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    "Rocketman": Wird das Elton-John-Biopic so erfolgreich wie "Bohemian Rhapsody"?

    „Bohemian Rhapsody“, der Film über die Rockband Queen und ihren legendären Frontmann Freddie Mercury, wurde 2018 zum Mega-Hit. Kann „Rocketman“ über Elton John da auch nur ansatzweise mithalten?

    Paramount Pictures / 20th Century Fox

    Vor 2018 galten biografische Filme über Bands oder Musiker nicht gerade als absolute Kassenmagneten. Der erfolgreichste war bis dahin „Straight Outta Compton“ über die Hip-Hop-Combo N.W.A., der 2015 weltweit knapp 200 Millionen Dollar einspielte. Auf Platz zwei folgte das Johnny-Cash-Biopic „Walk The Line“ mit einem Einspielergebnis von 186 Millionen.

    Aber wie gesagt: Das war vor 2018. Denn dann kam „Bohemian Rhapsody“ – und schlug eine wie eine Bombe! 900 Millionen Dollar spülte der Film über Queen und Freddie Mercury in die Kassen von Studio Fox und auf einen Schlag sind Filmbiographien über Musiker wieder en vogue. Mit „Rocketman“ startet nun die nächste und Paramount erhofft sich vom Elton-John-Film natürlich einen ähnlichen Erfolg, wie ihn „Bohemian Rhapsody“ Fox bescherte. Aber ist das überhaupt realistisch?

    Wenn man sich nur die porträtierten Personen in beiden Filme anschaut, könnte man meinen, dass „Rocketman“ dem Queen-Hit Paroli bieten können wird: Im Zentrum beider Filme stehen homosexuelle britische Rocksänger, die ihre größten Erfolge in den 70er und 80er Jahren feierten. Darüber hinaus gehören sowohl Queen als auch Elton John zu den erfolgreichsten Interpreten aller Zeiten: Mit geschätzten 250 bis 300 Millionen verkauften Tonträgern hat Elton John da sogar die Nase vorn (Queen: ca. 150 bis 200 Millionen).

    Problematische Altersfreigabe

    Doch die beiden Filme sind grundverschieden. „Bohemian Rhapsody“ war sehr auf brav getrimmt, Drogen- und Sex-Eskapaden wurden nur kurz angeschnitten. Nicht umsonst wurde er hierzulande bereits ab sechs Jahren freigegeben. Bei „Rocketman“ sieht es ganz anders aus: Auch auf Wunsch von Elton John selbst sparte Regisseur Dexter Fletcher (der übrigens auch „BoRap“ für den gefeuerten Bryan Singer fertigstellte) nicht mit Sex, Alkohol, Drogen und Schimpfwörtern, weshalb er in den USA das gefürchtete R-Rating (ab 17 Jahren) erhielt. Hierzulande dürfen ihn Zuschauer ab zwölf Jahren sehen.

    Paramount Pictures

    Und allein das dürfte dafür sorgen, dass „Rocketman“ nicht einmal in die Nähe des finanziellen Erfolges von „Bohemian Rhapsody“ kommt: Der erfolgreichste Film überhaupt, der in den Vereinigten Staaten mit einem R-Rating herauskam, ist „Deadpool 2“ (785 Millionen weltweit). Und der reitet immerhin auf dem aktuellen Mega-Hype um Superhelden-Filme (siehe den Erfolg von „Avengers: Endgame“).

    Weniger zugänglich als "Bohemian Rhapsody"

    Ein weiterer Grund, weshalb „Rocketman“ nicht einen solch enormen Erfolg wie „BoRap“ haben wird, ist die Machart des Films. Im Gegensatz zum Queen-Biopic, das ein geradlinig erzählter „Film für Jedermann“ ist, handelt es sich bei „Rocketman“ um ein fantasievolles Musical. Hier gibt es ausufernde Tanz- und Gesangsszenen statt nüchterne Darstellungen von Konzerten. Einige werden ihn gerade deshalb mögen, für die breite Masse ist er dadurch aber womöglich weniger zugänglich. Aus diesem und dem bereits genannten Altersfreigabe-Grund ist es nur schwer vorstellbar, dass „Rocketman“ ähnlich wie „Bohemian Rhapsody“ über Monate hinweg Leute ins Kino zieht, er sämtlichen Freunden vorbehaltlos empfohlen und zum Kinoereignis für die ganze Familie wird.

