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    "Joker" mit Joaquin Phoenix gewinnt den Goldenen Löwen beim Fimfestival in Venedig

    Im offiziellen Wettbewerb von Cannes liefen in diesem Jahr 21 Filme, darunter „Joker“, „Ad Astra“ und die neuen Werke von Roman Polanski und Steven Soderbergh. Jetzt wurden die Preise vergeben – inklusive dem Goldenen Löwen für den Besten Film.

    Warner Bros.

    Der Goldene Löwe für den Besten Film im diesjährigen Wettbewerb bei den Filmfestspielen in Venedig ging an „Joker“ von „Hangover“-Mastermind Todd Philipps. Auch Hauptdarsteller Joaquin Phoenix ist extra noch einmal zur Preisverleihung nach Venedig zurückgekehrt, um den Preis gemeinsam mit seinem Regisseur auf der Bühne in Empfang zu nehmen – schließlich ist es fast noch mehr sein Film als der von irgendjemanden sonst. Mit dieser Entscheidung haben die Präsidentin Lucrecia Martel und ihre Jury-Mitstreiter Filmgeschichte geschrieben – es ist schließlich das erste Mal überhaupt, dass ein Comic-Blockbuster bei einem A-Festival ausgezeichnet wurde, und dann auch gleich noch der Hauptpreis. Für die Oscarchancen des Films heißt das definitiv nur Gutes.

    Nicht so gut fanden wir den Film, aber das wisst ihr ja bestimmt schon alle. Wer nicht, der kann meine Begründung gerne in der ausführlichen FILMSTARTS-Kritik nachlesen. (Mein Kollege Björn Becher hat den Film auch schon gesehen und fand ihn sogar noch schwächer. Sobald ihn noch mehr Mitglieder der FILMSTARTS-Redaktion gesehen haben, was aber vermutlich erst sehr kurz vor Start der Fall sein wird, werden wir dann vermutlich wie bei „Der König der Löwen“ wieder einen Übersichtsartikel mit allen Meinungen veröffentlichen. Es ist schließlich davon auszugehen, dass „Joker“ bei uns im Büro zu einem der umstrittensten und meistdiskutierten Filme des Jahres und vermutlich auch in der einen oder anderen Top 10 auftauchen wird. Der Joker hätte sicherlich seinen Spaß dran.)

    Joker

    Roman Polanski gewinnt doch einen Preis

    Der Großer Preis der Jury wurde an das historische Whistleblower-Drama „An Officer And A Spy“ von Roman Polanski („Der Pianist“) vergeben. Zwar zählte der Film durchaus zu den Mitfavoriten, so wurde er etwa auch von der Kritikerjury zum Besten Film des Festivals gewählt. Aber es gab im Vorfeld eben auch eine Kontroverse, weil sich Lucrecia Martel kritisch über die Vergangenheit von Polanski (in den USA wartet noch immer ein Missbrauchs-Prozess auf ihn) geäußert hatte. Nachdem einige italienische Zeitungen Martel ungenau bis falsch zitiert hatten, drohte einer der Produzenten sogar damit, „An Officer And A Spy“ kurzfristig wieder aus dem Festival zurückzuziehen. Ein Glück, dass es dazu nicht gekommen ist – denn der Film zählt auch für uns zu den herausragenden Beiträgen dieses Wettbewerb-Jahrgangs.

    Intrige

    Der Silberne Löwe für die Beste Regie ging an Roy Andersson für seine absurd-existenzialistische Komödie „Über die Unendlichkeit“. Für seinen vorherigen Film „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ durfte der schwedische Meisterregisseur 2014 sogar noch den Goldenen Löwen für den Besten Film mit nach Hause nehmen. Der neuerliche Preis ist aber sicher eine der umstritteneren Entscheidungen des Abends. Denn während einige Kritiker auch diesen Film wieder wie seine früheren abgefeiert haben, wirkte er für andere (darunter auch viele Fans des Regisseurs) wie ein müder Nachklapp. Auch wir waren schwer enttäuscht.

