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    "'Shazam!' ist eine Art 'Deadpool' mit Jugendfreigabe": Unser Interview mit Produzent Peter Safran

    Mit Produzent Peter Safran sprachen wir am „Shazam!“-Set unter anderem über David F. Sandbergs Eignung als Regisseur und die Frage, wie sich „Shazam!“ am besten beschreiben lässt. Die Antwort: Eine Mischung aus „Big“ und „Deadpool“...

    Warner Bros. / 20th Century Fox

    Schon am Set „Aquaman“ hatte Produzent Peter Safran einige passende Vergleiche parat, um den Film auf eine klar verständliche Formel herunterzubrechen. So verriet er uns etwa, dass der Tonfall des DC-Unterwasserspektakels an Abenteuerfilme wie „Indiana Jones“ und „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ erinnern soll. Und auch als wir mit Safran am „Shazam!“-Set sprechen, ist der Produzent nicht um den einen oder anderen Vergleich verlegen: Von „Big“ bis „Deadpool“ reicht die Bandbreite, aber er verrät uns auch, warum Regisseur David F. Sandberg gewissermaßen der nächste James Wan ist.

    FILMSTARTS: Wie kam es dazu, dass Zachary Levi als Shazam verpflichtet wurde?

    Peter Safran: Die Rolle verlangt im Grunde nach einem Kind im Körper eines Erwachsenen und es gibt niemanden, auf den das mehr zutrifft als Zachary Levi. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, er könnte tatsächlich ein 14-jähriger Junge sein. Wir brauchten einfach jemanden, der diese Jugendlichkeit versprüht, aber in einem männlichen, superheldenhaften Körper. Es war schwierig, den richtigen Darsteller zu finden. Wir haben eine Menge Leute vorsprechen lassen, aber dann hat Zach eine Probeaufnahme eingereicht. Eigentlich hat er für eine andere Rolle vorgesprochen, aber dann hat David F. Sandberg die Aufnahme gesehen und meinte: Er ist der Richtige. Er hat sich dann nochmal für Shazam beworben und eine Woche später hat er dann mit Jack Dylan Grazer, der Freddy spielt, eine Szene gespielt und hatte die Rolle.

    FILMSTARTS: Habt ihr hier am Set etwas von der Diskussion im Internet mitbekommen, dass Zachary Levi nicht muskulös genug sei?

    Peter Safran: Klar, haben wir natürlich. Aber für uns ging es immer darum, den richtigen Darsteller zu verpflichten. Ich finde nicht, dass der Darsteller aussehen muss wie ein Wrestler. Das Wichtigste ist doch, dass er die Lebendigkeit und den Spaß und den jugendlichen Idealismus eines Kindes im Körper eines Erwachsenen rüberbringen kann. Und abgesehen davon: Zach ist 1,93 Meter groß, er hat für die Rolle 25 Pfund Muskeln zugelegt und er wiegt in etwa so viel wie Jason Momoa in „Aquaman“. Er hat das alles also sehr ernst genommen, er trainiert sechs Tage die Woche, hat seine Ernährung umgestellt und ich finde er sieht absolut fantastisch aus in „Shazam!“ Natürlich trägt er einen dieser Anzüge, die ihn muskulöser erscheinen lassen – aber es gibt keinen Superhelden-Darsteller, der das nicht tut. Es ging uns also immer mehr darum, den richtigen Ton zu treffen. Und ihr habt bei den Dreharbeiten gesehen, dass Zach dafür ideal geeignet ist. Er tanzt hier am Set immer rum und legt Musik auf und singt und hängt mit den Kinderdarstellern rum. Das ist das, was wir wollten und das hat er auch wirklich toll geschafft.

    FILMSTARTS: Apropos Kind im Körper eines Mannes: Ist „Big“ für euch ein Vorbild?

    Peter Safran: Shazam ist im Grunde genommen „Big“ trifft Superman. Was passiert, wenn man 14 Jahre alt ist und auf einmal Superkräfte bekommt? Was tut man dann?

    Steve Wilkie/ DC / Warner (via EW)

    FILMSTARTS: Auch „Stranger Things“ wird immer wieder als Vergleich herangezogen. Würdest du zustimmen?

    Peter Safran: Ich glaube, mittlerweile lässt sich dieser Vergleich gar nicht mehr vermeiden, sobald es um eine Gruppe Kinder in einem übernatürlichen Setting geht. Entweder „Stranger Things“ oder „Es“. Und die Freude und der Enthusiasmus unserer Kinderdarsteller verleiht dem Film auf jeden Fall einen humorvollen und lockeren Tonfall, aber eben auch eine Menge Herz. Das hängt natürlich auch mit dem Casting zusammen. „Stranger Things“ und „Es“ sind toll besetzt und ich denke, dass uns das auch gelungen ist. Es gibt immer jemanden, der heraussticht. Man schaut sich manchmal 50 verschiedene Leute für eine Rolle an, aber niemand passt so richtig, so dass man schon anfängt darüber nachzudenken, ob es am Drehbuch liegt, doch dann spricht jemand vor, bei dem es sofort klick macht. Und wir haben auch bei allen Darstellern unsere erste Wahl verpflichten können.

