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    "Dirty Harry" hat nichts mit der Realität zu tun: In diesem Meisterwerk rechnet ein Marvel-Star mit dem Clint-Eastwood-Klassiker ab
    Fynn Benkert
    Fynn Benkert
    -Freier Autor
    Faible für Pop, Oberflächen und Italo-Schlock. Absolvierte ein Praktikum beim Team Zissou, mag ansonsten Filme mit Menschen in schönen Anzügen, die sehr gut in ihrem Job sind, sowie Aardman-Knethasen.

    „Dirty Harry“ hat immer Erfolg bei seinen Ermittlungen – und dabei auch noch stets einen coolen Spruch auf Lager. Ein Thriller-Meisterwerk von „Fight Club“-Schöpfer David Fincher zeigt, dass das in der Wirklichkeit ganz anders aussieht...

    Häufig hat das Kino uns geholfen, Probleme in der echten Welt zu erklären oder gar zu lösen. „Die Unbestechlichen“ verdeutlichte der Weltbevölkerung, was bei der Watergate-Affäre 1972 eigentlich genau passiert war. Zahlreiche Filme verarbeiteten das Trauma Vietnam – einige davon, wie „Die durch die Hölle gehen“ oder „Apocalypse Now“, gehören zu den besten Filmen aller Zeiten. Und auch „Dirty Harry“ ist nicht einfach „nur“ ein packender Actionthriller, sondern ging auf ein ganz reales Schreckensereignis zurück.

    Im ersten Teil der Reihe jagt der von Clint Eastwood gespielte Harry Callahan einen Massenmörder namens Scorpio, der wahllos Menschen erschießt und per handgeschriebener Nachricht 100.000 Dollar von der Stadt San Francisco erpresst. Leider ist dies kein Produkt drehbuchschreiberischer Fantasie, sondern eine Reaktion Hollywoods auf die Terrorherrschaft des Zodiac Killers, der zwischen 1968 und 1969 die Stadt in Angst und Schrecken versetzte.

    Da der echte Mörder nie gefasst wurde, konnten die Menschen so zumindest im Kino etwas aufatmen. Zwar ist der Film ein Klassiker seines Genres, das reaktionäre Weltbild seiner Hauptfigur könnte heutige Zuschauer*innen allerdings verwirren. Doch bereits 1972 wurde der Film kritisch unter die Lupe genommen, so sprach Filmkritkerin Pauline Kael etwa von einer „rechten Fantasie“. Doch ob man politisch mit dem Film übereinstimmt oder nicht, sehenswert ist er noch immer – sei es nun als Zeitdokument der frühen 70er oder wegen der unfassbaren Leinwandpräsenz Eastwoods. Dirty Harry selbst ist übrigens dem echten Ermittler Dave Toschi nachempfunden.

    2007 widmete sich schließlich „Fight Club“-Regisseur David Fincher den jahrelangen Ermittlungsarbeiten hinter dem realen Fall, prominent besetzt mit den späteren Marvel-Stars Jake Gyllenhaal, Robert Downey Jr. und Mark Ruffalo. In „Zodiac - Die Spur des Killers“, der in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik die seltene Höchstwertung von 5 von 5 Sternen bekam, fahnden also nicht nur Mysterion, Iron Man und der Hulk gemeinsam nach einem Serienkiller – sie werden dabei auch noch allesamt von Dirty Harry auf der Leinwand besiegt.

    Dave Toschi (Mark Ruffalo), der „echte“ Callahan also, sieht sich in „Zodiac“ den ersten „Dirty Harry“-Film im Kino an und ist frustriert, als er später auf der Straße auf den Actionthriller angesprochen wird – schließlich kann die von Eastwood gespielte fiktive Version seiner selbst den Killer nicht nur schnappen, sondern sieht dabei auch noch ziemlich cool aus, während sich Toschi gemeinsam mit seinen Kollegen in trüben Großraumbüros an dem Fall die Zähne ausbeißt (ohne letztlich Erfolg zu haben).

    Nicht nur wegen dieser humoresken Szene ist David Finchers „Zodiac“ ein faszinierender Thriller, der gerade für Fans von True-Crime-Formaten eine Wiederentdeckung wert ist. Zudem ist es spannend, die Unterschiede zwischen beiden Darstellungen herauszuarbeiten. Mark Ruffalos Toschi ist weniger ein schießwütiger und lässige Sprüche klopfender Grantelkopf als ein beflissener, leicht nervöser Profi, der einfach nur seinen Job machen möchte. Dafür verdrückt Eastwood, im Gegensatz zu Ruffalo, keinen einzigen Keks in seinem Film.

    Clint Eastwood wurde nur deshalb zu "Dirty Harry", weil eine andere Western-Legende die Rolle abgelehnt hat

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