    Paramount Pictures

    Das sagen die Beteiligten

    Wenn man sich anhört, was die Beteiligten zur Ausrichtung von „Rocketman“ sagen, dann geht daraus eindeutig hervor, dass der finanzielle Erfolg für sie definitiv nicht an erster Stelle stand. So war von Elton John selbst zu hören (via The New York Times): „Auch wenn der Film nicht einen einzigen Penny an den Kinokassen einspielt […] ist das genau der Film, den ich machen wollte.“ Und auch Regisseur Dexter Fletcher betonte, dass er genau diesen Film machen wollte, als er von einem Telefonat mit Universal-Chefin Donna Langley erzählte, in dem es um die Finanzierung des Films ging: „Du willst ganz sicher einen R-Rated-Film für 35 Millionen Dollar machen“, habe sie ihn gefragt. Als Fletcher dann mit einem bestimmten „Ja“ antwortete, wäre von ihr nur ein „Viel Glück“ gekommen.

    Hauptdarsteller Taron Egerton wird etwas präziser. „Ich bin zufrieden, egal wie viel er einspielt“, bekräftigt er gegenüber The Hollywood Reporter, „aber ich hoffe, dass er sehr, sehr erfolgreich wird. Wenn er nur die Hälfte des Umsatzes von ‚Bohemian Rhapsody’ macht, wäre das großartig für meine Karriere. Dieser Wunsch wäre bei knapp 450 Millionen Dollar erreicht – ist das möglich?

    Wie hoch wird das Einspielergebnis von "Rocketman"?

    Es ist nicht einfach, vorherzusagen, wie gut „Rocketman“ tatsächlich laufen wird. Was jedoch für ihn spricht, sind die guten Kritiken: Bei der Weltpremiere in Cannes wurde er mit Standing Ovations gefeiert, bei Rotten Tomatoes sind derzeit 89 Prozent aller Kritiken positiv und bei Metacritic kommt er auf einen Score von 73 (Stand: 29. Mai 2019). Zum Vergleich: „Bohemian Rhapsody“ bringt es bei Rotten Tomatoes auf 61 Prozent positive Besprechungen und auf einen Metascore von sehr durchwachsenen 49.

    Box-Office-Experte Doug Creutz geht davon aus, dass „Rocketman“ einer der zwölf erfolgreichsten Filme des Sommers wird, da er einen „relativ soliden Buzz hat“ und er das „Kontrastprogramm zum breiten, an eine jüngere Zuschauerschaft gerichteten Film-Angebot“ darstellt (via The New York Times). Er rechnet mit einem Umsatz von knapp 120 Millionen Dollar allein in den USA.

    Das wäre sogar etwas mehr als die Hälfte von dem, was „Bohemian Rhapsody“ in den Staaten einspielte (216 Millionen). Den größten Teil seines Gewinns holte das Queen-Biopic im Rest der Welt – und das ist „Rocketman“ auch zuzutrauen. Schließlich ist Elton John ebenso wie Queen kein amerikanisches, sondern ein weltweites Phänomen. Und da die Altersfreigabe in den meisten europäischen Ländern nicht so streng ist wie in den USA, ist das Zielpublikum dort auch breiter.

    Insgesamt wird „Rocketman“ die 900 Millionen Dollar von „Bohemian Rhapsody“ also ganz sicher nicht einfahren. Die von Taron Egerton erhofften 450 Millionen sind aber theoretisch drin – zumindest, wenn es richtig gut läuft. Aber auch wenn es nur die Hälfte die Hälfte wird, wäre das mit einem Budget von knapp 35 bis 40 Millionen Dollar produzierte Elton-John-Biopic noch ein großer Erfolg.

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    Hierzulande läuft „Rocketman“, in dem neben Taron Egerton unter anderem auch der als Robb Stark aus „Game Of Thrones“ bekannte Richard MaddenBryce Dallas Howard („Jurassic World“) und Jamie Bell („Billy Elliott“) zu sehen sind, seit dem 30. Mai 2019 im Kino.

     

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