    FILMSTARTS: Hast du mit einem der Kinderdarsteller schon mal zusammengearbeitet?

    Peter Safran: Mit Grace Fulton, die Mary spielt. Mit ihr haben wir bei „Annabelle 2“ zusammengearbeitet, aber sie ist trotzdem ganz normal durch den Casting-Prozess gegangen. Dabei hat es aber natürlich nicht geschadet, dass sie genauso aussieht, wie die Mary in den Comics.

    FILMSTARTS: War es euch wichtig, dass der Cast und die Figuren so einen multikulturellen Hintergrund haben?

    Peter Safran: Auf jeden Fall. Geoff Johns, der die New-52-Version der Figur geschrieben hat und einer der Chefs von DC Films ist, hat für den New-52-Reboot drei neue Pflegekinder erfunden, Darla, Pedro und Eugene, und hatte dabei natürlich die Diversität unserer Kultur im Kopf. Es sollte eine Botschaft sein, die alle anspricht: Es ist egal, wer du bist, wie du aussiehst, wo du herkommst, du hast das Potential, ein Superheld zu sein.

    David F. Sandberg ist der nächste James Wan

    FILMSTARTS: Regisseur David F. Sandberg hat zuvor zwei Low-Budget-Filme gemacht. War es schwer ihn dazu zu kriegen, hier ordentlich Geld auszugeben?

    Peter Safran: Nein. Ich glaube, David denkt nicht über Budgets nach, sondern über die Geschichte. Und für „Shazam!“ hatte er eine große aufregende Geschichte geplant. Er denkt also gar nicht darüber nach, was eine bestimmte Sache jetzt kostet, sondern nur darüber, ob ein Stunt, ein Witz oder eine Sequenz machbar ist. „Shazam!“ mit ihm zu drehen, war also genauso, wie „Annabelle 2“ mit ihm zu drehen. Er hat eine klare Vision und überlegt, wie er die Geschichte erzählen möchte.

    FILMSTARTS: Welcher von Sandbergs vorherigen Filmen hat euch davon überzeugt, dass er der richtige für den Regieposten ist?

    Peter Safran: Das war so ähnlich wie mit James Wan bei „Aquaman“. Auch er hat sich seine Sporen mit Horrorfilmen verdient und David ist gewissermaßen sein Nachfolger. Ich habe sehr eng mit beiden zusammengearbeitet und sie haben tatsächlich eine Menge gemeinsame Qualitäten. Beide sind absolut kompromisslose Filmemacher. Du kannst ihnen eine Millionen Dollar oder 100 Millionen Dollar geben und sie machen so oder so einen großartigen Film. Sie verstehen jeden Aspekt des Filmemachens, sie fühlen sich in allen Rollen hinter der Kamera wohl und für sie kommen die Figuren und die Geschichte zuerst. Daher kamen auch ihre bisherigen Genrefilme so gut bei Zuschauern und Kritikern an.

    FILMSTARTS: Ist es für die Produktion eines Superheldenfilms hilfreich, wenn man schon mal an einem Horrorfilm gearbeitet hat?

    Peter Safran: Jeder Film, an dem man gearbeitet hat, hilft. Aber was denke ich am meisten hilft, ist das Verhältnis, was ich zu den Filmemachern habe – mit James Wan bei „Aquaman“ und David hier bei „Shazam!“ Wir verstehen uns blind. Und natürlich hat es auch geholfen, dass ich „Aquaman“ direkt hiervor gedreht habe und Teile der Crew schon kannte, darunter etwa den Stunt-Koordinator und den Second-Unit-Regisseur. Außerdem haben wir beim Dreh von Aquaman einige Sachen entwickelt, die wir auch hier einsetzen konnten – die Stimmgabeln zum Beispiel, an denen man Darsteller in der Luft schweben lassen kann.

    Darum kann "Shazam!" nur eine Komödie sein

    FILMSTARTS: Es sieht so aus, als wäre dieser Film viel lustiger als andere DC-Filme. War das von Anfang an der Plan?

