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    Stanley Kubrick war riesiger Fan dieses Arnold-Schwarzenegger-Hits: Er hat ihn sogar in einem seiner eigenen Filme zitiert!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

    Dank ewiger Klassiker wie „Uhrwerk Orange“, „Shining“ oder „2001: Odyssee im Weltraum“ stieg Stanley Kubrick in den Regie-Olymp auf. Doch als er „Titanic“-Macher James Cameron begegnete, kannte er nur ein Thema: Einen Film mit Arnold Schwarzenegger!

    Fans namhafter Regisseure haben öfters ein falsches Bild von ihnen. Explosionsexperte Michael Bay beispielsweise ist glühender Fan des Romantikmusicals „West Side Story“, obwohl das nur ein Bruchteil seiner Kernzielgruppe von ihm erwarten dürfte. „Oppenheimer“-Macher Christopher Nolan wiederum wird oft für verkopft gehalten, kommt aber beim Gedanken an die Blödelkomödie „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ nicht aus dem Schwärmen heraus.

    Und auch Regie-Perfektionist Stanley Kubrick, dessen Schaffen oft eine gewisse Kälte unterstellt wird, mochte zahlreiche Filme, die tonal ganz anders sind als seine legendären Meilensteine „2001: Odyssee im Weltraum“, „Uhrwerk Orange“ oder „Shining“. Zum Beispiel war Kubrick riesiger Verehrer der explosiven und augenzwinkernden Agenten-Thrillerkomödie „True Lies“ mit Arnold Schwarzenegger. Das führte sogar zu einer skurrilen Begegnung mit deren Regisseur James Cameron...

    "True Lies": Schwarzenegger übertreibt, Kubrick schwärmt wie verrückt

    In „True Lies“ spielt Schwarzenegger eine Überspitzung vieler Agentenklischees: Gegenüber seiner Frau gibt sich Harry Tasker als Computerfachverkäufer aus, in Wahrheit ist er Geheimagent. Ironischerweise bändelt seine sich ungeliebt fühlende Frau Helen (Jamie Lee Curtis) mit einem Gebrauchtwagenverkäufer namens Simon (Bill Paxton) an, der sich als Geheimagent ausgibt. Als Harry dies erfährt, will er sich einen Spaß machen und das Lügenkonstrukt verkomplizieren, indem er seine Macht missbraucht und seine Frau zum Schein in Gefahr bringt. Aber so verwickelt er sie bloß in ein reales und tödliches Katz- und Mausspiel…

    Mit „True Lies“ führt James Cameron die Weltfluchtfantasie des Agentenkinos à la „James Bond“ mit viel Ironie, einem absichtlich verworrenen Plot und viel Pyrotechnik ad absurdum. Schwarzenegger darf dabei austeilen wie in seinen vorherigen Action-Hits, aber so quirlig-witzig übertreiben wie in seinen Komödien. Das fand Stanley Kubrick so brillant, dass er sich zum nimmermüden Fanboy entwickelte, als er James Cameron begegnete:

    Wie der „Terminator 2“-Regisseur der Directors Guild Of America verriet, machte er sich selbst ein Geschenk zum 40. Geburtstag und nahm allen Schneid zusammen, um sein Vorbild Kubrick um ein Treffen zu bitten. Kubrick willigte ein, drehte dann aber begeistert den Spieß um: Obwohl Cameron es war, der die Begegnung anleierte, war es dann Kubrick, der euphorisch sein Gegenüber mit Fragen durchbohrte.

    „Ich besuche also diesen zurückgezogen lebenden Mann, klopfe an der Pforte seines riesigen Hauses – und er will einfach nur wissen, wie ,True Lies' gemacht wurde“, erinnert sich Cameron. „Er hatte eine Filmkopie auf seinem Schneidetisch in seinem Keller, und ich sollte mich zu ihm setzen und ihm erzählen, wie wir die ganzen Effekte gemacht haben. Und schon verbrachte ich die ganze Zeit damit, mit Stanley Kubrick über meinen Film zu reden – was nicht mein Plan für diesen Tag war.“

    Von "True Lies" zu "Eyes Wide Shut"

    Kubricks Begeisterung für „True Lies“ ging aber über die Effekte hinaus: Kubrick lieh sich sogar einen der Gags aus! In seinem finalen Film, dem Erotik-Thriller „Eyes Wide Shut“, übernimmt Kubrick einen schlüpfrigen Dialogwitz („Do You Like The Period?" -"I Adore It!") aus dem Schwarzenegger-Vehikel, auch wenn in „Eyes Wide Shut“ bloß eine von Sky du Mont gespielte Nebenfigur in den Scherz involviert ist – bei Cameron ist es der Hauptdarsteller.

    Dieser Wortwechsel ist somit eines der Spurenelemente, die von Kubricks anfänglicher Vision für „Eyes Wide Shut“ übrig geblieben sind: Anfänglich plante die Regielegende, den Stoff als surreale Sexkomödie mit „Only Murders In The Building“-Star Steve Martin in der Hauptrolle umzusetzen.

    Letztendlich nahm die Geschichte aber eine aufreibendere Form an und Tom Cruise bekam die Hauptrolle – auf trockenen, pechschwarzen Humor konnte Kubrick in „Eyes Wide Shut“ trotzdem nicht verzichten. Auch wenn er sich gegenüber seinen ersten Ideen mit der Comedy zurückhielt und halt auch eine spritzige „True Lies“-Referenz einbaute.

    Übrigens hält „Eyes Wide Shut“ den Rekord über die längsten Dreharbeiten aller Zeiten – mehr zu der aufwändigen und nervenaufreibenden Produktion des Films erfahrt ihr im folgenden Artikel:

    Längste Dreharbeiten aller Zeiten: Dieser Weltrekord eines Tom-Cruise-Meisterwerks wurde seit 25 Jahren nicht gebrochen

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