbuchautoren Robert Bolt und Michael Wilson aus einer komplexen Kriegsgeschichte eine fesselnde Erzählung: „Lawrence von Arabien“ dreht sich um Freundschaft, das Erweitern des kulturellen Horizonts, moralischen Wachstum und das gemeinschaftliche Bezwingen großer Gefahren. Dass dies derart mitreißend gerät, ist selbstredend auch Verdienst der audiovisuellen Komponente des Films:

    Die Musik aus der Feder Maurice Jarres ist unvergesslich, die Kostüme sind prachtvoll und die Setbauten genauso atemberaubend wie die schwelgerischen Landschaftsaufnahmen, die es verstehen, Fernweh zu wecken und Ehrfurcht hervorzurufen. Des Weiteren sorgen David Leans intuitive Bildsprache und die fabelhafte Schnittarbeit von Anne V. Coates dafür, dass dieses Epos nie sperrig gerät. Die Geschichte wird stattdessen mit immenser Sogkraft ausgebreitet.

    Francis Ford Coppola bereut eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte: "Es hätte nur einen geben sollen"

    Daran haben aber auch die denkwürdigen Figuren großen Anteil: Aller realen Inspiration zum Trotz werden die Figuren in diesem filmischen Abenteuer auf eine Weise überspitzt, die dem überlebensgroßen Flair der Geschichte zugutekommt. Manche sind auf dem Papier vielleicht sogar etwas zu sehr überspitzt, doch das gleicht das begnadete Ensemble wieder aus. Sei es Peter O'Toole, der dem Titelhelden Intensität und Wechselhaftigkeit verlieht, oder der später als Obi-Wan besetzte Alec Guinness, der in seiner Rolle weise Besonnenheit und gewitzten Zynismus ausbalanciert. Oder auch Omar Sharif, der als Sherif Ali mühelos ein Wechselbad der Gefühle durchläuft – aber stets mit warmherziger Loyalität glänzt.

    Aus Arabien werden Planeten einer weit, weit entfernten Galaxis

    Nicht, dass „Lawrence von Arabien“ der erste erfolgreiche und beliebte Film mit Wüsten-Setting wäre. Doch was Lean und sein Kameramann Freddie A. Young aus ihren staubigen, heißen Schauplätzen herausgeholt haben, spielt schlicht in einer Sonderklasse. Daher formten diese Bilder den weiteren Verlauf des Abenteuerkinos – und prägten auch die in fernen Galaxien spielende Fiktion. Frank Herbert etwa repliziert in seinem Romanklassiker „Dune“ schriftlich die magnetische Anziehungskraft des Wüstensettings, die in „Lawrence von Arabien“ noch visuell vermittelt wurde.

    Und die Art und Weise, wie sich Paul Atreides mit den Fremen anfreundet, weist frappierende Ähnlichkeiten zu „Lawrence von Arabien“ auf. George Lucas' „Krieg der Sterne“ wiederum schielt als Schmelztiegel unzähliger narrativer und ästhetischer Einflüsse zwischen seinen ganzen Western- und Samurai-Referenzen sowohl gen „Dune“ als auch gen „Lawrence von Arabien“.

    Dieser starbesetzte Fantasy-Flop hat 150 Millionen Dollar gekostet – schon 16 Jahre später ist er halb vergessen

    Nicht nur die Atmosphäre der Tatooine-Sequenzen erinnert an einzelne Passagen aus „Lawrence von Arabien“, auch Luke Skywalkers Look ist eindeutig an den Titelhelden des Monumentalfilms angelehnt. Weitere „Lawrence von Arabien“-Einflüsse kamen in späteren Projekten aus der weit, weit entfernten Galaxis hinzu: Die jordanische Wüste Wadi Rum, in der Lean einige markante Sequenzen drehte, diente auch den Teams hinter „Rogue One“ und „Der Aufstieg Skywalkers“ als Drehort.

    Der Plaza de España in Sevilla, der in „Lawrence von Arabien“ als britische Militärbasis in Kairo inszeniert wurde, kommt wiederum in „Angriff der Klonkrieger“ als Prachtbau auf dem Planeten Naboo vor. Und die zweite Folge „Das Buch von Boba Fett“ spielte im Schnelldurchlauf die „Lawrence von Arabien“-Sequenzen durch, in denen Lawrence und ein arabisches Heer einen türkischen Zug aufhalten. Nun mit Boba als Lawrence-Ersatz und den Tusken in den Schuhen der Araber.

    *Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top