    Peter Safran: Absolut. Es ist Teil der Entwicklung der Marke DC. Bislang war DC ja ziemlich düster, aber schon „Wonder Woman“ war ein Schritt in die richtige Richtung mit einigen fröhlicheren Momenten. „Aquaman“ hat sogar noch einen weiteren Schritt in diese Richtung unternommen. „Shazam!“ ist also ein Teil dieser neuen Marschroute. Er ist der lustigste von allen DC-Filmen, aber eben auch die richtige Art, diese Geschichte zu erzählen. Es war nicht so, dass es von Anfang an geplant war, irgendeine Komödie zu machen, sondern dass das einfach das richtige Genre für „Shazam!“ ist.

    FILMSTARTS: Ist „Shazam!“ auch Teil der neuen Marschroute bei DC, wo es weniger um ein eng zusammenhängendes Erzähluniversum geht, sondern mehr um einzelne, lose verbundene Filme?

    Peter Safran: Ich glaube nicht, dass da so viel Berechnung dahintersteckt: Wollen wir Filme so oder so machen, wollen wir als Studio so oder so wahrgenommen werden? Vielmehr fing es mit der Frage an: Welche Geschichten wollen wir erzählen und wie wollen wir sie erzählen? Bei einigen wird also ein eigenständiger Filmemacher mit einer Vision beauftragt, etwa James Wan, der bei „Aquaman“ eine Menge Freiheit hat. Bei „Birds Of Prey“ haben sie aber eine sehr junge Regisseurin verpflichtet. Es geht also darum, die richtigen Filmemacher für einen bestimmten Film zu finden. Und dadurch ergeben sich dann das Genre des Films, wie der Film gemacht wird und was für ein Budget er bekommt. Auch Walter Hamada, der neue Präsident bei DC Films hatte da eine Menge Einfluss. Es soll so werden wie bei New Line Cinema: Es sollen tolle Geschichten entwickelt werden und dann der richtige Regisseur dafür gefunden werden, egal ob bekannt, neu, jung oder alt.

    FILMSTARTS: Also ist es auch keine Berechnung, dass „Shazam!“ ausgerechnet jetzt gedreht wird?

    Peter Safran: Teilweise liegt das am Drehbuch von Henry Gayden. Ich glaube nicht, dass wir jetzt „Shazam!“ drehen würden, wenn er nicht so ein tolles Skript geschrieben hätte. Außerdem ist die Figur sehr beliebt, weil es sie schon lange gibt. Aber das wichtigste ist vielleicht, dass es einfach eine andere Figur ist, als alle anderen Superhelden – Stichwort: Superhelden-Übersättigung. Es schien uns einfach der perfekte Zeitpunkt für so einen Film. Wenn man den Film mit irgendwas vergleichen würde, dann wäre das am ehesten eine Art „Deadpool“ mit Jugendfreigabe.

    "Shazam!" und das DCEU

    FILMSTARTS: „Shazam!“ spielt im DCEU und zwar nach „Justice League“. Können wir uns auf Cameos oder Gastauftritte freuen?

    Peter Safran: (augenzwinkernd) Man weiß es nie. Es ist durchaus möglich. Das ist noch nicht ganz klar.

    FILMSTARTS: Gehen wir mal davon aus, dass es in zehn Jahren immer noch „Shazam!“-Filme gibt. Wie würdet ihr damit umgehen, dass Asher Angel deutlich älter werden würde?

    Peter Safran: Das ist eine gute Frage. Wir haben natürlich schon darüber nachgedacht, aber uns noch keinen endgültigen Plan zurechtgelegt.

    FILMSTARTS: Gibt es eine Liebesgeschichte zwischen den jugendlichen Figuren?

    Peter Safran: Nicht wirklich. Wir heben uns das für die Zukunft auf.

    FILMSTARTS: Dwayne Johnson ist als ausführender Produzent an „Shazam!“ beteiligt. Wird er denn auch als Black Adam im Film zu sehen sein?

    Peter Safran: Nein, er ist nur Produzent. Als Black Adam wird er in diesem Film nicht zu sehen sein. Ich bin mir aber sicher, dass Shazam und Black Adam in zukünftigen Filmen gemeinsam auftreten werden.

    FILMSTARTS: Wie kam es überhaupt zur Aufspaltung in zwei Filme? Ursprünglich sollten beide ja in einem Film auftreten.

    Peter Safran: Hauptsächlich, weil Shazam einfach seinen eigenen Film, seine eigene Origin-Story verdient. Der Film ist jetzt schon vollgestopft, wie ihr ja gesehen habt, und es wäre sehr schwer gewesen, beide Figuren in einem Film einzuführen. Und auch Dr. Sivana ist ein mehr als würdiger Gegner für Shazam. Man kann eben nur eine begrenzte Menge Figuren in einem Film haben, und diesen gleichzeitig noch genug Leinwandzeit widmen. Im ursprünglichen Drehbuch war Black Adam aber tatsächlich dabei.

    „Shazam!“ ist ab dem 4. April 2019 in den deutschen Kinos zu sehen.

     

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