    Über die Unendlichkeit

    Die Besten Schauspieler

    Der Preis für die Beste Schauspielerin ging – hochverdient – an die französische Veteranin Ariane Ascaride, die in „Gloria Mundi“ von ihrem langjährigen künstlerischen Weggefährten Robert Guédiguian eine Großmutter spielt, die in Marseille extra nachts putzen geht, weil sie unbedingt die Zuschläge braucht, um ihre Familie unterstützen zu können. Mit dem Sozial-Drama kämpft der Linksromantiker Guédiguian weiter für eine bessere Welt – auch wenn er langsam selbst den Glauben daran zu verlieren scheint. Wir mochten das sehr.

    Gloria Mundi - Rückkehr nach Marseille

    Der Preis für den Besten Schauspieler wurde an den italienischen Darsteller Luca Marinelli für seine Titelrolle in der Jack-London-Verfilmung „Martin Eden“ vergeben. Darin geht es um einen ungebildeten Seemann, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine junge Frau aus gutem Hause selbst bildet, um so schließlich nach Jahren der Entbehrung zu einem ebenso von den Massen gefeierten wie von seinen Dämonen geplagten Autoren aufzusteigen.

    Drehbuch und Spezialpreis

    Der Preis für das Beste Drehbuch ging an den chinesischen Auteur Yonfan für sein historisches Animations-Drama „No.7 Cherry Lane“ über ein Dreiecksbeziehung in Hongkong zwischen einem Studenten, seiner Nachhilfeschülerin und ihrer Mutter. Besonders amüsant dabei war seine Dankesrede, die er damit begann, dass ihm bei seinen bisherigen 14 Werken immer wieder gesagt wurde, dass seine Filme so unverständlich erzählt und schlecht geschrieben seien. Deshalb sei gerade der Drehbuchpreis für ihn eine ganz besondere Freude.

    Einen Spezialpreis der Jury gab es für Franco Marescos satirische Doku „The Mafia Is No Longer What It Used to Be“ über eine Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Ermordung der gegen die Mafia angehenden Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Und so ein Spezialpreis ist auch verständlich – denn der Film ist nicht nur ziemlich unterhaltsam, sondern auch ziemlich irre. Nach der Pressevorführung standen zumindest überall die internationalen Filmkritiker zusammen (auch wir), um überhaupt erst mal herausfinden, was wir da eigentlich gerade gesehen und was davon wahr und was inszeniert war. Der Film wird ziemlich sicher niemals noch Deutschland kommen – war aber auf jeden Fall eine sehr lohnende Seherfahrung.

    Diese Jury hat die Preise vergeben

    Neben der argentinische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Lucrecia Martel („Zama“) als Präsidentin bestand die Wettbewerbs-Jury in diesem Jahr aus dem kanadischen Filmhistoriker Piers Handling, der kanadischen Regisseurin Mary Harron („American Psycho“), der französisch-britischen Schauspielerin Stacy Martin („Nymphomaniac“), dem mexikanischen Kameramann Rodrigo Prieto („Argo“), dem japanischen Schauspieler Tsukamoto Shinya („Tetsuo: The Iran Man“) und dem italienischen Filmemacher Paolo Virzì („Das Leuchten der Erinnerung“).

    Im vergangenen Jahr ging der Hauptpreis an das Netflix-Meisterwerk „Roma“ von Alfonso Cuarón, der anschließend auch als Top-Favorit ins Oscar-Rennen ging, dann aber doch noch von „Green Book“ geschlagen wurde. Im Jahr zuvor gewann Guillermo del Toros „The Shape Of Water“ den Goldenen Löwen – und ein paar Monate später dann auch die Oscars für den Besten Regisseur und den Besten Film. Jetzt wird es natürlich spannend sein zu sehen, ob „Joker“ in der anstehenden Awards Saison ein ähnlich erfolgreicher Weg bevorstehen wird. Die Chancen stehen jetzt auf jeden Fall noch einmal sehr viel besser, nachdem nun auch die Jury in Venedig dem Werk „bescheinigt“ hat, dass es mehr als „nur“ ein Unterhaltungsfilm ist.

    Der diesjährige Gewinner des Goldenen Löwen kommt bereits am 10. Oktober in die deutschen Kinos. Und einen Trailer zu „Joker“ gibt es natürlich auch schon:

     

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