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    Die wahre Geschichte hinter dem Serien-Hit "The Blacklist" mit James Spader
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Mit der zuletzt auf Netflix veröffentlichten achten Staffel wurde „The Blacklist“ noch einmal eine Spur abgedrehter. Was viele dabei gar nicht wissen: Grundlage für die Serie bilden eine wahre Geschichte und ein echter Verbrecher.

    Will Hart/NBC / Netflix

    Was haben wir in der achten Staffel von „The Blacklist“ nicht wieder alles über geheime Spione, neue Folter-Methoden und sogenannte Cyranoiden gelernt. Das scheint doch alles recht weit weg von der Realität zu sein. Und das bei einer Serie, die ursprünglich mal damit vorgestellt wurde, dass sie sogar auf einer wahren Geschichte basiert...

    Als „The Blacklist“-Erfinder Jon Bokenkamp seine Serie auf der Comic-Con 2013 das erste Mal einer großen Öffentlichkeit präsentierte, verwies er nämlich immer wieder darauf, dass die Inspiration für die Figur Raymond Reddington der echte Kriminelle James J. „Whitey“ Bulger sei.

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    Als 2011 die Nachricht die Runde machte, dass der zu den meistgesuchten Menschen auf der Fahndungsliste des FBI gehörende Whitey Bulger (teilweise auf Platz Nr. 2 nur hinter Osama Bin Laden) im Alter von 81 Jahren verhaftet wurde, sei ihm die Idee zur Serie gekommen: Was würde passieren, wenn sich ein Mann wie Bulger gestellt und über alle Leute aus seiner Vergangenheit und in seiner Zeit auf der Flucht ausgepackt hätte? Das sei die Frage gewesen, die dann zu „The Blacklist“ geführt habe. Und so gibt es in der Serie auch Anspielungen auf Bulger.

    Das ist Whitey Bulger

    Um die zu verstehen, müssen wir kurz erklären, wer dieser berühmt-berüchtigte Whitey Bulger ist: Der 1929 geborene Sohn irischer Einwanderer kam früh mit dem Verbrechen in Konflikt, wurde im Alter von 14 Jahren das erste Mal verhaftet und als Jugendlicher Teil einer Gang. Von 1956 bis 1965 saß er dann für neun Jahre im Gefängnis. Danach begann sein richtiger Aufstieg in der Bostoner Unterwelt.

    Er heuerte bei Mafia-Boss Donald Killeen an, dessen Familie weite Teil von Boston kontrollierte. Für diesen beging er die ersten Morde. Als Killeen 1972 umgebracht wurde (es gibt Quellen, die behaupten, dass Bulger selbst seinen Boss tötete und nicht, wie es offiziell heißt, Rivalen), gewann Bulger schnell selbst mehr Macht – wohl auch in Zusammenarbeit mit dem FBI.

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    Er selbst bestritt dies sein Leben lang, aber die US-Bundesbehörde bestätigte, dass Bulger als Informant Konkurrenten ans Messer lieferte, um so seine eigene Macht auszubauen. Ende der 70er, Anfang der 80er war Bulger der wohl mächtigste Verbrecherboss in Boston und in verschiedenste kriminelle Aktivitäten verstrickt. Das dauerte bis Mitte der 90er an, nach Meinung vieler auch, weil das FBI eine schützende Hand über seinen langjährigen Informanten hielt (das wird vom FBI bestritten).

    Zumindest waren es dann die Bostoner Polizei, die Staatspolizei von Massachusetts und die den Drogenhandel bekämpfende DEA, welche ohne das FBI die nötigen Beweise zusammentrugen, um Bulger zu verhaften. Doch der wurde vor seiner Verhaftung, die das FBI dann durchführen sollte, gewarnt und konnte am 23. Dezember 1994 aus Boston fliehen. Bis zu seiner Ergreifung 2011 war er dann auf der Flucht.

    Nach seiner Verhaftung wurde er wegen 19-fachen Mordes, Erpressung, Drogenhandel, krimineller Verschwörung und Geldwäsche angeklagt, am Ende in 31 von 32 Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu einer doppelt lebenslangen Freiheitsstrafe zuzüglich weiterer fünf Jahre verurteilt. Im Oktober 2018 starb Bulger im Alter von 89 Jahren, nachdem ihn Mitgefangene tot prügelten.

