
Seine Handschrift gehörte zweifellos zu den unverwechselbarsten in ganz Hollywood. Einen David-Lynch-Film war als solcher in fast allen Fällen sofort als solcher zu erkennen. Nun aber ist der Ausnahme-Regisseur und Meister des Surreal-Verstörenden mit 78 Jahren verstorben. Das wurde auf seiner Facebook-Seite verkündet:
In dem Post heißt es: „Mit großem Bedauern geben wir, seine Familie, den Tod des Mannes und Künstlers David Lynch bekannt. Wir würden eine gewisse Privatsphäre in dieser Zeit zu schätzen wissen. Es ist jetzt ein großes Loch in der Welt, nun da er nicht länger unter uns ist. Doch wie er selbst sagen würde: ,Behaltet den Donut im Blick und nicht das Loch.‘ Es ist ein wundervoller Tag mit goldenem Sonnenschein und blauem Himmel durch und durch.“
Schon im August 2024 wurde bekannt, dass David Lynch wohl in Folge seines jahrzehntelangen Rauchens an einem Lungenemphysem erkrankt war und aufgrund dessen sein Haus nicht mehr verließ, da er Angst hatte, sich eine Covid-Erkrankung zuzuziehen. Alle, die bis dahin noch immer auf einen neuen Spielfilm des vierfach oscarnominierten Filmemachers gehofft hatten, mussten bereits zu jenem Zeitpunkt ihre Hoffnungen begraben.
David Lynchs letzter Langfilm bleibt "Inland Empire"
Zwar machte Lynch auch in den vergangenen Jahren noch mit anderen Arbeiten (wie Kurzfilmen, Büchern, Musik und einem regelmäßigen Wetterbericht!) von sich reden. Sein zehnter und letzter Langfilm, der sperrige Experimental-Psycho-Thriller „Inland Empire“, stammt allerdings bereits aus dem Jahr 2006. Für großes Aufsehen sorgte er dafür noch einmal 2017 mit der gefeierten späten Fortsetzung seiner Kult-Serie „Twin Peaks“.
Genauso wird Lynch aber auch für seine außergewöhnliche Filmarbeit für immer unvergessen bleiben – von seinen Frühwerken „Eraserhead“ und „Der Elefantenmensch“ über seine legendäre „Dune“-Verfilmung aus dem Jahr 1984 bis hin zu solch abgründigen Mindfuck-Meisterwerken wie „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“.
Horror trifft auf Alltag – mit ganz eigener Lynch-Note
Nachdem Lynch in den 60er Jahren bereits als Student an der Pennsylvania Academy of Fine Arts düster-bedrückende Gemälde gezeichnet hatte, zog sich dieser Einschlag auch durch den Großteil seines Filmwerks, mit dem er das Hollywood-Kino der vergangenen 50 Jahre entscheidend prägte und andere Künstler und Künstlerinnen beeinflusste, ohne selbst je wirklich Teil der Industrie zu werden.
Sein Schaffen war zumeist gekennzeichnet durch den Einbruch eines albtraumhaften Horrors in das Alltägliche, dem er immer wieder aber auch skurril-abwegigen Humor beimischte. All das schlug sich nicht nur thematisch, sondern insbesondere in seiner außergewöhnlichen Bild- und Soundsprache nieder, die ihresgleichen suchte und wohl auch in Zukunft suchen wird.