    Die Verweise von Reddington auf Bulger in "The Blacklist"

    Zwischen Raymond Reddington und Whitey Bulger finden sich einige Verbindungen. Dass Bulger angeblich seine Tätigkeit als Informant genutzt hat, um seine eigene Macht auszubauen, haben die Macher auf Reddington übertragen. Auch bei ihm stellt sich ja nach und nach heraus, dass er Leute nicht ganz selbstlos an das FBI verrät. Fast immer gewinnt er selbst dadurch etwas. Oft schaltet er Konkurrenz aus oder erhält Zugriff auf wichtige Informationen oder Dinge, um sein eigenes Imperium zu stärken.

    Beeindruckt hat Autor Bokenkamp aber auch die lange Flucht von Bulger, die nicht nur quer durch die Welt führte, sondern auch immer wieder zurück nach Amerika. Als er verhaftet wurde, lebte er ganz unauffällig in einer Wohnung in Santa Monica. Auch in „The Blacklist“ sehen wir Reddington so immer wieder, wie er zwar durch die Welt jettet, dann aber in den USA in verschiedensten Wohnungen lebt.

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    Bereits in der ersten Staffel von „The Blacklist“ gibt es zudem ein wunderbares Whitey-Bulger-Easter-Egg. In der sechsten Episode mit dem Titel „Gina Zanetakos“ verkauft Reddington über das Telefon Rembrandts Gemälde „Christus im Sturm auf dem See Genezareth“. Dabei wird impliziert, dass Reddington dieses gestohlen haben muss, was eine Anspielung auf den heute noch ungeklärten Kunstraub von Boston ist, der sich 1990 ereignete. Bis heute wurde die komplette Beute, darunter eben jenes Werk von Rembrandt, nicht gefunden. Es gibt viele Theorien, wer damals den Kunstraub anführte. Eine sehr populäre sagt, dass es Whitey Bulger mit seiner Bande war.

    Auch Reddingtons charismatische Art und Redegewandtheit ist wohl eine Anspielung auf Bulger – wobei weniger auf Gangsterboss und Killer Whitey, sondern mehr auf dessen Bruder William Bulger. Der war ein erfolgreicher Politiker, stand 18 Jahre dem Senat des Bundesstaats Massachusetts vor – so lange wie kein anderer vor oder nach ihm. William Bulger begeisterte mit seiner Art die Menschen – wie Reddington, der ein ähnlicher Menschenfänger ist.

    Bei Netflix und Co.: Noch mehr Whitey Bulger

    Wer sich übrigens mehr für Whitey Bulger interessiert, für den haben wir noch ein paar Film- und Serien-Tipps.

    Ganz vorne ist dabei das Drama „Black Mass“ mit Johnny Depp zu nennen. Denn das ist die Verfilmung der Lebensgeschichte von Bulger. „Black Mass“ ist leider aktuell nirgends im Abo zu streamen, kann aber bei Amazon Prime Video erworben werden.

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    Noch besseren Einblick gibt die Dokumentation „Whitey Bulger: Der Staatsfeind Nr. 2“ von True-Crime-Spezialist Joe Berlinger (u. a. auch Netflix-Hit „Verschwunden – Tatort Cecil Hotel“). Die Dokumentation könnt ihr aktuell über den RTL Crime Channel bei Amazon Prime Video streamen.

    » "Whitey Bulger: Der Staatsfeind Nr. 2" bei Amazon Prime Video*

    Auf euer Interesse stoßen könnte auch die Serie „Brotherhood“ mit Jason Clarke und Jason Isaacs. Denn die Geschichte zweier unterschiedlicher Brüder, die es in die Welt des Verbrechens bzw. der Politik verschlägt, ist direkt von der wahren Geschichte von Whitey und seinem Bruder William inspiriert. Alle drei Staffeln von „Brotherhood“ gibt es im Abo auf Sky Ticket.

    » "Brotherhood" bei Sky Ticket*

    Direkt bei Netflix könnt ihr dagegen „Departed: Unter Feinden“ streamen. Ihr seid vielleicht überrascht, das Meisterwerk von Martin Scorsese mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon und Mark Wahlberg in dieser Liste zu finden. In erster Linie ist das natürlich ein Remake des Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“, das aber nicht umsonst in Boston spielt.

    Der von Jack Nicholson gespielte Verbrecherboss Frank Costello basiert nämlich auf Bulger. Der soll darüber so stolz gewesen sein, dass er sich den Film immer wieder im Kino angeschaut hat – zumindest gab es nach Kinovorführungen des Films Meldungen über Sichtungen des damals noch flüchtigen Verbrechers. Nachdem ein Polizist ihn bei einer Kinovorführung in San Diego im Publikum entdeckte, gab es sogar eine groß angelegte Suchaktion, die mehrere Wochen andauerte und sich über ganz Südkalifornien erstreckte.

    Mit "The Blacklist" auf Netflix durch? Diese Serien verkürzen euch die Wartezeit

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